Dienstag, 28. Juni 2016

Konzert 2016.03: OMD

15.5.2016, Alte Oper Frankfurt
Support: Keiner

Bevor ich es vergesse muss ich ja noch von diesem Konzert-Highlight berichten. Meine Erwartungen waren alleine dadurch recht hoch, da es sich um eine Minitour handelt, bei der die Herren ihre beiden besten Alben "Architecture & Morality" (1981) und "Dazzle Ships" (1983) vollständig spielen wollten. Dieser Event war ursprünglich nur als einmaliger Gig in einem Museum in ihrer Heimatstadt Liverpool geplant (wofür ich leider keine Tickets bekam, da es innerhalb von 2 Stunden ausverkauft war; inklusive Zusatztermin). Gerade das 83er Album ist ein echtes Highlight, denn darauf befinden sich sehr viele sehr experimentelle Tracks, bei denen OMD 1983 sehr innovativ Tapes und Samples verwendeten. Das Album ist seinerzeit auch ziemlich gefloppt, denn nach ihrem 81er Mega-Hit "Maid of Orleans" erwartete die Masse einen Nachfolger. Die Dazzle-Ships-Singles "Genetic Engineering" und "Telegraph" waren zwar auch Hits, aber das Album verstörte viele. Heute geniesst das Album bei OMD-Fans und auch bei Kritikern Kult-Status. Umso gespannter war ich auf die Live-Umsetzung.

Objektiv war ich im nachhinein mit der technischen Umsetzung etwas enttäuscht, denn die experimentellen Parts kamen komplett vom Band. OK, wie hätten sie es sonst machen sollen? Eventuell hätte man die Stimmen bei "ABC Auto Industrie" live bringen können. Aber was wirklich zählt ist, daß ich mindestens 4 Gänsehautmomente innerhalb der ersten 20 Minuten hatte. Also alles Richtig gemacht...

OMD haben tatsächlich konsequent beide Alben von vorne bis hinten gespielt. Dazu sogar noch ein paar passende B-Seiten aus der Phase (z.B. "4 Neu"). Als Zugabe gab es noch ein paar Tracks von den ersten beiden Alben von 1980 und einen unpassenden Titel "Locomotion", der aber einem Paar zur Hochzeit gewidmet war.


Andy McCluskey ist ein hervorragender Sänger und Entertainer. Allein er ist einen Besuch eines OMD-Konzertes wert. Er lebt OMD und die Stimmung der Band auf der Bühne ist ansteckend. Es ist eine der wenigen 80er Bands, denen ich abnehme, daß sie nicht nur wegen dem Geld auf der Bühne stehen...



Dienstag, 14. Juni 2016

Schottland 2016.12: Glenfinnan > Glen Coe > Edinburgh > Frankfurt

Leider steht Heute schon unsere Fahrt nach Edinburgh zum Rückflug im Mittelpunkt. Zum Glück hatten wir uns für ein hervorragendes Hotel entschieden, daß die 20£ Mehrpreis gegenüber der Absteige in Ullapool auf jeden Fall wert war. Die Betten waren toll, es war sauber und das Frühstück war das Beste des Urlaubs. Der Speisesaal war auch sehr schön eingerichtet, wobei die Bilder hin und wieder erwas vom Essen abgelenkt haben...

Um dem letzten Tag noch etwas "Urlaubsfeeling" zu verpassen, nahmen wir uns die Zeit für einen kurzen Walk zu dem Glenfinnan-Viadukt, über den auch schon der Hogwarts-Express gefahren ist. Wir erkundigten ums bei der netten Hotel-Chefin nach den Zeiten, wann die Dampflokomotive den Viadukt überquert. Die Uhrzeit passte für uns perfekt: ca. 10:50. 25 Minuten und ein Sauerstoffzelt später fanden wir ein hübsches Plätzchen für eine Foto-Session. Wir waren etwas von dem Dampfausstoss enttäuscht, aber trotzdem ein schöner Anblick. Mit Geräusch natürlich noch authentischer. Im Bahnhof stand der Zug dann noch immer rum als wir zurück kamen. Leider mussten wir feststellen, daß die Passagiere keine Zauberschüler, sondern eher deren Großeltern waren. Im Bahnhof von Glenfinnan stehen übrigens 2 alte Bahnwagons, die zum B&B und zum Café umgebaut sind.Wir mussten dann aber mal los, denn laut Jaquline mussten wir 3,5 Stunden Fahrtzeit kalkulieren.

Da Fritz am Steuer saß, konnte ich mal ganz in Ruhe das beeindruckende Glen Coe bewundern. Wobei in Ruhe relativ ist. Während der Fahrt versucht Fotos zu schießen, weil alle "Viewing Points" mit Bussen vollgeparkt sind, ist nicht wirklich entspannend. Irgendwann habe ich das Fotografieren aufgegeben. Ab Stirling hat es dann eh richtig geregnet. Ein perfektes Wetter um das Land zu verlassen. Oder um sich an die Heimat zu akklimatisieren. Wir machten einen letzten Stop in einem Pub und kamen pünktlich am Flughafen an.

Die von mir reingefahrene Beule am Kofferaumdeckel wurde nicht geahndet. Rolf hatte aber auch geschickt während der Abnahme den Kofferraum geöffnet und mit den Taschen rumgewurschtelt. Hatte ich eigentlich erzählt, daß im Kofferraum auch vorher schon eine Delle war, die nicht eingetragen war und die wir übersehen hatten? Da diese echt groß ist, hatten wir mehr Angst davor, daß sie uns die anhängen wollen, als vor meiner eigenen...

Der Airport Edinburgh bringt mir irgendwie kein Glück. Das letzte Mal ist unser Flug komplett ausgefallen, dieses Mal hatte er fast 2 Stunden Verspätung. In Aberdeen gabs noch nie Probleme...

Das Fazit zum Urlaub: Es war super. Mit den Jungs hat es super viel Spaß gemacht und wir haben viel gelacht. Das Wetter war der Hammer und ich hab wie ein bekloppter fotografiert.

Die Thalassa war wie erwartet ein Erlebnis der besonderen Art. Schade, daß wir kaum segeln konnten, aber das ist halt unberechenbar. Ich hätte auch noch ein paar Tage länger auf dem Meer verbringen können, aber auch die 4 Tage an Land hatten ihren Reiz. Ich habe noch einige neue "schottische" Dinge erleben können und mein Fotoalbum ist um tolle Motive reicher geworden.

Whiskies habe wir jede Menge getrunken, bzw. verkostet. Dabei gab es wenige Überraschungen. ich mag einfach torfige Whiskies lieber. Nach wie vor sind meine Favoriten Highland Park 12y, Caol Ila, 12y, Laphroiagh 10y und Talisker 10y. Die verschiedenen Varianten meiner Lieblinge sind auch lecker, aber die "normalen" mag ich immernoch am liebsten. Als nicht getorfte haben es lediglich der Balblair 25y und der Benriach 12y in eine engere Auswahl geschafft.

Allerdings wurde mir auch bewußt, daß der ganze Hype um Whisky eigentlich totaler Bullshit ist. Das Gelabere mit den Aromen kann ich nach wie vor nicht nachvollziehen. Natürlich schmeckt jeder Whisky anders und man merkt schon, ob er in einem Bourbon, Sherry oder Port-Fass gereift ist. Aber die angeblichen Aromen kann ich in den seltensten Fällen entdecken. Vielleicht bin ich dafür aber auch nicht Profi genug. Auch Distillen Besichtigungen sind nach der 3. oder 4. nur noch was für Enthusiasten. Am Ende ist es immer das Gleiche... War aber trotzdem Imteressant.

Danke Fritz und Rolf, es war ein toller Urlaub.

Schottland 2016.11: Broadford > Dunvegan > Carbost > Glenfinnan

ÖAuch wenn das B&B nicht ganz billig war, hat es sich gelohnt. Ich habe hervorragend geschlafen, zweimal geduscht und gut gefrühstückt. Auf Grund des Porsche 911 des Herbergsvaters vor der Tür haben wir diverse Geschichten zurechtgesponnen. Wir gehen nun davon aus, dass er früher Investment-Banker in Glasgow war und sich nach einem BurnOut nach Skye abgesetzt hat und ein B&B eröffnet hat. Die Tatsache, daß er uns um 9:00 raushaben wollte, gab Anlass für weitere Spekulationen: Muss er um 9:00 ins Büro um seine Fonds zu checken?

Heute durfte ich wieder fahren. Und zwar auf Skye. Yippie! Bei erstmaligem Nieselregen fuhren wir in den Nordwesten zum Dunvegan Castle, wo uns die Midges ebenfalls erstmalig nervten. Im September/Oktober gibt es die sonst nicht mehr. Auf dem Weg durch den Schloßgarten verschluckten wir bestimmt 100 Gramm Insekten. Wir wollten auch schon beantragen, daß das "vegan" aus dem Namen gestrichen werden sollte, da man beim Betreten des Castles Tiere essen muss. "Dun Castle" klingt aber relativ blöd. Das Castle ist eines der schöneren in Schottland. Es steht noch voller altem Kram und es fühlt sich dadurch authentischer an als z.B. Stirling Castle oder Edinburgh Castle.

Auf dem Rückweg in den Süden machten wir einen Schlenker zu dem wunderbaren Leuchtturm am Neist Point. Ein weiterer meiner Top 5 Orte in Schottland. Wäre da nicht der beschwerliche Rückweg, wäre es wahrscheinlich mein schottischer Lieblingsort. Es gibt hier tolle Klippen, einen Leuchtturm, tolles Panorama in alle Richtungen, KEINEN Busparkplatz und in den Klippen brüten massenweise Vögel. Jeder Schritt eine Postkarte. Allerdings muss man etwas laufen um dort hinzugelangen. Der Hinweg geht Bergab, das ist Kindergeburtstag. Wir haben uns einen netten Stein gesucht und darauf erstmal eine Bier-Pause gemacht. Ich weiß nicht, ob es mit dieser Bierpause zu tun hatte, daß ich dann eine neue Fotoreihe begann. Ich nannte sie "Prachtärsche in Schottland". Die schönsten Schafe von hinten. Die Serie entstand aber eher, weil Schafe hin und wieder sehr zickig sind, wenn man sie fotografieren will. Sie drehen sich einfach um. Naja, natürlich gibt es hier im Nachgang später auch noch Bilder von Klippen, Vögeln, Schafen von vorne, Booten und dem Leuchtturm. Den Rückweg beschreibt ein kurzer Dialog zwischen Fritz und mir nach meiner Ankuft am Auto am besten: 
Fritz: Du bist ja schon da!
Ich: Ich brauch ein Sauerstoffzelt!!
Fritz: Hamma nich. Es gibt nur Bier und Whisky.
Ich: OK, das geht auch.
Natürlich habe ich nichts mehr getrunken. Musste ja noch fahren. Sowieso ist unser Alkoholkonsum in den letzten Tagen wieder auf maximal 2 Bier und einen Whisky zurückgegangen. Und das meist auch erst abends im Pub...

Unser nächster Stop war Carbost, der Heimat von der Talisker Distille und des schönsten Pubs Schottlands "the old inn". Ein sehr freudiger und heimelicher Augenblick für mich war, als sich mein iPhone automatisch ins Wlan einloggte ohne dass ich etwas tun musste. Ebenfalls gewohnt, aber doof war, daß ich hier nie Bier trinken darf, weil ich ja in der Regel fahre wenn ich hier her komme. Ich erfreute mich also an meiner Diet Coke und dem Burger mit blue cheese und bacon. Meine Blicke auf das Bier der Jungs waren leicht neidischer natur.

Ach ja, bei Talisker waren wir auch noch. Allerdings waren wir etwas schockiert von dem riesen Menschen-Auflauf in deren neu erbautem Visitor Center. Früher war das irgendwie gemütlicher...

Die Reise ging dann weiter zur Fähre von Armadale nach Mallaig. Das hat vom Timing alles gut geklappt. Soweit. Auf der Fähre mußte ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß mir tatsächlich mal kurz etwas Übel wurde, obwohl kaum Seegang war. 1 Woche Thalassa aufm Atlantik ohne Hilfsmittel überstanden und jetzt Seekrank auf der 40-Minuten Überfahrt nach Mallaig???? Ich kämpfte dagegen an und gewann den Kampf. Nach 5 Minuten war alles wieder gut.

Eigentlich wollten wir in der Nähe von Mallaig übernachten, aber es war nix zu finden. Wir schauten uns zwischendrinnen noch die Silver Sands an und fuhren erstmal weiter Richtung Fort Williams, in der Hoffnung etwas vor unserem nächsten Ziel "Glenfinnan Viadukt" zu finden. Zu allem Überfluss meldete sich jetzt auch noch unser Auto mit dem Hinweis, daß unser Tank bald leer sei. Habe ich erwähnt, daß es inzwischen ca. 21:00 war? Rechts dann ein Schild "Hotel". Wir sofort auf den Parkplatz drauf und rein. Dort erwartete uns eine schottische Hochzeitsgesellschaft in bedenklich alkoholisiertem Zustand. Ich traute mich auch nicht, die sichtlich entnervte Service-Kraft auf ein freies Zimmer anzusprechen. Wir suchten weiter. Dann gab es auf einmal eine Vollsperrung. Umleitung? Nö. Nur ein Hinweis "Wait here for escort vehicle". Wir warteten also. Benzin auf Reserve, 21:30, 2 volle Blasen und keine Übernachtungsmöglichkeit in Sicht. Ich wollte nicht raus zum Pinkeln, da ich damit rechnete, daß genau in dem Moment wenn ich die Hose aufmache, das Escort-Vehicle kommt. Hinter uns sammelten sich dann ein paar Autos. Unter anderem ein weißer Minibus, aus dem nun 2 Männer in weißen Hemden und schwarzen Krawatten ausstiegen um sich etwas wankend in der Natur zu erleichtern. Da sie ungeniert direkt am Straßenrand standen, konnten wir sie gut beobachten. Nachdem ihre Blasen (hoffentlich) geleert waren, packten sie ihre besten Stücke wieder ein und verschwanden wieder im Bus. Danach folgte ein weiterer Pisser. Er war offensichtlich noch etwas bedrunkener und auch er packte an gleicher Stelle seinen Überlaufschöauch aus und pinkelte los. In diesem Moment fiel er einfach um wie eine Schranke. Ins Gebüsch im Straßengraben. Er versuchte einhändig aufzustehen, da er mit der zweiten Hand tapfer seinen Schwanz fest hielt. Es war Vorhersehbar, daß er scheiterte. Er versuchte es noch zweimal erfolglos, bis er sich dazu entschied, sein Teil endlich loszulassen und beide Hände zum Abstützen beim Aufstehen zu benutzen. Ich muss nicht erwähnen, daß unser herzhaftes Lachen eine Belastungsprobe für unsere eigenen vollen Blasen war. Natürlich kam dann das "Escort-Vehicle" und wir waren gespannt, ob es der Torkelpisser noch in seinen Minibus zurück schafft...

Zum Glück waren ja 3 Männer im Auto und keine Pussies. Wir trugen es mit Humor und tatsächlich wurden wir 1 Kurve vor dem Viadukt um 21:40 fündig. Ein Hotel namens "Prince's Hotel", daß eine Michelin-Empfehlung im Fenster kleben hatte. Es war auch sehr gepflegt und etwas elitär. Erfahrungsgemäß rechnete ich mit einem Preis von 300£ pro Nacht. Zu unserer Überraschung waren es dann "nur" 95£ für das Einzelzimmer und 140£ für das Twin-Zimmer. Angesichts der Uhrzeit, der Blasen, des Benzins, des Standorts und der sehr netten Chefin checkten wir ein und setzten uns in die Hotelbar zu einem Absacker. Der Barkeeper spielte eine schöne Playlist mit New Order, Joy Division und anderen schönen Sachen aus den 80ern. Der Tag war gerettet...


Montag, 13. Juni 2016

Schottland 2016.10: Ullapool > Applecross > Broadford (Skye)

Leider muss ich nochmal beim Hotel nachtreten. Dass jeder Schritt gequietscht hat und das Bett viel zu weich und durchgelegen war, ich aber zusätzlich noch die Federn im Kreuz gespürt habe, ist fast schon UK-Standard. Dass der Duschkopf wie im Knast an der Wand fest getackert war, ist eigentlich nicht so schlimm, denn es kam sowieso kein heißes Wasser raus. Aber das Möwennest direkt vorm Fenster und der lieblose Speisesaal mit dem schlechtesten Kaffee (ever, ever, ever) nervte mich schon wirklich. Die Küstentauben haben mich mit ihrem Geschrei um 6:00 geweckt, wodurch mir wieder die Feder in der 3. Rippe bewußt wurde. Dann kam das Grauen: der Kaffee (oder was immer das für eine Plörre war). Beim eingießen in die Tasse erinnerte mich die Brühe an das Brackwasser, daß Matrose Ian illegal in den Atlantik laufen ließ. Es sah aus wie Dümschiss mit 2 Teilen Wasser verdünnt. Liebe Freunde der Ästhetik und des Genusses: Meidet das Caledonian Hotel in Ullapool. So stelle ich mir die ehemalige Kantine des VEB Braunkohle in Bitterfeld vor...

Nach einem echten Kaffee in einem kleinen Kaffee durfte ich das erste mal seit 5 Jahren mal wieder auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Sehr ungewohnt, aber so konnte ich wie wild während der Fahrt tolle Fotos machen, während Fritz die Karosse lenkte. Von Ullapool ging es über Gairloch auf die Applecross-Halbinsel mit meiner geliebten Passstraße. Vor dem Pass kommt das Bier. Bei unserem Stop in Applecross in einem der schönsten Pubs an der Westküste saßen wir DRAUßEN im T-Shirt und genossen den Blick auf die Inseln Skye und Raasay. Der Pub bekam zu Recht eine Auszeichnung zum "freundlichsten Pub Schottlands". Am Parkplatz fiel uns ein verbeulter Aluminium-Wohnwagen auf, der eine Art "Foodtruck" war. Zu kaufen gab es hausgemachtes Applecross-Eis in 6 Geschmacksrichtungen und Hausgemachten Kuchen. Ich testete "Weiße Kirschblüten" und "Lemon Curd Joghurt". Beide Sorten waren großartig. Ebenso der mit weißer Schokolade gedeckte Apfelkuchen war der Hammer. Wenn ihr da zufällig mal in der Gegend seid, schaut mal vorbei...

Der Pass war wie immer beeindruckend und Fritz hatte Spaß, ihn zu fahren. Da Rolf es noch nicht kannte, wollten wir zum Highlander-Castle "Eilean Donan". Dummerweise macht das Castle um 17:00 Feierabend und wir standen um 17:15 vor verschlossenen Türen. Das Castle ist natürlich auch von außen beeindruckend und wir machten Bilder wie behämmert. Da ich inzwischen das 4. Mal am Castle war, habe ich inzwischen wahrscheinlich 423 Fotos von jedem Bruchstein...

Nun war Unterkunft suchen angesagt. Wir wurden in Broadford fündig. Das B&B "Riverdale" ist sehr schön. Von außen sieht es zwar etwas merkwürdig aus, aber es gibt gute Betten, gutes Bad, sauber, freundlicher Gastgeber. Wir würden gerne für 2 Nächte hier bleiben, aber leider ist es wohl für die nächste Nacht ausgebucht. Auf den letzten Drücker kamen wir dann zum Anpfiff im Pub nebenan an. Deutschland hat gewonnen und selbst Rolf ist ruhig geblieben. Trotz Deutschland-Trikot und durchaus auffälligem Verhalten wurde er weder geschlagen, noch beschimpft. Allerdings war der Barkeeper scheinbar kein Deutschland-Fan. Oder er war einfach kein Fan von Höflichkeit, mehrsilbiger Kommunikation oder nach oben gebogenen Mundwinkeln. Sicherlich nicht in der Top 5 von Schottlands freundlichsten Pubs...


Samstag, 11. Juni 2016

Schottland 2016.09: Invergordon > Inverness Airport > Kylesku > Ullapool

Nach einem letzten Frühstück von der Reste-Rampe, begannen die Verabschiedungen:
Die 2 namenlosen Holländer von der Bar (die eigentlich Belgier waren) waren bereits weg. Ebenso die 2 Holländerpärchen, die mir sehr freundlich Asyl am Essenstisch gewährt hatten. Ich bin immernoch etwas verblüfft, daß die so früh rausgekommen sind, denn die haben bis 4:00 lautstark holländische Schlager mit der Crew gegrölt und gesoffen ohne Ende. 

Lehrer Robert und Oberlehrerin Jutta haben sich ordnungsgemäß abgemeldet. Wenn auch Jutta immernoch diesen Oberlehrerblick drauf hatte, als wolle sie sagen: "Ich weiß genau, daß Du unter die Bettdecke furzt" oder "Ich habe gesehn, daß Du den Popel aus dem Fenster geschnickt hast". Naja, sie war trotzdem OK. 

Die glorreichen 7 muss ich leider nachträglich umbenennen in die 7 Zwerge, denn die sind mir voll auf den Sack gegangen, weil sie ständig "Hey ho, hey ho, Heute sind wir froh" gegrölt haben. Außerdem haben wir ihre Archillesferse gefunden: die waren alle gedopt mit Pflastern, Pillen oder Seabands gegen Seekrankheit. Spätestens nachdem unser Rolf auf das zweite Krähennest geklettert ist (seine Frau wird uns dafür nachträglich hassen, daß wir ihn gelassen haben) und wir ohne jegliches Dope (außer Alkohol und Kaffee) die Reise ohne kotzen oder sonstige Symptome von Seekrankheit ünerstanden haben, ernennen wir uns zu den glorreichen 3, den wahren Alpha-Männchen unserer kleinen Primaten-Bande. Auch wenn wir das Brust trommeln gewonnen haben, verabschiedeten wir uns mit einem sportlichen, bayrischen Händedruck voller männlichem Respekt voneinander.

Schneewittchen (aka Miss Hagret, Groupie der Glorreichen, der achte Zwerg oder einfach Petra) fährt noch mit der Thalassa bis nach Kiel weiter, wo die Thalassa eine Attraktion der Kieler Woche sein wird.

Das Arschloch, seine Eltern und der andere dicke Thomas haben einen polnischen Abgang hingelegt. Sie gingen einfach wortlos an mir vorbei von Bord. Kein Tschüss, kein Händedruck, kein Winken. Nicht mal ein Lächeln oder ein zucken mit der Wimper. Und das, obwohl mir der andere dicke Thomas mindestens 10 Bier auf meinen Deckel schreiben lassen hat. Die sind eindeutig im Wandschrank aufgewachsen.

Die beiden langen Holländer werde ich vermissen. Die Jungs waren sehr nett, hatten einen super Humor und wir waren meistens voll auf einer Wellenlänge. Mit Walter, der in Wirklichkeit Wouter heißt, was wir nur immer falsch verstanden hatten, bin ich inzwischen auch auf Facebook befreundet.

Jakob und die Crew waren super. Wir haben schon überlegt, ob wir das in 2 Jahren nochmal machen. Falls von euch jemand Lust hat mitzufahren: sagt Bescheid.

So, nun beginnt der zweite Teil des Urlaubs. Fritz, Rolf und ich sind noch bis Dienstag mit einem Mietwagen unterwegs. Dazu leisteten wir uns erstmal ein Taxi für 50£ um an den Flughafen Inverness zu kommen, wo wir das Auto anholen mussten. Dieses Jahr ist es ein Vauxhall Insignia. Den ersten Tag habe ich das Fahren übernommen. Es ging zunächst nach Kylesku zum tollen Kylesku Hotel, wo ich inzwischen regelmäßig zum Essen einkehre. Dieses Mal haben wir eine neue Route, nördlich des Loch Shinn genommen. Die Strecke ist wunderschön und ich kann sie nur jedem empfehlen. Auf der Terasse vom neu ausgebauten Hotel fand dann eine keltische Hochzeit statt, die wir prima beobachten konnten. Das war sehr schön, auch wenn mir die Mädels in ihren sehr dünnen und kurzen Kleidchen bei dem kalten Wind etwas Leid getan haben. Das Essen war wieder sehr gut, aber Fish & Chips bleibt halt Fish & Chips. Selbst wenn es gut gemacht ist kann man da nicht mehr rausholen. Der Ziegenkäse mit Rote Beete Salat war dagegen wieder super.

Nach dem Essen fuhren wir dann die aus meiner Sicht schönste Straße Schottlands: die Küstenstraße nach Lochinver. Neben den zahlreichen Lochs, Panoramen, Schafen und Buchten hatte ich noch nie den Ginster blühen sehen. Das war ein Traum, denn der kräftig gelbe Ginster gibt der eher tristen Landschaft einen tollen Farbtupfer. Hinter jeder Kurve der Singletrack Road lauert ein Postkarten-Motiv. Wir waren alle drei total geflasht. Ich muss mich aber auch selbst für meine Musik-Auswahl loben. Meine Playlist bestand aus Meisterwerken der 70er von Pink Floyd, Supertramp, Jean-Michel Jarre, Mike Oldfield, David Bowie und noch mehr aus dieser Richtung. Das passte perfekt.

Nachdem ich dann bei einem Rückwärtsmanöver einen Baum geküsst hab und bei der Hotel-Suche in Ullapool erstmals seit Jahren mal wieder auf der falschen Seite gefahren bin, merkte ich, daß es Zeit für das Hotel war. Wir schauten noch das EM-Spiel England vs. Russland (1:1) in der Hotelbar und dann war für uns Feierabend.

Einen iPhone-Camera-Adapter habe ich immernoch nicht gefunden. Die Bilder sind also nur "iPhone-Notfall-Parallel-Bilder" um wenigstens einen kleinen Visuellen Eindruck zu vermitteln. Die richtigen Bilder trage ich noch nach.

Achja, das Hotel ist Kacke. Alles quitscht, ist typisch britisch angesifft und dafür viel zu teuer.
Statt der glorreichen 7 haben wir hier die glorreichen 70. Eine Busladung Renter aus Deutschland. Und dann gabs noch Live-Musik mit Akkordeon und Bontempi-Orgel. Ich wette, unten geht grad der Rollator-Punk beim Ententanz ab... 


Freitag, 10. Juni 2016

Schottland 2016.08: Cromarty > Invergordon

Heute waren wir noch phänomenale 40 Minuten auf dem Wasser. Und zwar auch nur innerhalb der Bucht von Cromarty nach Invergordon. Hier werden wohl Bohrplattformen repariert, verschrottet und beerdigt. Zumindest standen hier einige rum. Auch ein riesiges Kabel-Verlege-Schiff lag hier am Pier und wurde gewartet. Sehr eindrucksvoll das Ganze.



Um 10:30 stand dann ein Bus bereit und es ging auf eine Tour mit 3 Distillen (deren Whisky ich alle kannte und langweilg finde). Eigentlich wollte ich garnicht mitfahren, sondern schon unseren Mietwagen vom Flughafen in Inverness abholen, damit wir Morgen direkt hätten losfahren können. Letztendlich wollte ich aber nicht wieder derjenige sein, der nicht "Gruppenfähig" ist und sich ausklinkt. Ich stieg also eher lustlos ein und wollte kein Spielverderber sein. Überraschenderweise hat das leider nicht geklappt. Nach der ersten Distille hatte ich keinen Bock mehr. Dafür konnte "Glenmorangie" nix, denn daß ich deren Whisky langweilig finde, wußte ich vorher schon. Die Tour-Guiderin (heißt das so?) war sehr nett und hat sogar ein paar interessante Dinge erzählt,,die mir neu waren. Ich mochte auch ihren herrlichen schottischen Akzent, den sie sehr rücksichtsvoll langsam sprach. Die Distille selbst war sehr industriell und steril. Ich glaube, das waren die ersten Mash-tuns aus Edelstahl, die ich gesehen habe. Außerdem war alles computergesteuert und menschenleer. Irgendwie ist auch jede Distillenführung nahezu identisch mit den üblichen Phrasen übersät: "3 Dinge braucht man um Whisky zu machen" oder "Wir nehmen nur Bourbon-Fässer für die Lagerung" oder "den verdunsteten Alkohol nennen wir 'Angel's Share'". Dabei machen die Guides immer ein ganz mystisches Gesicht, als würden gleich Feen und Kobolde hinter den Fässern hervorspringen und einen Reigen tanzen. Und dann kommt nix. Nicht mal Dobby oder Hedwig. Und dann muss man morgends um 11:00 das langweilige Gesöff von denen auch noch probieren und so tun, als schmecke man Zitrusfrüchte, Haselnuss, Ananas und ein Omlett raus. Natürlich ist das dann immer der beste und besonderste Whisky der Welt. Die Sensiblen unter euch bemerken vielleicht: Ich bin genervt.

Die beiden anderen Distillen (Dalmore und Balblair) habe ich dann boykottiert. Der Tag war etwas verschwendet, wobei ich beim Warten etwas mit meinem neuen Fotoapparat und dem geliehenen Objektiv spielen konnte. Bilder folgen wie immer...
(Bild ist nur Platzhalter)

Ich hätte mir einfach selbst treu bleiben sollen, denn auch ein Busausflug ist so überhaupt nicht mein Ding. Auf dem tollen Schiff kann man den doofen Leuten einfach aus dem Weg gehen, aber in einer Busreisegruppe ist mir das alles zu eng. Das muss ich leider auch an der Tour bemängeln, denn wir haben einen Segel-Trip gebucht und keine Bus-Pauschalreise. Mal einen Landausflug machen ist ja OK, aber am letzten Tag überhaupt nicht mehr auf dem Meer zu sein, finde ich jetzt irgendwie blöd. Da wäre ich lieber einen Tag früher von Bord gegangen...

Zur Feier des Tages gab es Heute Schweinelendchen mit Ofenkartoffeln und Salat. Danach Panacotta aus weißer Schokolade mit Limette und Erdbeeren. Das war zwar relativ bodenständig, aber nicht schlechter als das bisherige Essen. Im Anschluss feierten wir noch ein bischen die Crew und jetzt lassen wir den Abend langsam ausklingen. Ich fürchte, ich muss meine Whisky-Dollars noch ausgeben. Die nimmt ja keine Bank zurück...


Zum Schluss nochmal zwei Fotos von unserem Wohnzimmer der letzten Woche:





Schottland 2016.07: Scapa Beach > Wick > Cromarty

Da ich unbedingt die Ölplattform in der Scapa Flow fotografieren und das Verlassen der Orkneys mitbekommen wollte, musste ich wohl oder übel gegen 6:00 aufstehen. Nach verlassen der Orkneys erwartete ich eigentlich ähnliche Strömungsverhältnisse wie am Cape Wrath. Zum Glück blieben die aber aus und wir waren relativ schnell beim Leuchtturm und den Klippen von John O'Groats. Das brachte eine Menge tolle Fotomotive (die ich euch immernoch nicht zeigen kann).

Nächster Halt war Wick, wo wir für einen Kurzen Distillen-Besuch bei Old Pultery Anker warfen und mit dem Beiboot übersetzten. Dieses Übersetzen war auf dem Hinweg beinahe ins Wasser gefallen, als Herr Clutch (Rolf) etwas Probleme mit der spontanen Gewichtsverteilung beim Aussteigen hatte. Es fehlte nicht viel und das Beiboot wäre gekentert...

Die Distille war wieder mal interessant, aber andererseits auch immer das selbe. Die Whiskies waren nicht mein Ding. Mir sind die zu langweilig. 

Auf dem Rückweg mussten wir dann Schwimmwesten anlegen, da die Nordsee etwas mürrischer wurde. Die Fahrt auf dem Beiboot war dann auch etwas angespannter und endete mit einem nassen Arsch und akrobatischem Anlegemanöver mit anschließendem Aussteigen für Fortgeschrittene. Das Foto im Hafen zeigt die Ruhe vor dem Sturm...

Nachdem wir dann Wick wieder verlassen hatten, geschah das Unvorstellbare: Wir setzten zum zweiten Mal die Segel und unterstützten damit den Motor, der immerhin 60 Liter pro Stunde schluckt. Der pfiffige Mathematiker unter euch kann ja mal ausrechnen, wie viel Liter wir verdonnert haben. Wer am nächsten dran kommt, gewinnt ein Whisky-Tasting bei mir. Kein Spaß! 

Bevor wir in die Bucht von Cromarty einfahren konnten, mussten die Segel wieder runter. Nun kam der große Auftritt des wahren Alpha-Männchens unserer Kleinen Primatengruppe: Rolf durfte mit auf den Mast bis ins zweite Krähen-Nest klettern. Nach kurzer Einführung hing er schon mitten im Gewirr aus Strickleitern, Segeln und Tauen. Er machte das prima in ca. 25 Metern Höhe bei mittlerem Nordsee-Wellengang. Selbst die Alphatiere der glorreichen Sieben wirkten beeindruckt...

Nach diesem mutigen Akt unseres Team-eigenem neuem Alpha Tiers fehlte eigentlich nur, daß er sich auf die Brust trommelte. Er hätte es sich verdient...

Beim Vorbereiten zum Ankern, rief unser Steuermann auf einmal das magische Wort: "Dolphins!". Natürlich aktivierte das bei mir sofort die japanischen Gene und ich griff nach dem Fotoapparat. Ich kletterte auf die Bugwand und wartete. Dann hatte ich sie tatsächlich im Sucher. Wie im Bilderbuch sprangen sie im Duett durchs Bild. Das Beweisfoto folgt natürlich noch...

Der Abend war dann auch fast zu Ende. Natürlich gab es wieder ein sehr leckeres Abendessen. Hatte ich schon erzählt, daß ich seit Tag 3 vom Tisch der glorreichen 7 verbannt wurde und nun am Holländer-Tisch saß? Unterm Strich sind mir die zwar 5mal lieber als die glorreichen 7 (inzwischen sind sie übrigens 8), aber ich finde es doof, daß ich nicht mehr mit Fritz und Rolf esse. Egal, Heute gabe es eine Art pulled pork als Chili getarnt. Jakobson würzt sehr gerne, was mit sehr entgegenkommt. Ich habe ja nicht immer alles beschrieben, was er uns kredenzt hat, aber Heute mal exemplarisch: Tortillachips mit Thunfisch-Tomaten-Salsa, Pikanter Erbsensalat, Korkuma-Reis mit Mais und eben das Pulled Chili. Ich fand es hervorragend. Wer nicht gerne scharf ist, hatte aber die ganze Woche ein Problem, den er kocht gerne einen crossover aus Indonesisch/Thai/Mexikanisch/Karibisch. Das ist zwar alles andere als Schottisch, aber wirklich sehr, sehr gut. Ich hätte mir auf dem Schiffs-Trip nur etwas mehr Fisch gewünscht. Das ist aber jammern auf extrem hohen Niveau...


Donnerstag, 9. Juni 2016

Schottland 2016.06: Stromness > Kirkwall > Scapa Beach

Die Nacht im ruhigen Hafen von Stromness war sehr erholsam. Aufgewacht bin ich vom bekackten saulauten Nebelhorn der fetten Fähre bei der Abfahrt nebenan. Ich saß senkrecht in der Koje. Ein wunder, daß ich nicht vor Schreck spontan zur Kotztüte gegfiffen habe. Auf Grund des ersten Nieselregens mußten wir das erste mal drinnen Frühstücken. Kaum war ich im Zombiemodus vor dem ersten Kaffee bei Rolf und Fritz angekommen, begann Robert etwas hyperaktiv von irgendwelchen Buslinien nach Skara Brae zu labern und daß die Thalassa sich im Laufe des Vormittags um 3 Buchten umtopfen müsse, aber wir Passagiere ja in dieser Zeit den abgesagten Landgang doch machen können. Ich verstand  nur "Hafen" und "Skagarak". Ich wollte doch nur einen Kaffee und keinen Vortrag eines ADHS-Patienten...

Nun noch mal sortiert nach dem Kaffee: Nach der 31-stündigen Nonstop-Fahrt von Glenbeg nach Stromness war Heute eigentlich Landgang angesagt. Lauf Plan sollte ein gecharterter Bus folgende Tour mit uns fahren: Skara Brae (prähistorisches Dorf), Ring of Brodgar (Steinkreis), Highland Park Distille in Kirkwall und Scapa Distille in Scapa. Dummerweise hatten die Holländer nicht auf dem Schorm, daß an diesem Tag ein ganz tolles Festival der Kriegsveteranen auf den Orkneys stattfindet und alle Busse seit Wochen ausgebucht sind. Schließlich wurden 3 riesige Oceanriesen erwartet. Das hatte zur Folge, daß wir beim ersten Landausflug seit Tobermory nicht mobile waren. Das wußten wir aber schon seit dem ersten Tag und hatten vor, spontan einen Plan auszuhecken. Dieser Situation entsprang aber nun das hyperaktive geblubber der aufgescheuchten Hühner um Robert. 

Man wälzte also diverse Busfahrpläne und hatte den Linienbus X1 gefunden, der uns scheinbar  innerhalb von 20 Minuten zu Skara Brae und nach Kirkwall bringen würde. Pläne wurden geschmiedet und Zeiten berechnet. Doch dann bemerkte einer, daß dieser Bus - aus welchem Grund auch immer - nur Montags, Dienstags und Donnerstags verkehrte. Heute ist Mittwoch. Panikmodus wieder aktiviert. Ich wollte einfach nur in Ruhe frühstücken, danach kacken gehen und dann überlegen, was aus dem Tag wird. Nachdem wir das subtil kommuniziert hatten, zogen die aufgescheuchten Hühner dann ab mit den Worten:"Dann nehmen wir halt ein Taxi".

Eigentlich war ich da sehr leidenschaftslos, denn ich hatte beides bereits letzten Herbst gesehen. Allerdings dachte ich, es wäre schade, wenn Rolf und Fritz schon mal auf den Orkneys sind und das dann nicht sehen. Ich habe dann kurz darauf einen weiteren Bus gefunden, der sogar über Ring of Brodgar nach Kirkwall fahren soll. Der T11, Abfahrt 10:45. Da die anderen bereits weg waren, teilten wir diese Erkenntnis nur mit uns selbst und freuten uns darüber. Diese Freuden ließ nach, als der Bus um 11:10 immernoch nicht da war und wir die Information erhielten, daß die Linie T11 auf Grund der vielen Touristen komplett ausgebucht sei und deshalb auch nicht über Stromnes fahren würde. 

Nachdem die Buslinien schon Namen von Terminatoren hatten, war ich kurz davor zu einem solchen zu werden. Die Verwandlung wurde gestoppt, als wir ein Taxi erblickten. Der nette Fahrer wartete noch auf einen Fahrgast, wollte uns aber 15Min. später einsammeln. Wir hatten also einen Plan C. Der wurde dann in Frage gestellt, als ein T11 auftauchte. Dicht gefolgt von einem Cabrio-Sightseeing-Bus. Der T11 fuhr an uns vorbei und als Rolf wie ein Verrückter winkte und gestikulierte, drehte der Sightseeing-Bus eine Extrarunde durch den Wendehammer und hielt vor uns an. Es zeigte sich, daß dieser Bus wohl eine Ergänzung zum überfüllten T11 sein sollte. Der Fahrer sagte ganz relaxed, er habe oben noch Plätze frei. Ich erwähnte, daß es sich um einen Cabrio-Bus handelte? Natürlich waren die freien Plätze in der letzten Reihe. Auch wenn es inzwischen nicht mehr regnete, war es draußen doch recht zugig. 


Nachdem wir uns mit diesem Umstand abgefunden hatten, stellten wir fest, daß wir nun Bestandteil einer japanischen oder Koreanischen Reisegruppe wurden, die von der schwimmenden Stadt "Caribian Quenn" zu stammen scheinte. Auch davon ließen wir uns die Laune nicht verderben. Wir nahmen es mit Humor. In den folgenden 20 Minuten hatten wir mehr "Segelfeeling" als die 3 Tage zuvor. Fritz nannte es "Straßensegeln". Es war kalt, es war windig und der Fahrer scherte sich nicht um Bodenwellen oder Kurven. Immerhin kamen wir an und wir sahen das prähistorische Dorf. Halt gemeinsam mit 84 hektischen wuselnden Asiaten, die mit merkwürdigen Reise-Utensilien wie Vollvisier gegen die Sonne oder anderen knallig bunten Hightechoutdoorequipement ausgestattet waren. Übrigens trafen wir hier auch Robert, Jutta und die beiden langen Holländer wieder, die ab hier auch Plätze in einem echten T11 ergattern konnten.

Skara Brae hatten wir erfolgreich besichtigt und nun ging es auf zum Ring of Brodgar. Dort angekommen, verstanden viele Mitreisende garnicht, was sie bei den komisch grauen Steinen sollen, die dort auf dem Acker stehen. Einige sind tatsächlich nur bis zum ersten Stein gegangen, haben sich mit ihren Idioten-Zepter selbst fotografiert und sind wieder zum Bus gegangen. Da sich noch die Passagiere von 2 weiteren Bussen auf dem Gelände rumtrieben, war von der eigentlichen Mystic der wunderschönen Anlage nichts mehr übrig. Dazu kam, daß da auf einmal ein neuer Zaun und Bauarbeiter das Bild zerstörten.

Zu den beiden Sehenswürdigkeiten schreibe ich jetzt nicht viel. Das hatte ich im Herbst 2015 schon getan. Bei Interesse scrollt einfach bis dahin im Blog zurück und lest es dort: Schottland 2015.02 und 03. Ich versuche die Posts zu Hause zu verlinken. Das App, das ich hier benutze kann das leider nicht...

Die weiteren gefühlten 3 Stunden Busfahrt im offenen Bus nach Kirkwall waren dann eine Qual. Der Wind pfiff uns um die Ohren, daß es nicht mehr schön war. Ich fühlte mich wieder wie auf der Thalassa am Cape Wrath. Das entschädigte auch nicht die tolle Sicht auf die "Caribian Quenn", die in Kirkness vor Anker lag. Am Busbahnhof angekommen, löste sich unsere kleine, wuselige, surreale Reisegruppe wieder auf. Kirkwall war dann ganz nett, aber auch nicht viel mehr. Wir waren dann im Haus-Pub eines Musik-Studios und wärmten uns mit etwas Bier und einem Snack auf, bevor wir zur Distillen-Tour meines aktuellen Lieblings-Whiskies stiefelten: Highland Park. 

Highland Park Distillery ist nicht nur wegen der hübschen Optik mit den dunkelgrauen Steinen eine der schönsten Distillen, sondern auch wegen der Tatasache, daß hier noch alles außer der Flaschenabfüllung "InHouse" gemacht wird. Da sie auch sehr liberal mit dem Thema fotografieren umgehen, denke ich darüber nach, der Distille einen eigenen Post zu widmen so bald ich endlich irgendwo einen neuen Kamera-Adapter für mein iPad gefunden habe...

Nach einem gemeinsamen Besuch mit unseren beiden langen Freunden aus Amsterdam beim örtlichen Tesco und einem Sturzbier in einem Motorsport-Pub, nahmen wir ein Taxi nach Scapa-Beach, wo die Thalassa nun auf uns wartete. Bereits nach wenigen Worten war klar: Der Taxifahrer iss en Frankforter Bubb wie unser Rolf. Nach kurzem Dialog über Sossenheim und die Orkneys waren wir auch schon an Bord. Das Abendessen war wieder hervorragend. Dieses Mal ein recht scharfes Hühnchen-Irgendwas mit GusGus (was ich nicht so mag, weil es so trocken ist). Da Fritz etwas Hals-Schmerzen hat und der Tag mit den Asiaten relativ anstrengend war, ging es früh ins Bett. Morgen geht es um 6:00 weiter Richtung Wick...

Mittwoch, 8. Juni 2016

Schottland 2016.05: Skye > Stromness (Orkneys)

Der zweite Tag der Passage zu den Orkneys begann mal wieder mit heftigem Wellengang, der auf einmal an unseren unsere Wand knallte. Grund dafür war, daß uns nun die äußeren Hebriden nicht mehr vor der offenen See schützten. Von nun an wurde es etwas "bewegter". Da ich mal vor 8:45 am Buffet war, gab es mal etwas mehr Auswahl zum Frühstück. Mir wurde dann berichtet, dass wohl Rolf und der glorreiche Schorsch kurz zuvor einen Orca gesehen haben. 2 Meter am Schiff. Allerdings gibt es dazu unterschiedliche Aussagen und keine Beweise. Ich lass das mal so stehen...

Allerdings wurde der Seegang von Leuchtturm zu Leuchtturm rauher. Wir befürchteten Schlimmes, da wir noch immer nicht Cape Wrath (nordwestlichster Zipfel Schottlands) umfahren hatten. Dort trifft der offene Atlantik aus Island/Grönland/Amerika auf unseren gemütlichen Flow aus den Hebriden. Um ums noch mehr zu beeindrucken, bildete der Übergang der beiden Strömungen einen dichten Nebel durch die Temperaturunterschiede des Wassers. Am Rande erwähnt: die Sonne scheint trotzdem immernoch und ich habe einen Sonnenbrand.

Der Nebel des Grauens kam näher und wir trauten uns aus lauter Furcht nicht mal einen Frühstücks-Whisky zu trinken. Und das zu Recht, denn als wir in den Nebel fuhren, wurden wir ziemlich durchgeschüttelt. Die Strömungen erzeugten Wirbel und Wellen im Nebel, die einem Bild von Caspar-David Friedrich ebenbürtig waren. Selbst Alphatier 1 outete sich als Seekrankheitspflasterträger. Als ich im sahte "Mir geht's eigentlich gut, ich bin nur Müde" kratzte das etwas an seinem Ego und er tat mir etwas Leid. Nachdem ich einige tolle Fotos machte (folgen noch), stellte ich fest, dass es eine ganz schlechte Idee ist unter Deck zu gehen und zu duschen. Danach war mir das erste Mal etwas schlecht. Das ließ zwar an Deck wieder nach, aber ich bekam das erstmal nicht wieder weg.



Erst als wir die Wirbel überstanden hatten und Jakob eine Stelle zum Fischen ansteuerte, wurde es wieder besser. Ich habe aber weder gekotzt, noch Tabletten genommen. Ich bin ein wenig Stolz. Das Fischen hat übrigens Spaß gemacht. Fast die gesamte Crew hat sich mit Angeln bewaffnet und insgesamt 20 Fische gefangen. Hauptsächlich Kabeljau, aber auch einen Seelachs und eine Makrele. Daraus hat Jakobson dann eine köstliche Fischsuppe gekocht.


Danach ging es mit Sonne im Gesicht und saukaltem Wind um den Ohren weiter üner einen durchaus welligen Atlantik in Richtung Orkneys. Wir waren ziemlich fertig und haben freiwillig den ganzen Tag keinen Tropfen Alkohol angerührt. Da alle wie ein Schluck Wasser in der Kurve hingen, war es recht ruhig und harmonisch auf der Thalissa. 

Die glorreichen 7 schlugen erst wieder zu, als sie mich diskret von ihrem Essenstisch verbannten. Rolf und Fritz hatten die Ehre sitzen bleiben zu dürfen. Sie waren ja auch nicht so Böse zu ihnen...

Kurz nach dem nächsten Sonnenuntergang liefen wir dann endlich in Stromness auf den Orkneys Mainlands ein. Hier hatte ich nach 2 Tagen endlich wieder Netz und wir schlafen gleich friedlich im Hafen.

 

Schottland 2016.04: Tobermory > Glenbeg > Skye

Auf meinem nächtlichen Klogang stolperte ich auf der engen Treppe und schlug mir den rechten Fuss unangenehm an und riss mir an zwei Fusszehen schöne Risse rein. Das hat echt weh getan und tut es auch 3 Tage später noch. 

Wie durch Geisterhand war die Fähre, an der wir den Abend davor angelegt hatten verschwunden und wir lagen ordnungsgemäß am Pier. Das kurzzeitige Ablegemanöver habe ich garnicht mitbekommen. Wir konnten nun also direkt von Bord gehen und haben unsere erste Distille des Jahres besucht: Tobermory. Dabei lernte ich, daß es von Tobermory noch einen zweiten Whisky gibt, der torfig und rauchig ist: Der Ledaig. Da hab ich gleich mal eine Probe mitgenommen. Die Distille selbst ist eher sehr klein und übersichtlich. Also sehr sympathisch. 

Bezeichnend war natürlich mal wieder, daß die glorreichen 7 als erste reinstürmten und sich auch nicht von der Tatsache abhalten ließen, daß die maximale Gruppengröße von 15 Personen bei der ersten Gruppe erreicht war. Am Ende gab es eine Gruppe mit 21 Leuten und eine Gruppe mit 6 Leuten.

Um 11:30 ging es dann weiter nach Glenbeg, wo es eine ganz neue, nachhaltige Distille zu besichtigen gab. Da wir nur einmal kurz über den Firth of Mull drüber mußten, treibten wir fast dorthin. Die Thalassa ging vor Anker und die Passagiere wurden wieder per Beiboot übergesetzt. Ich blieb zurück, um mal Pause von den glorreichen 7 und dem restlichen Trupp zu bekommen. Ich genoss die Ruhe auf dem wundervollen Schiff sehr und schrieb etwas an meinem Blog. Ich bekam allerdings relativ schnell ein schlechtes Gewissen, denn ich glaube, die Crew hatte sich auf ein paar Stunden alleine auf ihrem Schiff gefreut. Zumindest fingen sie dann an etwas zu chillen. Zuerst stürzte sich dann Matrose Ian ins eiskalte Wasser, dann nacheinander alle weiteren Crew-Mitglieder (außer Kapitän Jakob und seiner Frau). Ich muss gestehen, die Mädels im Bikini haben mich dann doch etwas vom Schreiben abgelenkt. Zumindest Matrosin Ellen und Smutje 1.

Als dann die ersten Passagiere zurück kamen, bin ich dann auch mal rein gesprungen. Es war saukalt. 12 Grad wie mir Ellen berichtete. Rolf ging dann auch noch baden und die beiden Alphatiere der glorreichen 7 veranstalten einen brustklopfenden Schwanzvergleich, wer öfter, länger und höher ins Wasser springt. Lang lebe die Evolution! Alphatier Klaus hat übrigens selbstredend eine Objektiv auf seiner Kamera, das teurer war als meine alte Küche. 

Danach begann unsere Odysse nach Stromness auf den Orkneys. Odyssee deshalb, weil wir ohne Halt dorthin fuhren. Das war so halb geplant, da etwas nebulös beschrieben. A propos Nebel: der begleitet uns permanent an den Küsten. Während wir tollen Sonnenschein haben, hängen die Wolken an den Bergen der Küsten fest.

Die Highlights von Tag 1 der Orkney-Passage waren ein toller Sonnenuntergang über den äußeren Hybriden (von dem nun grob geschätzt ca. 734 Aufnahmen auf diesem Schiff existieren), einige Delphin-Sichtungen, ein Hai, 4 Bier und 4 Whiskies. Auch der Anblick der Black Cullins auf Skye war von der Seeseite selbst aus der Ferne sehr beeindruckend. Selbst wenn es bereits kurz vor Mitternacht war. Wobei man erwähnen muss, daß es hier zur Zeit nie richtig dunkel wird. Sonnenuntergang ist gegen 23:00 und Sonnenaufgang gegen 4:00. Richtig dunkel ist es aber eigenlich - wenn überhaupt - nur zwischen 0:00 und 2:00. Leider sind wir nachts an Skye vorbeigefahren, während wir geschlafen haben.

Allgemein ist es übrigens sehr schade, daß der Wind zu schwach und aus der falschen Richtung bläst. Dadurch konnten wir bisher nur am ersten Tag von Troon nach Oban die beeindruckenden Segel für ca. 4 Stumden setzen. Ansonsten fahren wir leider mit Motor. Das Schiff ist aber trotzdem traumhaft schön.

Es ist auch mal an der Zeit das Essen zu würdigen, das Jakobson kredenzt. Er zaubert mit einfachen Mitteln sehr kreative Gerichte auf den Tisch. Zum Beispiel indonesisches Gemüse mit Bananen, Ei, Spinat, Lauch, Zucchini und Erdnussoße. Dazu dann angebratenen Kokos-Reis. Sehr lecker.

Ps: das sind wieder nur iPhone-Fotos. Bessere folgen spätestens nächste Woche.

Schottland 2016.03: Oban > Tobermory

Nachdem wir die Nacht durchgefahren waren und ich kaum geschlafen hatte, begann Tag 3 (Tag 2 auf der Thalassa) mit dem ersten Frühstück an Bord. Auch hier wurde konsequent auf authentische Umsetzung verzichtet. Es gab ein "normales" Frühstücksbuffet mit Wurst- und Käseplatte. Da ich bereits damit gerechnet hatte, war ich nicht weiter enttäuscht. Allerdings war um 8:45 bereits Resterampe am Buffet. 

Gegen 10:00 kamen wir dann in Oban an. Da durch unsere Routenplanung einiges durcheinandergewürfelt wurde, mussten wir draußen in der Bucht ankern, weil am Pier ein Zahnraddampfer lag. Wir wurden dann per Beiboot in mehreren Gruppen an Land gebracht. Obwohl ich nun zum 4. Mal in Oban war, ist es immernoch ein hübsches Örtchen. Natürlich haben wir wieder dafür gesorgt, daß es alle 2 Stunden entweder eine Runde Bier oder Whisky gab. Die Fish &Chips waren Scheiße. Wir hätten doch besser bei "Local Shellfish" essen sollen. Da war es allerdings ziemlich voll und wir hatten auch grad keine Lust, Tiere auseinander zu nehmen. Inzwischen war die Thalassa eingelaufen und wir konnten unter den neidischen Augen des Pöbels stolz die Attraktion des Hafens betreten um uns auf den Weg nach Tobermory auf der Insel Mull zu machen. Ich muss nicht erwähnen, dass wir immernoch strahlenden Sonnenschein hatten und in Badehosen und Sonnenbrillen auf dem Schiff saßen...


Zum Abendessen gab es am zweiten Abend Lammbraten mit im Ofen gebackenem Spinat-Erbsen-Karotten-Kartoffel-Gemüse. Das Lamm war von einem Bauern in der Nähe von Cambpletown artgerecht und biologisch aufgewachsen. Da hat es gleich doppelt so gut geschmeckt, als es es eh schon tat.

Sehr spannend war unser Anlege-Manöver in Tobermory. Der kleine Hafen hat leider nur einen Pier für so große Schiffe und da dort die Fähre aus Kilchoan übernachtet, mussten wir quasi an der Fähre anlegen. Es fühlte sich an wie das Entern eines Bootes. Wir mussten zum Aussteigen durch die Fähre durchlaufen. Das war schon etwas "strange". Vor allem, weil die Ebbe die Schiffe 2 Stunden später ca. 1,50 tiefer liegen ließ und wir durch die von uns installierte "Notbrücke" die Fähre etwas "demoliert" hatten. Das wir in Tobermory natürlich in einem Pub waren, erwähne ich garnicht extra...

Obwohl wir am nächsten Morgen um 7:30 kurz ablegen mussten um die Fähre auf ihre erste Strecke zu lassen, habe ich hervorragend geschlafen. Abgesehen von einem folgenschweren Vorfall ind der Nacht, der aber in den nächsten Post gehört...

Fotos folgen...


Es wird auch mal Zeit, die weiteren Personen auf dem Schiff vorzustellen. Da wären:

Die glorreichen 7
Die waren schon 5mal mit auf der Thalassa und man hat das Gefühl, dass sie hier VIPs sind. Zumindest benehmen sie sich so. Die Jungs kommen irgendwo aus Bayern/Franken und sind Fachleute in allen Belangen. Sie glauben, sie können segeln, kennen Schottland, wissen wie das Wetter wird oder was man unbedingt gesehen haben muss. Natürlich kennen sie jeden Bolzen und jedes Tau am Schiff und dass sie ALLES über Whisky wissen, muss ich nicht extra erwähnen. Natürlich muss man ihnen die besten Plätze an Deck überlassen, da sie dort bereits vor 3 Jahren schon mal gesessen haben und beim Essen haben wir Neulinge ihre Sitzordnung zerstört. Ich nenne sie nur liebevoll "die Idioten". Besonders Helmut. Außerdem gehören noch Michael, Ernst, Frank, Schorsch und 2 deren Namen ich wieder vergessen habe dazu. Ernst nenne ich nur Werner, weil er so aussieht. Ihn finde ich auch ganz cool. Rolf und Fritz finden die 7 grundsätzlich nicht ganz so schlimm wie ich, aber das ist auch keine große Ünerraschung. Ich bin halt ein bösartiges Lästermaul, daß kein Interesse hat nett zu ungemochten Menschen zu sein.

Miss Hagret
Das einzige Single-Mädel an Bord ist eigentlich kein Single und kommt aus Hamburg. Ich nenne sie Hagret, weil sie mich optisch an ihn erinnert. Sie ist eigentlich ganz nett, hat sich aber als Groupie an die glorreichen 7 rangeschmissen.

Die namenlosen Holländer vom Lido-Deck
Das sind 2 Pärchen, die sich nicht vorgestellt haben und auch keinen Kontakt suchen. OK, ich hab mich auch nicht in die Schlange gestellt um jedem die Hand zu schütteln, aber mit den meisten ist man im Laufe der Zeit mal ins Gespräch gekommen. Die 4 sitzen allerdings die ganze Zeit etwas abgeschottet auf dem "Lido-Deck" (Oberdeck). Trotzdem scheinen sie aber ganz nett zu sein.

Die Bier-Tulpen
2 namenlose Holländer, die eigentlich immer an der Bar sitzen. Keine Ahnung was die hier machen...

Die Langen Buben
Walter und Kes sind die Leidensgenossen, die wir bereits auf dem Fußmarsch in Troon kennengelernt haben. Die 2 zusammen bestimmt 4 Meter hoch und sitzen auch meistens auf dem Lido-Deck bei ihren Landsleuten. Die zwei sind aber sehr nett. Gefühlt sind sie auch die einzigen in unserem Alter und ich meine, da stimmt auch die Wellenlänge am besten. Kes war auch der Einzige, der mich sofort begeistert auf mein "Game of Thrones" T-Shirt angesprochen hat. Ich hatte eigentlich den Verdacht, daß die 2 ein Pärchen sein könnten, aber inzwischen hat Kes von seinem Kind erzählt.

Whisky Walter und seine Frau
Walter ist die holländische Whisky-Korifee und führt uns durch die Whiskywelt. Er ist sehr nett, aber in erster Linie auch aufm Lido-Deck zu finden. Witzig ist sein Whisky-Verkostungs-Konzept: er hat ca. 30 Whiskies an Bord und verkauft so genannte Whisky-Dollars, die man dann gegen Whisky eintauschen kann. Die Preise sind moderat. Ein 4cl Whisky kostet zwischen 3 und 5 Pfund. Seine Frau ist halt auch dabei. Nett und unauffällig.

Ossi-Herbert
Sehr netter Ossi aus Fürstenwalde. Mit ihm quatschen wir hin und wieder mal. Seine Frau ist auch dabei, ich weiß aber nicht genau warum...

Der schnöselige Sohn aka. das Arschloch
Herbert hat auch einen Sohn im Schlepptau. Der drückt den Altersdurchschnitt mit seinen ca. 30 Jahren drastisch nach unten. Er ist total überheblich und hat noch nie gelächelt oder gelacht. Wir vermuten, er hat sein lächeln verkauft. Hier sind wir 3 uns sogar komplett einig: Ein Arschloch.

Der andere Dicke
Irgendwie gehört der andere Dicke Thomas auch zu dem Arschloch. Fritz hatte die Theorie, daß die zwei ein Pärchen sein könnten und Herbert sie nur mitgenommen hat, nachdem sie versprochen haben, daß sie nicht rumturteln. Ich denke, es könnte auch der Bastard seines Vaters oder der beste Freund des Arschlochs zu sein. Also quasi die Hämorrhoidensalbe. Obwohl er deutlich sympathischer ist als das Arschloch...

Robert, der Bodenständige
Robert kennt sich in etwa ähnlich viel mit Whisky, segeln und Schottland aus wie wir. Er sagt öfter mal setze wie "Keine Ahnung" oder "So viele Whiskies kenne ich nicht" oder "keine Ahnung wie der Knoten geht". Das finde ich sehr erfrischend. Außerdem bereist er auch gerne Schottland solo.

Jutta
Lebt seit 25 Jahren mit Robert in einer WG. Ansonsten ist sie eher unauffällig.

Der Kapitän
Jakob ist ein echter Seebär, der die Thalassa als Wrack gekauft hat und selbst restauriert hat.

Der Steuermann
Wegen ihm haben wir eigentlich die Route ändern müssen. Er hat für irgendeine Prüfung am Samstag Morgen in Troon die Thalassa in Richtung Amsterdam verlassen (Bus/Zug/Flieger), um am gleichen Tag nach der 2stündigen Prüfung wieder per Flug/Zug/Bus zurückzukommen. Dadurch wurde unsere Abfahrtzeit von 16:00 auf 19:30 verschoben und die Liegezeiten haben nicht mehr gepasst. Er ist ein echter Sunnyboy-Surfertyp. Auch sehr charmant.

Die Matrosin.
Ellen ist einer der zwei menschlischen Hingucker auf dem Schiff. Wenn sie rumklettert oder an irgendwelchen Tauen rumzieht, guckt man gerne zu. Und nett ist sie auch noch. Mit ihr unterhalte ich mich immer wieder gerne mal kurz.😍

Der Matrose.
Ian ist ein Hingucker für die Mädels und auch sehr nett und recht cool.

Der Koch
Er ist nicht nur leidenschaftlicher und guter Koch, sondern auch der Sohn von Kapitän Jakob und verantwortlich für das leckere hauseigene naturtrübe Bier. Und sehr sympathisch und gut aussehend ist er auch noch. Die Sau!

Smutje 1
Der zweite Hingucker, deren Namen ich bis jetzt nicht kenne. Sie hat mich immerhin schon nach meinem Namen und meiner Kabinennummer gefragt. Leider nur um das Bier auf die richtige Rechnung zu schreiben... 🤔 Trotzdem lächeln wir uns immer sehr nett an 😍

Smutje 2
Vielleicht tue ich ihr unrecht, aber seit sie sich noch vor dem Ablegen ganz ungeniert mit ihrer rechten Hand intensiv am Arsch gekratzt hat, nenne ich sie nur noch Cindy. Man muss dazu sagen, dass sie dabei eine Jogginghose auf Halbmast mit pinkfarbenem String darunter getragen hat. Und ihre Hand verschwand bis zum Ellenbogen in dieser Jogginghose. Nicht der denkbar beste erste Eindruck für eine Küchenhilfe... Trotzdem ist auch sie sehr nett...

Sonntag, 5. Juni 2016

Schottland 2016.02: Edinburgh > Troon > Oban

Tag 2 startete damit, daß ich um 6:00 nicht mehr schlafen konnte. Was am Ende eher gut war, denn dadurch habe ich doch noch angefangen Blog zu schreiben. Auch wenn es auf der Thalassa kein WLan gibt und auch das Mobilfunknetz auf See recht instabil ist, will ich jeden Tag etwas schreiben. Eventuell stelle ich das dann zwar erst Tage später online, aber es ist wenigstens tagesaktuell geschrieben...

Wir haben in einem kleinen Kaffee gefrühstückt, dass ganz nett war. Es war zwar das erste mal, daß ich ein Full Scottish Breakfast hatte, bei dem es keinen Black Pudding gab, aber der Kaffee war sehr gut. An dieser Stelle möchte ich einen "running gag" vorstellen, der bereits vor der Abreise debütierte. Rolf stellte in unserer WhatsApp-Gruppe die Frage, ob einer einen Fön mitnimmt, damit wir den nicht doppelt hätten. Ihr Mädchen fragt euch nun sicher, warum das ein running gag sein soll. Die Antwort ist einfach: Ein Fön ist das letzte elektronische Gerät, über das sich ein Mann Gedanken macht wenn er in den Urlaub fährt. Dementsprechend haben Fritz und ich unabhängig voneinander darauf mit Spott reagiert. Und dieser Spott ist sehr nachhaltig. Egal, ob beim kleckern auf die Hose, dem Runterladen einer Bedienungsanleitung für den Fotoapparat oder diversen Diskussionen über die AfD, Türkei, Gauck, EU, Autos, USA oder Veganer: Irgendwann passt ein Fön ins Thema. Glaubt ihr nicht? Probierts mal aus... Wir schaffen das sehr konsequent...

Aber weiter im Tag 2. Eine weitere Premiere stand für mich an: Meine erste Zugfahrt in Schottland. Die Reise ging von Edinburgh über Glasgow an die Südwestküste nach Troon, wo wir endlich an Bord der Thalassa gehen sollten. Die Fahrt war mal wieder sehr kurzweilig und der Bahnhof von Glasgow hat uns mit seiner alten Architektur sehr begeistert. 


Troon braucht allerdings kein Mensch. Außer vielleicht die Trooner, aber selbst denen kann das Kaff eigentlich nicht gefallen. Zu allem Überfluss mussten wir mangels Taxi, Bus oder Rischka einen ca. 40-Minütigen Fußmarsch vom Kaffbahnhof zum Kaffyachthafen antreten. Natürlich mit 15Kilo Seesack aufm Rücken und einen zweiten Rucksack irgendwie schepp über Schulter und Seesack. Mein Rücken und ich waren fixundferdisch. Unterwegs lernten wir 2 Leidensgenossen aus Amsterdam kennen. Walter und Kes. Nette Jungs. Auf dem Weg zum Hafen entdeckten wir auch zufällig einen tollen Strand, der sogar gut besucht war. Achja, ich vergaß zu erwähnen, daß das Wetter in Schottland auch an Tag 2 hervorragend war.

Nach einem endlosen rumgeirre fanden wir endlich den Zugang zur Thalassa, deren 35 Meter hohen Masten wir zwar bereits aus dem Zug sehen konnten, aber deren genaue Lage im total unübersichtlichen Kaffyachthafen nicht auszumachen war. Die Begrüßung des Kapitäns Jakob war sehr freundlich und das Schiff ist sehr beeindruckend. OK, es gibt kein Wlan und wir haben die beiden einzigen Kabinen ohne Fenster erwischt, aber das ist nicht weiter dramatisch. Dramatisch war für mich allerdings die Bekanntgabe einer Routenänderung: Wir fahren nicht zur Heimat von 9 meiner 10 liebsten Whiskies; der Insel Islay. In meinen letzten beiden Schottland-Urlauben hatte ich die Insel von der Route gestrichen, da ich dachte, daß wir da mit der Thalassa hinfahren. Statt der phantastischen Distillen Laphroiagh, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin, Bowmore oder Adberg fahren wir also nach Oban! Dort war ich schon dreimal. Und den Whisky finde ich auch langweilig. Was für eine Enttäuschung!



Nicht nur wegen der Routenänderung bin ich etwas enttäuscht von der Thalassa. Irgendwie hat der Segelturn leider nichts schottisches an sich. Die Besatzung ist zu 100% holländisch, die Gäste zu 25%. Der Rest kommt aus Deutschland. Das heißt: Es wird Deutsch gesprochen, holländisch gekocht, deutsches Bier getrunken und unter holländischer Flagge gesegelt. Dazu kommt, daß die Passagiere alle ü50 sind und teilweise ü60 wirken. Und dann fast nur Männer. Nichts fürs Auge dabei. Außer 2 Mädels von der Crew... Aber: Die Leute sind nett, das Wetter super und der gute schottische Whisky ist lecker und preiswert. Ich freue mich aber jetzt auf die paar Tage Urlaub mit den Jungs im Anschluss... 

Der Tag 2 geht noch etwas weiter, denn ich konnte kaum schlafen. Nicht, weil mir schlecht wäre, sondern weil wir die ganze Nacht durch fahren und unsere Kabinen ganz vorne sind und jede Welle direkt bei uns aufschlägt. Das macht einen Höllen Lärm. Ich war dann kurz vor 4:00 an Deck, um den Sonnenaufgang zu sehen. Auch wenn es etwas zugezogen war, war er sehr schön vor der Kulisse von Kintyre.

Es kann sein, daß ich diesen Post zunächst ohne Bilder hochladen muss, denn mein 5,99€ Kameraadapter fürs iPad hat leider den ersten Tag nicht überlebt. Ich hoffe, ich finde in Oban einen Neuen. Oder in Unten...

Nachtrag: Hab jetzt kurzen Prozess gemacht und mir eine englische Prepaid-Karte geholt. Jetzt sollte ich bessere Verbindung haben. Allerdings habe ich keinen neuen Adapter bekommen. Also wird es hier erstmal nur iPhone-Fotos geben. In 8 Tagen werde ich das nochmal aktualisieren...

Nachtrag2: Ich habe inzwischen weitere Bilder hochgeladen. Das mache ich jetzt sukzessive bei jedem Post... :-)