Samstag, 22. Juni 2013

Konzerte erleben

In den letzten Jahren ist mir ein Phänomen aufgefallen, daß meiner Meinung nach die Stimmung auf Konzerten extrem negativ beeinträchtigt: Das Publikum versucht, das Konzert mit Smartphones einzufangen. Das führt dazu, dass die Leute das halbe Konzert über ihr bekacktes iPhone in die Höhe halten und Filme und Fotos in beschissener Qualität machen. Dabei nerven sie nicht nur alle umstehenden Fans, die sich von der Musik und der Show begeistern lassen wollen, sondern sie konzentrieren sich so steif auf ein gutes Foto- oder Film-Motiv, dass das Konzert an ihnen vorbei geht. Schade eigentlich, denn wenn es für das Publikum wichtiger ist ein gutes Foto zu machen, als das Konzert zu geniessen, leidet die Stimmung extrem. Das Besondere an einem guten Konzert ist, dass man sich daran auch ohne Fotos erinnert. Die Atmosphäre und die Emotionen setzen sich von alleine in einem fest. Wenn ich dafür Fotos brauche, konsumiere ich ein Konzert nur wie ein Tourist die Sehenswürdigkeiten. Ich bin nur Zuschauer und nicht wirklich dabei!

Ich gebe zu, dass ich auch gerne mal ein Erinnerungs-Foto auf Konzerten mache und das dann auf Facebook zu posten. In der Regel erledige ich das aber am Anfang und lasse das iPhone dann in der Tasche...

Ich appelliere an alle: Lasst die Smartphones in der Tasche bei Konzerten. Lasst euch lieber auf die Show ein. Fotos und Videos findet ihr am nächsten Tag eh haufenweise im Web...

Samstag, 8. Juni 2013

Depeche Mode Konzert 2013

Wer mich kennt, kennt auch meine Depeche Mode Geschichten. Zum Beispiel, dass ich Depeche Mode seit 1983 auf jeder Tour gesehen habe, dass Alan Wilder zu wichtig war, um auf ihn verzichten zu können, dass sie sich eigentlich nach "Songs of faith and devotion" hätten umbenennen sollen, etc....

Entsprechend kritisch stehe ich sowohl jeder neuen CD, sowie auch jeder neuen Tour gegenüber. So auch dieses mal. OK, das letzte Album "Delta Machine" habe ich schon besprochen. Fazit: Das beste Album ohne Alan Wilder. Wobei die "Ultra" auch noch OK war. Nun also das Konzert :

Tatort: Frankfurt, Commerzbankarena, 5.6.2013, Support: Trentemøller

Setlist:
Welcome
Intro
Welcome to My World
Angel
Walking in My Shoes
Precious
Black Celebration
Policy of Truth
Should Be Higher
Barrel of a Gun
Higher Love (Sung by Martin)
When the Body Speaks (Sung by Martin)
Heaven
Soothe My Soul
A Pain That I'm Used To ('Jacques Lu Cont's Remix' version)
A Question of Time
Secret to the End
Enjoy the Silence
Personal Jesus
Goodbye
Encore:
But Not Tonight (Tour debut; Acoustic; Sung by Martin)
Halo ('Goldfrapp Remix' version)
Just Can't Get Enough
I Feel You
Never Let Me Down Again

So weit die Rahmenbedingungen.

Zur Location:
Ich mag Stadien für Konzerte einfach nicht. Viel zu gross, der Sound ist scheisse, Tageslicht killt jede Stimmung. Vor allem, wenn eine Band spielt, die vom Sound und den Visuals lebt. Unsere Plätze (Haupttribühne, Block 7K, direkt über den VIP-Plätzen) waren grundsätzlich OK, aber halt viel zu weit weg. Ausserdem war die Bühne recht tief, was es quasi unmöglich machte, die schönen Visuals zu sehen.

Support:
Über Trentemøller verliere ich keine weiteren Worte. War teilweise OK, teilweise echt nervig. Nicht besser oder schlechter als andere Supports...

Die Show:
Sind wir mal ehrlich: Die Show von DM besteht im hüftschwingenden Dave Gahan, den zugegebenermassen sehr schönen Visuals von Anton Corbijn und den Hits, die die euphorischen Fans lautstark mitsingen. Ansonsten ist da nicht viel. Diese Show-Elemente hatten etwas Start-Schwierigkeiten. Von den Visuals war am Anfang wegen der blendenden Sonne und dem Tageslicht kaum etwas zu sehen. Als sich dann bei "a question of time" auch noch das Publikum als eher Mundfaul zeigte, drohte die Stimmung schon fast zu kippen. OK, Dave hätte vielleicht wenigstens mal einen Refrain selbst singen sollen, damit sich das Publikum wieder an den Text erinnert, aber er war sichtlich genervt von der Stille beim Refrain. Er versuchte dann mit platten Sex-Posen und mehrfach dem Michael-Jackson-Gedächtnis-Griff für Stimmung, was zumindest bei den ca. 15000 potenziellen zukünftigen Mrs. Gahans funktionierte. Zum Glück wurde es dann dunkler und ab "Enjoy the silence" war dann auch wieder die gewohnte Stimmung da. Wobei die Stimmung in den Stadien grundsätzlich nicht vergleichbar mit den Hallenkonzerten ist. Ausgenommen der FOS-Bereich. Da war Party von Anfang an. Auf den Rängen um mich herum wurde doch eine Menge genörgelt und sitzen geblieben. Corbijns Visuals waren wie gewohnt sehr stilvoll und schön. Leider habe ich davon auf meinem Platz aber zu wenig gesehen...

Die Setlist:
Sehr, sehr geil. Anders kann ich es nicht beschreiben. Selbst "Angel" hat mir live gefallen. und genervt hat mich eigentlich nur "barrel of a gun", weil man es kaum erkannt hat und "I feel you", weil ich das Lied einfach scheisse finde. Dafür hat mich "Higher Love", "Policy of truth", "Halo", "A question of time" und vor allem das geniale "But not tonight" richtig glücklich gemacht. (Obwohl ich Halo und Higher Love lieber in originaleren Versionen gehört hätte). Mit "But not tonight" haben sie nicht nur seit Ewigkeiten mal wieder eine Single-B-Seite gespielt, sondern in FFM sogar eine Premiere auf dieser Tour zum Besten gegeben. Da hat mich nicht einmal gestört, dass sie den Song nur als Pianoversion gespielt haben. Sehr, sehr geil! Die Netto-Länge des Konzert war mit knapp über 2 Stunden auch völlig OK.

Die Band:
Dave war an sich sehr gut drauf. Er hat gut gesungen und war sehr aktiv. Außer bei "A question of time" hat er dieses Jahr auch alle Refrains selbst gesungen. Seine Moves kamen mir allerdings oft zu berechnend vor. Immer wenn die Stimmung grad mal abgeflacht ist, hat er sich an den Sack gefasst oder hat mal kurz mit dem Arsch gewackelt. Manche behaupten, er habe auch statt Frankfurt Mannheim gesagt. Das habe ich allerdings nicht gehört.
Martin war sehr zurückhaltend und wirkte etwas "drogengeschädigt". Allerdings hat er seine Parts super gesungen. Die Interaktion mit Dave war auf der letzten Tour deutlich intensiver. Sie wirkten distanziert.
Fletch ist halt Fletch. Ab und zu mal die Hände zum Himmel und 2 Tasten gedrückt.
Christian Eigner machte an den Drums alles richtig. Allerdings waren die Drums schlecht abgemischt. Becken und HighHats waren kaum zu hören. Lag vielleicht auch an unseren Plätzen. Da ich aber eh kein Becken-Fan bin, hats mich persönlich nicht gestört.
Peter Gordeno hat mich zwischenzeitlich etwas genervt, da er versuchte in die Keyboard-Lines etwas mehr Anspruch reinzubringen. Ich nahm das dann eher als "Pseudo-Jazz-Gefuddel" wahr. Vor allem bei "Never let me down again". Andererseits hat er hervorragend Piano gespielt bei "But not tonight" Alles in allem war die Band OK, aber der Sound war bescheiden. Viel Mitten, wenig Bass und wenig Höhen. Das lag zwar sicherlich auch an unseren Plätzen, aber die schlechte Akustik in der CB-Arena ist mir schon beim letzten DM-Konzert und bei Madonna negativ aufgefallen.

Fazit:
Ich bin der Meinung, dass Depeche Mode einfach keine Stadion-Band sind. Das hat mehrere Gründe. Zum einen schätze ich, daß maximal ein Drittel der Zuschauer wirklich Depeche Mode Fans waren und der Rest einfach eine geile, fette Stadion-Show sehen wollte. Bei den Eintrittspreisen und dem riesen Hype, der um Depeche Mode Konzerte immer gemacht wird, ist die Erwartung allerdings sehr hoch und man vergleicht als "Gelegenheits-Fan" gerne mit "Pink", "Rihanna", "Madonna" oder "Lady GaGa". Mit diesen Events kann und will ein Depeche Mode Konzert aber nicht mithalten. Blöd ist nur, dass nicht einmal die minimum Anforderung der "Gelegenheits-Fans" erfüllt wird: Ein Best of der Band! Die Fans finden es super, dass Songs wie "Halo", "But not tonight" oder "Higher Love" gespielt werden. Der "GF" würde eher "People are people", "Master&Servant", "Everything Counts" und all die anderen 80er Hits hören. Von denen gabs aber nur 3 Stück! Da das Konzert ja aber trotzdem gut ist, ist der "GF" verwirrt. Er wundert sich über die Euphorie der echten Fans und fragt sich, wo er das einsortieren soll. Das drückt auf die Gesamtstimmung. Ich denke, ein Stadion-Konzert für diesen Preis muss mehr bieten, als ein paar Visuals und einen Flummy-Sänger. Entweder eine Riesenshow á la Pink oder Lady GaGa oder wenigstens eine echte Rockshow á la Rolling Stones oder Toten Hosen. Ich will natürlich nicht, dass DM eine solche Show macht, sondern, dass sie wieder in "normalen" Hallen spielen. Die Konzerte in der Festhalle waren zum Beispiel tausendmal besser und stimmungsvoller...

Ich freue mich auf Februar 2014. Depeche Mode in der SAP Arena! Das wird sicher ein besseres Gesamtpaket...

Mehr Fotos und Videos gibts übrigens auf meiner Facebook-Seite... :-)











—-- Artikel wurde auf meinem iPad erstellt