Montag, 24. Dezember 2012

Scheiss Tradition

Eigentlich ist es seit Jahren meine Tradition, dass ich an Heiligabend die letzten Weihnachtsgeschenke kaufen gehe. Ganz oldschool in der Stadt. Heute muss ich leider feststellen, dass das eine scheiss Tradition ist. Bei Thalia, Saturn oder Karstadt bilden sich Schlangen, als wäre der Weltuntergang für Morgen angekündigt. Dazu kommt das Problem, dass man sich auf Grund der flächendeckenden Amazon-Wunschzettel gar nicht mehr traut etwas zu verschenken, was nicht darauf zu finden ist und nicht mindestens die Priorität "hätte ich sehr gerne" hat. Natürlich findet man genau diese Dinge nicht mal eben schnell in 2 Stunden. Also gibts dieses Jahr nur Gutscheine zu Weihnachten. Dafür warte ich bis kurz vor 2, wenn die Schlangen kürzer werden. Oder ich kaufe sie gleich online und drucke sie dann selbst aus.
Meine neue Tradition wird es sein in Zukunft an Heiligabend einen Post zu schreiben. Ich sitze hier im Café (draußen!) und beobachte das Treiben. Ich bin überrascht, daß ich jede Menge harmonische Paare sehe, die völlig entspannt Hand in Hand bummeln. Ich beobachte kaum Panik oder Streit. Irgendwie haben die Menschen auch nur wenige Einkaufstaschen bei sich. Ich schließe daraus, daß die vielen Menschen in den Schlangen scheinbar nur Gutscheine oder SD-Cards kaufen, die dann in den Jackentaschen verschwinden.
Weihnachten ist auch nicht mehr das was es mal war...
—-- Artikel wurde auf meinem iPad erstellt

Dienstag, 11. Dezember 2012

Heaven 17 im Colos-Saal


Nachdem ich die Tour zu Ehren des Albums "Penthouse and pavement" 2011 leider verpasst habe und mir alle davon vorgeschwärmt haben, wollte ich mir die "Luxury Gap" Tour auf keinen Fall verpassen. Schließlich stehen bei Heaven 17 zwei Gründungsmitglieder (Ian Graig Marsh und Martyn Ware) von Human League auf der Bühne, die maßgeblich an den beiden genialsten Synthpop-Alben aller Zeiten mitwirkten: "Reproduction" (1979) und "Travelogue" (1980). Sänger Glen Gregory ist zwar nicht Original-Sänger Philip Oakey (der ja noch heute als Human League unterwegs ist), aber er singt auch ganz gerne mal alte Human League Hits :-)

Das Colos-Saal in Aschaffenburg ist auch eine sehr nette Location. Halb so groß wie die Batschkapp und mitten in der Fußgängerzone. Da Montag: STRESS. Ich kam ca. 10 Minuten vor 8 an. Und das war gut so, denn Heaven 17 fingen pünktlich um 20 Uhr ohne Vorgruppe an. 

Mein erster Schock: Wo ist Ian Graig Marsh? An der zweiten Keyboard-Station stand eine Frau rum. Wie ich nun rausgefunden habe, ist er wohl 2007 ausgestiegen, weil er keine Lust mehr auf Heaven 17 hatte. 

Der zweite Schock: Bereits beim ersten Song (Crushed by the wheels of industry) fiel wohl auf der Bühne kurz der Strom aus. 

Der dritte Schock: Es gab tatsächlich einen Gitarristen, Bassisten und eine Background-Sängerin auf der Bühne. Mit den 2 Keyboardern und dem Drummer (E-Drums) habe ich ja gerechnet, aber die anderen 3 hatte ich verdrängt, obwohl es bei dem Album logisch war. Da war ich dann doch schnell froh, dass kein Saxaphon auf der Bühne war...

OK, nun ist Luxury Gap nicht mein Lieblings-Album von Heaven 17, aber immerhin enthält es die größten Hits: "Temptation", "Let me go" und "Come live with me". Diese 3 Titel waren auch super (wenn auch die Synths etwas zu leise waren). Der Rest des Albums ist mir aber eigentlich zu "funky". Ich mag diese "mbow, mbow Bässe" und das Jazz-Geklimper einfach nicht. Ich wollte das Konzert schon scheisse finden, als der letzte Track des Albums lief. Danach wurde es schlicht und ergreifend: GENIAL

Es ging los mit "I've lost that loving feeling" in der nahezu originalen Version des Human League Meisterwerks "Reproduction". Keyboarder Martyn Ware singt hier live hervorragend im Duett mit Glen Gregory. Dann kamen einige Titel vom 81er Album "Penthouse & Pavement" sowie der Klassiker "I'm your money" und eine herrliche Balladen-Version von "Party fear two". Das nächste Highlight war dann "A crow and a baby" vom Human League Album "Travelogue". Für mich das beste Album aller Zeiten. Als nächstes Highlight wurde das allererste Lied angekündigt, dass Martyn Ware je geschrieben hat. Als alter Human League-Spezi war klar: jetzt kommt Being boiled. Da ich das erst vor 3 Wochen von Human League gehört hatte, hielt sich meine Aufregung in Grenzen. Und dann passierte es: Ich hatte Tränen in den Augen und Vollkörper-Hühnchenleder. Sie spielten tatsächlich die tausend mal bessere Album-Version von der "Travelogue" und nicht die langweilige Single-Version. Das hat mich völlig umgehauen. Auch wenn die Version später durch eine neue und leider unpassende Vocal-Einlage von Glen Gregory und der Background-Sängerin etwas an Genialität verloren hat, war ich völlig hin und weg. Für die, die sich jetzt fragen: "wovon redet der Idiot"; die Travelogue-Version ist die, die damals bei der Hitparade International auf HR3 mit Werner Reinke immer lief, als der Schnelldurchlauf kam. Meine Begeisterung hat nun etwas nachgelassen, denn wie ich erfahren musste, spielen Heaven 17 wohl immer diese Version. Umso besser... :-)

Es folgen Links:

Die "Single-Version" (live Human League, 2012)


Die "Travelogue-Version" (live Heaven 17, 2010)

Im Bett mit Midge Ure (und Linusine)

Nachdem ich das Konzert von Ultravox verpasst habe, da ich in Schottland im Urlaub war, habe ich nun wenigstens "The voice of Ultravox" solo gesehen. Und bei ihm heißt solo wirklich solo. Nur mit seiner Akustik-Klampfe. Jetzt kommt wieder mein Spruch: Wer mich kennt, der weiß, daß ich bei einem Akustik-Konzert in der Regel das Weite suche. Bei Herrn Ure ist das nicht so. Immerhin bin ich mittlerweile schon zum vierten Mal bei ihm. Es ist wirklich absolut erstaunlich, wie sympatisch der Mann ist. Wieder wollte ich eigentlich gerne einen Whiskey mit ihm trinken...

Er schafft es immer wieder, mich zu verblüffen indem er seine Hits wie "Vienna", Fade to grey" oder "Lament" mit so viel Power rüberzubringen.

Anbei: Lament (Live im Bett, Frankfurt, 8.12.2012)


Samstag, 8. Dezember 2012

Wird Ehrlichkeit überbewertet?

Klingt sehr philosophisch, oder? Irgendwie ist es das auch, denn das läßt sich nicht pauschal beantworten. Wer sollte wann zu wem ehrlich sein? Wenn man ehrlich ist, dann bringt einem Ehrlichkeit meistens nur Probleme. Einige Beispiele:

Fall 1: Ich sage einer sich gerade in Trennung befindlichen sehr guten Freundin (dachte ich zumindest), dass ihre Forderungen an ihren Ex in spe gerade etwas überzogen sind und ich der Meinung bin, dass das nicht nötig ist und ihn das ins Chaos stürzen wird, während sie bereits einen neuen Freund hat, in dessen Haus sie in Kürze einziehen wird. Resultat: Sie meidet offensichtlich den Kontakt mit mir. Als ich noch "auf ihrer Seite war" hatten wir regelmäßig Kontakt.

Fall 2: Eine sehr gute Freundin macht mir unmissverständlich klar, dass ich dringend mein Liebesleben in andere Bahnen bekommen muss, da ich sonst ewig unglücklich sein werde. So weit so gut. Aber muss man diese Wahrheit an den Kopf bekommen, wenn man sowieso gerade aus tausend Gründen deprimiert am Boden ist und sie das genau weiß? Und dann auch noch von jemandem, dessen Liebesleben ich alles andere als glücklich oder erstrebenswert finde? Ich war kurz davor auch "unsensibel ehrlich" zu werden, zog es dann aber vor nach Hause zu gehen. Zu mal sie nur bedingt Recht hatte und ich nicht einmal sagen kann "Sie hat ja eigentlich Recht und ich muss mich dieser Tatsache stellen".

Fall 3: Hier kann ich noch weniger ins Detail gehen, aber sagen wir einfach mal, es gibt da jemanden, in den ich mich ein wenig verliebt habe. Sie hat allerdings schon länger einen Freund. Diese Beziehung hatte zwar die letzten Jahre einige Problemchen zu bewältigen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass das funktionieren wird, aber sie ist nun einen riesigen Schritt auf ihn zugegangen um ihre Beziehung zu festigen. Sollte ich hier ehrlich sein und ihr meine Gefühle mitteilen?

Fall 4: Unsere Firma muss leider eine recht große Anzahl Mitarbeiter entlassen und auch ich mußte eine  "Casting-Liste" für mein Team erstellen, wer was kann und mit wem ich die Zukunft planen möchte. Natürlich habe ich dazu konkrete Vorstellungen, aber kann ich darüber mit den Mitarbeitern ehrlich und offen sprechen? Davon abgesehen, daß ich das natürlich nicht darf. Aber selbst wenn? Wäre es fairer? Würde es irgendjemandem einen Vorteil bringen?

Ich finde bei allen 4 Fällen ist das mit der Ehrlichkeit irgendwie nach hinten losgegangen, bzw, würde nach Hinten losgehen. Aber sollte man deshalb auf Ehrlichkeit verzichten und es wie der "Klischee-Ami" machen und immer nur schön lächeln und winken? Ich denke nein. Das ist auch keine Lösung. Ehrlichkeit muss Möglich sein und auch wenn man sich gegenseitig verletzt oder streitet, wird danach die Ehrlichkeit eine Freundschaft stärken. Auch wenn es eine Phrase ist: In einer Freundschaft muss man sich die Wahrheit sagen können. Wenn das nicht geht, nenne ich es nicht Freundschaft, sondern Bekanntschaft.

Ich teste das auch ganz gerne ab und zu, wenn ich mir nicht sicher bin, ob es sich wirklich um Freunschaft handelt oder eher eine Bekanntschaft ist. Ich spreche dann ganz gerne ein kritisches Thema an und beobachte die Reaktion. Natürlich kommt dann auch oft die Retourkutsche, aber da muss ich dann durch.

Vielleicht fragt sich jetzt jemand, wie ich denn mit der Wahrheit klarkomme, die mir an den Kopf geknallt wird? Natürlich reagiere ich auch oft verletzt oder sauer. Allerdings werfe ich nie dem Gegenüber vor, daß er/sie mir gegenüber ehrlich seine Gedanken mitteilt. Wenn ich dann aber über die Sache nachgedacht habe und der Meinung bin, daß es einfach nicht wahr ist, bin ich schon etwas enttäuscht und sollte das Gespräch wieder suchen. Das tue ich nicht immer, da ich keine Lust habe mich zu rechtfertigen. Ich weiss dann ja, daß es nicht wahr war! Wenn ich dagegen merke, daß mir die Wahrheit gesagt wurde, dann nehme ich das durchaus ernst.

Eine Ausnahme ist sicherlich der Job. Hier muss man natürlich aufpassen wemm man wie viel Ehrlichkeit zumutet...

Samstag, 1. Dezember 2012

Garbage 2012 zum Zweiten

Nachdem ich bereits das erste Konzert im Frühjahr in Luxemburg toll fand, wollte ich die bezaubernde Shirley und ihre Jungs unbedingt nochmal sehen. Also fuhr ich letzten Montag nach Köln ins E-Werk und wurde nicht enttäuscht. Das Konzert war noch besser als das Letzte. Shirley war gut drauf und hat viel mit dem Publikum gesprochen. Das war auch kein einstudierter Scheiss, sondern sehr persönlich. Von der Tatsache, das der Kölner Dom immer eine Baustelle sei wenn sie Köln sind, über dem Todestag ihrer Mutter bis hin zum genauen Datum wann sie das letzte Mal in Deutschland gespielt haben war das oft sehr ergreifend.

Die Tracklist war noch besser als das letzte Mal. Der unten stehende Link beschreibt es perfekt:

http://www.sparklingphotos.de/concert-reviews-mainmenu-128/3516-konzertbericht-2012-garbage-superbus-live-koeln-e-werk-setlist-fotos-review

Übrigens war auch die französische Vorgruppe "Superbus" sehr gut. Ich habe mir direkt eine Best of von denen gekauft...

Udo - ein verkanntes Genie

Udo wer? Bestimmt nicht der Lindenberg, der alte Nuschler. Nein, es geht um Herrn Jürgens. Seit Jahren will ich diese deutsche Legende live sehen und da es dem Linusinchen genauso ging, haben wir uns das nun erfüllt. Und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt!

Als erstes möchte ich die tolle Bühnen-Präsenz des mittlerweile 78jährigen erwähnen. Er ist ein echter Entertainer im Stil von Frank Sinatra und das hat er dann auch in den nächsten fast 3 Stunden bewiesen. Musikalisch fing es sehr anspruchsvoll an. Nichts erinnerte an den Schlager-Kram. Die Arrangements waren sehr komplex und das Orchester sehr, sehr gut. Beim Titel Eis & Glut hatte ich echt Gänsehaut. Dazu kamen noch die perfekte Technik. Der Sound in der Festhalle war der Hammer und die Video-Projektionen auf der Grossleinwand waren perfekt. Live-Bilder von Udo oder den jeweiligen Solisten wurden sowohl stilistisch, wie auch technisch perfekt live in die atmosphärischen Videos integriert. In der Form habe ich das noch nie gesehen. Kompliment!

Teil 2 des Konzerts wurde dann leider etwas schwächer, da er dann dem überwiegend älterem Publikum seine Schlager-Kracher präsentierte. Die lege ich zwar als DJ regelmässig selbst auf, aber freiwillig höre ich mir die eigentlich nie an...

Trotzdem ein tolles Konzert und ein wunderschöner Abend mit dem Linusinchen :-)

Helden der 80er Wochenende

Seit Wochen fieberte ich dem Wochenende 16./18. November entgegen: Am 16. spielten Human League in Saarbrücken und am 18. Anne Clark in Darmstadt. Ultravox waren ja leider während meines Urlaubs auf Tour und Heaven 17 kommen am 10.12. nach Aschaffenburg. Ach ja, und Midge Ure kommt noch Solo nach Frankfurt ins Bett. Aber eins nach dem anderen. Erstmal Human League:

Viele denken ja, die gäbe es garnicht mehr und reden von Comeback. Das ist Unsinn. Sie haben nie aufgehört Musik zu machen. Sie brauchen nur immer relativ lang für ihre Alben. Deshalb sind ihre Konzerte auch recht selten. Die letzte Tour war 2006 zum Anlass 25Jahre "Dare" (das Album mit don't you want me drauf). Damals war es quasi das tolle Album plus die Hits. Das war etwas lala, denn viele der Singles fand ich nie sooo toll.

Dieses Jahr hatten sie ein neues, tolles Album am Start, von dem sie auch einiges spielten. Vor allem mein Lieblingstitel "Sky" hat mich sehr begeistert. Aber auch die älteren Titel wurden sehr gut, da authentisch präsentiert. Auch die Mädels sangen deutlich besser als noch vor 6 Jahren (auch wenn meine Begleitung das anders sah :-)). Die Show war überschaubar, aber irgendwie sehr sympatisch und auch, wenn ich erstmal enttäuscht war, dass 4 meiner Lieblings-Songs (Circus of death, black hit of space, dreams of leaving und things that dreams are made of) nicht gespielt wurden, fand ich das Konzert super und bereue nicht, dafür nach Saarbrücken gefahren zu sein. Danke auch an meine beiden Reisebegleiter. Es war ein echt netter Abend...

ps: Vorgruppe war übrigens Equatronic (auch sehr netter synthpop)
ps2: Ballastwissen: Heaven 17 besteht zu 2/3 aus der Ur-Besetzung von Human League (aus der Zeit stammen 3 meiner 4 Lieblingstracks) und hin und wieder spielen die Live was Altes :-)

Nun zu Anne Clark: Das Konzert war leider saulangweilig. Die alten Tracks, über die ich mich an sich sehr gefreut habe (now, heaven, world without warning, sleeper in metropolis, our darkness und killing time), waren leider ohne die gute alte elektronische 80er-Kälte nicht mehr ganz so toll. Besonders Killing Time war eine Riesen-Enttäuschung (ist aber auch eigentlich eines meiner Lieblingslieder). Die depressive Kälte und die minimalistische Instrumentierung des Originals war komplett weg. Der Drummer prügelte sinnlos auf den Becken rum und die Synth-Sounds waren nichtssagend und viel zu leise. Der Pianist und Cellist waren zwar insgesamt nicht schlecht, aber bei dem Song auch eher unpassend. Leider bin ich da sehr konservativ: Ich mag keine neuen Interpretationen meiner alten Klassiker. OK, wenn sich die Grundstimmung des Songs nicht ändert, kann ich mich damit anfreunden, aber nicht, wenn man einen Song so verwurstet. Bei den anderen alten Songs war es zwar nicht ganz so schlimm, aber tendenziell waren immer die durchaus vorhandenen Electronics zu leise und der Rest zu laut. Das hat die Songs auch teilweise komplett unkenntlich gemacht. 

Ach ja, die neueren Songs haben mich fast ausschliesslich zu tode gelangweilt. Jetzt weiss ich, warum ich mir seit Jahren kein Album mehr von ihr gekauft habe, sondern mir erst kurz vorm Konzert die letzten Alben gerippt habe...:-)

Bahn fahren kann auch ganz nett sein

Eigentlich wollte ich einen Post schreiben, in dem ich darüber berichte, dass wir unseren grössten Kunden verloren haben und was das für mich bedeutet. Dann habe ich aber beschlossen, dass das nix in meinem Blog verloren hat...

Schottland vs. Irland

Als bekennender Irland-Fan konnte ich es leider nicht verhindern Schottland immer wieder mit Irland zu vergleichen. Ja, ich weiß: Man sollte das nicht tun. Jedes Land hat seinen eigenen Reiz, bla,bla,bla. Dennoch vergleiche ich jetzt!

Man könnte es zusammenfassen in: Schottland ist weiter und gewaltiger, Irland gemütlicher und intimer. Was nun besser ist, kommt auf die Erwartungen des Einzelnen an.

In Schottland haben mich vor allem die Berge und die Einsamkeit im Norden sehr beeindruckt. Auf dem Weg von Inverness nach Tongue (Nordküste) sind uns in 2 Stunden gerade mal 2 Autos begegnet. Das eine Kaff, durch das wir gefahren sind, bestand aus 3 Häusern (kein Witz). An dieser Stelle sei erwähnt, dass in Irland eines der 3 Häuser ein Pub wäre. Die Pub-Kultur in Schottland ist leider nicht ganz so vorhanden. Es gibt weniger Pubs, dafür ist das Essen dort deutlich besser als in Irland.

Ein weiterer Unterschied ist das Straßen-Netz. Auch wenn der Strassenbelag in Schottland wesentlich besser ist, ist die Breite der Strassen identisch. Meistens "Singletrack" mit interessanten Begegnungen mit Schafen, Kühen oder Gegenverkehr. Was in Irland schöner ist, ist die Tatsache, dass man öfter mal eine kleine "Strasse" an die Küste findet. In Schottland passiert das leider sehr selten. Auch Pass-Strassen gibt es trotz der vielen Berge kaum. Die Strassen sind allesamt durch die Täler gebaut. Das ist zwar auch sehr beeindruckend, aber ein Erlebnis wie der Healy-Pass oder der Dingle-Pass in Irland bleibt leider aus.

Dass mich der Urlaub nicht ganz so entspannt hat, wie ein Irland-Urlaub liegt wohl an 2 Dingen: 1. In Irland fühle ich mich inzwischen schon beim Aussteigen aus dem Flieger wie in meiner zweiten Heimat und 2. Das schottische Haus war leider nicht sehr schottisch. Es war vom teelöffel bis zum Bett mit Ikea-Krams eingerichtet. Das ist zwar schön und modern, aber das Haus könnte genauso in Zell am See, in Stavanger oder Buxtehude stehen. Mich als Authenzitäts-Fanatiker hat das natürlich gestört.

Trotzdem war der Urlaub toll und ich war sicher nicht das letzte Mal in Schottland. Auch das Urlaubsteam war im Grossen und Ganzen sehr harmonisch und vor allem die erste Woche "on the road" hat mir sehr gefallen. Könnte auch an dem netten Auto gelegen haben, denn wir haben uns einen Land-Rover gegönnt. Allerdings hätte man den bei den guten Strassen nicht gebraucht und das nächste mal würde ich mir das Geld sparen...