Samstag, 20. April 2019

Konzert 2019.08: Giorgio Moroder

14.4.2019, Jahrhunderthalle, Frankfurt

Manch einer fragt vielleicht Giorgio was? Wer ist das denn? Kinder der Achtziger erinnern sich vielleicht an ihn wegen der schrecklichen Olympia-Hymne „Reach Out“ oder „Together in electric dreams“, was mich noch heute bei jedem Human League Konzert nervt. Sein Lebenswerk beinhaltet aber viel spannendere Produktionen, die er auch geschrieben hat: z.B. Nahezu alle Hits von Donna Summer (z.B. Hot Stuff, I feel love, Love to love you baby,  On the Radio, Bad girls). Außerdem schrieb er Hits für Blondie, Sparks, Limahl, Kenny Loggins, Irene Cara, David Bowie, Berlin, Kylie Minogue, uvm...

Außerdem gibt es auch einige Soundtracks von ihm und frühe Elektro-Disco Titel (z.b. The Chase aus Midnight Express oder From here to eternity). insgesamt ist er für mich neben Jean-Michel Jarre, Kraftwerk und Vangelis einer der Urväter der Elektronischen Musik. Auch wenn ich skeptisch war, was der 79jährige live auf der Bühne darbieten könnte, wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Zumal mich die Senioren von Yello auf ihrer letzten Tour sehr begeistert hatten...

Herr Moroder begann altersgerecht um Punkt 19:00 mit einem Instrumental-Titel. Leider hat er einen Teil der Synthies durch ein Streicherquartett ersetzt, was die meisten wahrscheinlich eher toll fanden, aber mich eher enttäuscht hat. Wir haben uns auch regelmäßig gefragt, was genau Herr Moroder eigentlich auf der Bühne gemacht hat (außer gelegentlichen Gesangseinlagen). OK, das war nicht weiter schlimm, denn sein musikalisches Lebenswerk wurde dennoch mit Würde und Respekt vor den Original-Künstlern von seinen 2 weiblichen und einem männlichen Sänger interpretiert. Insgesamt war das Ganze sehr Donna-Summer lastig, was aber nicht weiter verwundert hat. Schließlich war sie seine große Muse und bescherte ihm auch die größten Hits. Angereichert wurde das Event durch verschiedene interessante Anekdoten von einer Ikone der elektronischen Musik. Es war eine schöne Zeitreise mit vielen Hits...






















Konzert 2019.07: Alphaville

9.4.2019, Batschkapp, Frankfurt
Support: Ina West

Das Album „Forever Young“ dessen 35 jähriges Jubiläum auf dieser Tour zelebriert werden soll, gehört für mich zu den besten je geschriebenen Synthpop-Alben aus Deutschland (neben den Erstlingswerken von Boytronic und Camouflage). Selbst International muss sich das Album nicht verstecken. Bis auf Lies finde ich jedes Lied genial. Selbst wenn man sich an Big in Japan, Sounds like a melody und Forever Young vielleicht inzwischen etwas überhört hat, sind das trotzdem Meisterwerke. Ich hatte also mal wieder das Problem, mit einer sehr großen Erwartungshaltung in die Batschkapp gefahren zu sein...

Am Anfang eines Konzerts ist aber erstmal die Vorgruppe (falls es eine gibt). In diesem Fall die polnische Band Ina West. Es begann mit 3 merkwürdig anmutenden Menschen, die auf Holzstäbchen rumklopften. Sehr gewagt für eine Vorgruppe bei einem Publikum ü45. Danach entwickelte sich die Musik in eine Mischung aus Björk, Laurie Andersen und Kate Bush. Entsprechend war es teilweise extrem nervtötend, aber teilweise auch richtig gut. Ich habe schon deutlich schlechtere Vorgruppen erlebt...






Inzwischen wurde es echt voll in der Batschkapp und meine Stimmung war kurz vorm kippen. Vor allem weil Alphaville erstmal ungeliebte Tracks des zweiten und dritten Albums präsentierte. Gefolgt von noch neueren Titeln und Solo-Titel von Sänger Marian Gold. Dance with me war dann das einzige Highlight der ersten 30 Minuten. Nachdem ich mich schon richtig geärgert hatte, dass nix vom Album „Forever Young“ gespielt wurde, kam in mir der Verdacht auf, dass das Album dann irgendwann gegen Ende an einem Stück gespielt werden würde. Zugegeben: Wenn ich daran nicht geglaubt hätte, wäre ich echt mies gelaunt gewesen. Etwas versöhnt wurde ich dann erstmal durch die beiden genialen B-Seiten „Seeds“ (in deutscher Version: Leben ohne Ende) und „The Nelson Highrise: Elevator“. Danach war ich schon fast begeistert. Doch dann kam es, wie es kommen sollte: Es gab einen kurzen Break und Marian Gold kündigte an, das ganze Album vollständig zu spielen. Noch hatte ich etwas Restangst, dass es vielleicht „verrockt“ oder „vermodernisiert“ würde, aber nach den ersten Tönen war klar, dass meine Befürchtungen Umsonst waren. Es folgte das ganze Album in original Sound und Reihenfolge. Nur Forever Young wurde ans Ende als „Highlight“ geschoben. Außer, dass vereinzelt die eine oder andere der vielen (live gespielten) Synthmelodien der 2-3 Keyboarder etwas zu leise war, war es perfekt. Besser hätte man das Album kaum spielen können und mehr Gänsehaut hätte ich auch kaum vertragen.


















Donnerstag, 4. April 2019

Konzert 2019.06: Palais Schaumburg

2.4.2019, Nachtleben Frankfurt

Eigentlich ist hiermit alles gesagt:
palais-schaumburg-feiern-im-frankfurter-nachtleben-den-eigensinn-rsYJsM0XgB?fbclid=IwAR1_EPrL5tpILludJTTObPkoDsMk9jJ_W400Qpug1WwYxHpORkCNAaf5ApI

Dennoch ein paar persönliche Worte:
Selten hat mich eine Band der Achtziger so positiv überrascht. Nicht nur der sound war absolut authentisch, auch die Ausstrahlung der Band und der gesamte Auftritt glich eiiner Zeitreise. Texte wie "Kinder der Tod" oder "Wir bauen eine neue Stadt" wurden von Holger Hiller (immerhin schon 62 Jahre jung) mit dem gleichen jugendlichen Charme dargeboten, wie seinerzeit 1981. Im Gegensatz zu Andreas Dorau hat man bei Palais Schaumburg auch nie das Gefühl gehabt, dass sie sich für diese frühen Werke schämen würden. Wieso auch? Die Songs und die Texte sind so eigenwillig und besonders, dass man darauf uneingeschränkt stolz sein darf. Selbst wenn man sich manchmal an Fehlfarben oder Der Plan erinnert fühlt, haben die Songs stets einen sehr eigenen und unverwechselbaren Charakter.

Mich als Elektro-Junkie hat natürlich vor allem der Einsatz der beiden Korg MS20 (wenn auch einer davon ein Mini-Nachbau war) sehr begeistert. Typisch für Anfang der 80er war es, den MS20 als Filter für Audiosignale wie Stimme oder Gitarre zu verwenden. Excellent demonstriert von Holger Hiller, der nahezu alle Gitarren-Parts durch den MS20 gejagt hat. Da klingen selbst Gitarren wieder spannend für mich.

Auch die Trompete ist eher ein natürlicher Feind meiner Ohren, aber durch die Verwendung diverser Effektgeräte, habe ich mich tatsächlich jedesmal gefreut wenn Thomas Fehlmann zur Trompete griff.

Diese experimentellen Sound-Orgasmen wurden dann durch die treibenden Drums und den funkigen (aber trotzdem genialen) Bass getrieben. Insgesamt ein tolles Konzert, bei dem man erleben durfte, was rauskommt, wenn wirklich gute Musiker quer denken und offen für Experimente sind. Nächsten Monat kommen "Der Plan". Mal sehen, ob die da mithalten können...

Eine Setlist habe ich leider nicht gefunden, aber bis auf sehr wenige Ausnahmen haben sie eigentlich das komplette erste Album inkl. der frühen Singles gespielt.