Dienstag, 14. Juni 2016

Schottland 2016.11: Broadford > Dunvegan > Carbost > Glenfinnan

ÖAuch wenn das B&B nicht ganz billig war, hat es sich gelohnt. Ich habe hervorragend geschlafen, zweimal geduscht und gut gefrühstückt. Auf Grund des Porsche 911 des Herbergsvaters vor der Tür haben wir diverse Geschichten zurechtgesponnen. Wir gehen nun davon aus, dass er früher Investment-Banker in Glasgow war und sich nach einem BurnOut nach Skye abgesetzt hat und ein B&B eröffnet hat. Die Tatsache, daß er uns um 9:00 raushaben wollte, gab Anlass für weitere Spekulationen: Muss er um 9:00 ins Büro um seine Fonds zu checken?

Heute durfte ich wieder fahren. Und zwar auf Skye. Yippie! Bei erstmaligem Nieselregen fuhren wir in den Nordwesten zum Dunvegan Castle, wo uns die Midges ebenfalls erstmalig nervten. Im September/Oktober gibt es die sonst nicht mehr. Auf dem Weg durch den Schloßgarten verschluckten wir bestimmt 100 Gramm Insekten. Wir wollten auch schon beantragen, daß das "vegan" aus dem Namen gestrichen werden sollte, da man beim Betreten des Castles Tiere essen muss. "Dun Castle" klingt aber relativ blöd. Das Castle ist eines der schöneren in Schottland. Es steht noch voller altem Kram und es fühlt sich dadurch authentischer an als z.B. Stirling Castle oder Edinburgh Castle.

Auf dem Rückweg in den Süden machten wir einen Schlenker zu dem wunderbaren Leuchtturm am Neist Point. Ein weiterer meiner Top 5 Orte in Schottland. Wäre da nicht der beschwerliche Rückweg, wäre es wahrscheinlich mein schottischer Lieblingsort. Es gibt hier tolle Klippen, einen Leuchtturm, tolles Panorama in alle Richtungen, KEINEN Busparkplatz und in den Klippen brüten massenweise Vögel. Jeder Schritt eine Postkarte. Allerdings muss man etwas laufen um dort hinzugelangen. Der Hinweg geht Bergab, das ist Kindergeburtstag. Wir haben uns einen netten Stein gesucht und darauf erstmal eine Bier-Pause gemacht. Ich weiß nicht, ob es mit dieser Bierpause zu tun hatte, daß ich dann eine neue Fotoreihe begann. Ich nannte sie "Prachtärsche in Schottland". Die schönsten Schafe von hinten. Die Serie entstand aber eher, weil Schafe hin und wieder sehr zickig sind, wenn man sie fotografieren will. Sie drehen sich einfach um. Naja, natürlich gibt es hier im Nachgang später auch noch Bilder von Klippen, Vögeln, Schafen von vorne, Booten und dem Leuchtturm. Den Rückweg beschreibt ein kurzer Dialog zwischen Fritz und mir nach meiner Ankuft am Auto am besten: 
Fritz: Du bist ja schon da!
Ich: Ich brauch ein Sauerstoffzelt!!
Fritz: Hamma nich. Es gibt nur Bier und Whisky.
Ich: OK, das geht auch.
Natürlich habe ich nichts mehr getrunken. Musste ja noch fahren. Sowieso ist unser Alkoholkonsum in den letzten Tagen wieder auf maximal 2 Bier und einen Whisky zurückgegangen. Und das meist auch erst abends im Pub...

Unser nächster Stop war Carbost, der Heimat von der Talisker Distille und des schönsten Pubs Schottlands "the old inn". Ein sehr freudiger und heimelicher Augenblick für mich war, als sich mein iPhone automatisch ins Wlan einloggte ohne dass ich etwas tun musste. Ebenfalls gewohnt, aber doof war, daß ich hier nie Bier trinken darf, weil ich ja in der Regel fahre wenn ich hier her komme. Ich erfreute mich also an meiner Diet Coke und dem Burger mit blue cheese und bacon. Meine Blicke auf das Bier der Jungs waren leicht neidischer natur.

Ach ja, bei Talisker waren wir auch noch. Allerdings waren wir etwas schockiert von dem riesen Menschen-Auflauf in deren neu erbautem Visitor Center. Früher war das irgendwie gemütlicher...

Die Reise ging dann weiter zur Fähre von Armadale nach Mallaig. Das hat vom Timing alles gut geklappt. Soweit. Auf der Fähre mußte ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß mir tatsächlich mal kurz etwas Übel wurde, obwohl kaum Seegang war. 1 Woche Thalassa aufm Atlantik ohne Hilfsmittel überstanden und jetzt Seekrank auf der 40-Minuten Überfahrt nach Mallaig???? Ich kämpfte dagegen an und gewann den Kampf. Nach 5 Minuten war alles wieder gut.

Eigentlich wollten wir in der Nähe von Mallaig übernachten, aber es war nix zu finden. Wir schauten uns zwischendrinnen noch die Silver Sands an und fuhren erstmal weiter Richtung Fort Williams, in der Hoffnung etwas vor unserem nächsten Ziel "Glenfinnan Viadukt" zu finden. Zu allem Überfluss meldete sich jetzt auch noch unser Auto mit dem Hinweis, daß unser Tank bald leer sei. Habe ich erwähnt, daß es inzwischen ca. 21:00 war? Rechts dann ein Schild "Hotel". Wir sofort auf den Parkplatz drauf und rein. Dort erwartete uns eine schottische Hochzeitsgesellschaft in bedenklich alkoholisiertem Zustand. Ich traute mich auch nicht, die sichtlich entnervte Service-Kraft auf ein freies Zimmer anzusprechen. Wir suchten weiter. Dann gab es auf einmal eine Vollsperrung. Umleitung? Nö. Nur ein Hinweis "Wait here for escort vehicle". Wir warteten also. Benzin auf Reserve, 21:30, 2 volle Blasen und keine Übernachtungsmöglichkeit in Sicht. Ich wollte nicht raus zum Pinkeln, da ich damit rechnete, daß genau in dem Moment wenn ich die Hose aufmache, das Escort-Vehicle kommt. Hinter uns sammelten sich dann ein paar Autos. Unter anderem ein weißer Minibus, aus dem nun 2 Männer in weißen Hemden und schwarzen Krawatten ausstiegen um sich etwas wankend in der Natur zu erleichtern. Da sie ungeniert direkt am Straßenrand standen, konnten wir sie gut beobachten. Nachdem ihre Blasen (hoffentlich) geleert waren, packten sie ihre besten Stücke wieder ein und verschwanden wieder im Bus. Danach folgte ein weiterer Pisser. Er war offensichtlich noch etwas bedrunkener und auch er packte an gleicher Stelle seinen Überlaufschöauch aus und pinkelte los. In diesem Moment fiel er einfach um wie eine Schranke. Ins Gebüsch im Straßengraben. Er versuchte einhändig aufzustehen, da er mit der zweiten Hand tapfer seinen Schwanz fest hielt. Es war Vorhersehbar, daß er scheiterte. Er versuchte es noch zweimal erfolglos, bis er sich dazu entschied, sein Teil endlich loszulassen und beide Hände zum Abstützen beim Aufstehen zu benutzen. Ich muss nicht erwähnen, daß unser herzhaftes Lachen eine Belastungsprobe für unsere eigenen vollen Blasen war. Natürlich kam dann das "Escort-Vehicle" und wir waren gespannt, ob es der Torkelpisser noch in seinen Minibus zurück schafft...

Zum Glück waren ja 3 Männer im Auto und keine Pussies. Wir trugen es mit Humor und tatsächlich wurden wir 1 Kurve vor dem Viadukt um 21:40 fündig. Ein Hotel namens "Prince's Hotel", daß eine Michelin-Empfehlung im Fenster kleben hatte. Es war auch sehr gepflegt und etwas elitär. Erfahrungsgemäß rechnete ich mit einem Preis von 300£ pro Nacht. Zu unserer Überraschung waren es dann "nur" 95£ für das Einzelzimmer und 140£ für das Twin-Zimmer. Angesichts der Uhrzeit, der Blasen, des Benzins, des Standorts und der sehr netten Chefin checkten wir ein und setzten uns in die Hotelbar zu einem Absacker. Der Barkeeper spielte eine schöne Playlist mit New Order, Joy Division und anderen schönen Sachen aus den 80ern. Der Tag war gerettet...


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