Donnerstag, 31. Mai 2012

Achtziger reloaded

Hier geht es Heute um die Veröffentlichung von "Brilliant", dem ersten Ultravox-Album seit dem 86er Album "U-Vox". Nachdem sich die 4 Herren Midge Ure, Billy Currie, Chris Cross und Warren Cann vor ein paar Jahren in Original-Besetzung zu einer Reunion-Tour zu Ehren des 81er Albums "Rage in eden" zusammengefunden haben, habe ich es nicht zu träumen gewagt, dass sich die Jungs zu einem neuen Album aufraffen würden. Auf der Bühne wirkten sie damals etwas gelangweilt und in die Jahre gekommen. Trotzdem war es ein tolles Konzert.

Nachdem bekannt wurde, dass es ein neues Album geben würde, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch. Zu schwach fand ich das letzte Album "U-Vox". Ganz zu schweigen von den langweiligen Solo-Alben von Midge Ure (obwohl er auch solo live super ist) und den noch schlechteren Midge Ure-losen Ultravox-Alben "Ingenuity" und "Revelation". Was sollte man erwarten?

Was mit "Brilliant" im Player landete, war eine geniale Fortsetzung des 84er Albums "Lament". Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein. Man könnte jetzt meckern, daß einen jeder Titel an einen bestimmten alten Ultravox-Titel erinnert, aber genau das liebe ich an dem Album. Das Album ist eine Art Best Of der 4 besten Alben "Vienna", "Rage in eden", "Quartet" und "Lament". Die besten Sounds und Stimmungen aus diesen 4 Alben wurden wiederverwertet und raus kam ein tolles neues Ultravox-Album, daß ich eigentlich gerne schon 1986 anstelle des bescheidenen "U-Vox" gehabt hätte. Mit einiger Verspätung geniesse ich das Album trotzdem sehr.

Wer eine deutliche Weiterentwicklung erwartet, der wird enttäuscht sein. Wer einfach die tolle Musik von Ultravox vermisst und sich darüber freut, typische Ultravox-Tracks zu hören, dem sei das Album sehr ans Herz gelegt. "Brilliant" könnte genauso ein verschollenes Album von 1983 sein. Man stelle sich vor, Pink Floyd würden Heute in Original-Besetzung ein Album veröffentlichen, dass den Spirit von "Dark side of the moon", "Wish you were here" und "the wall"aufgreifen würde. Das wäre ein Traum für jeden Fan. Scheiss auf Weiterentwicklung... :-)

Anbei ein paar Hörproben:

Change

Hello

Rise

Montag, 14. Mai 2012

Heute mal schrammelig



Es geht um das neue Album von Garbage (Not your kind of people)

Wie so oft wird Garbage mal wieder vorgeworfen das Album sei überproduziert und wieder einmal regt mich das tierisch auf. Garbage klingen nunmal so. Das ist genau ihr Stilmittel. Sie sind keine rotzige, handwerkliche Grunge-Combo, sondern eine einzigartige Mischung aus Rock, Punk, Electro und Pop. Für mich macht exakt diese Mischung das Besondere aus und ich freue mich sehr, dass das neue Album wieder etwas kreativer produziert ist als das letzte Album, dass ich übrigens grausam finde.

"Not your Kind of people" erinnert wieder sehr an das grandiose Album "Version 2.0". Es kommen wieder vermehrt Loops und Synths zum Einsatz, die in Verbindung mit Shirleys lasziv rotziger Stimme den einzigartigen Garbage Sound erzeugen. Mal etwas poppiger (Blood for Poppies), mal etwas schrammeliger (Man on a Wire oder Battle in me) mal etwas elektronischer (I hate love) oder verträumter (Sugar oder Beloved Freak). "Automatic Systematic Habit" vermixt mal wieder alles und klingt dadurch für viele etwas verwirrend, da man keine Schublade dafür findet. Gerade das machts aber aus! Nicht zu vergessen sind die zahlreichen guten Melodien mit Ohrwurm-Potenzial.

Einige male zitieren sie sich zwar selbst (ZB erinnert "Felt" stellenweise etwas an "Stupid Girl" oder "Control" an "#1Crush"), aber das stört mich persönlich nicht wirklich. Ich gehöre auch nicht zu den Menschen, die der Meinung sind, dass sich eine Band permanent neu erfinden und weiterentwickeln muss. Ich freue mich eher darüber, wenn eine Band einem gewissen Stil treu bleibt.

Zu den 4 Bonustracks:
"The One" ist recht schnell und schrammelig aber absolut genial mit guten Melodien.
"What girls are made of" erinnert mich etwas an frühe "Siouxie and the Banshees"/"Cure"/"Bauhaus" Titel. Sehr schöner Titel.
"Bright Tonight" klingt etwas nach Britpop meets Cure. Für mich der schwächste Song.
"Show Me" ist nochmal ein Highlight zum Abschluss. Ein typischer Garbage-Song...

Fazit: Dank an Shirley und die Jungs für dieses tolle Album mit dem ich überhaupt nicht mehr gerechnet hatte. Wer wie ich "Version 2.0" gut fand, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer mehr auf "Bleed like me" steht, der sollte die Finger weg lassen, da es dann etwas überproduziert wirken könnte.

PS: Die Deluxe Edition lohnt sich auf Grund der Bonustracks absolut.

Als kleines Produktpröbchen:



Dienstag, 1. Mai 2012

Helden der 70er Teil 2: Jean-Michel Jarre

JMJ hat wie kein Zweiter verstanden in den 70ern Musik zu veröffentlichen, die noch Heute futuristisch und einzigartig klingt. Das gelang ihm dadurch, dass er seine symphonischen Kompositionen sowohl mit atmosphärischen Flächen, sowie auch treibenden Sequenzern, Arpeggios und Drummachines der ersten Stunde hinterlegte. Weder Kraftwerk, noch andere Künstler dieser Zeit konnten diese Zeitlos futuristische Stimmung in ihrem Sound festhalten. Eventuell gelang das noch Klaus Schulze auf dem ein oder anderen Album. Zu ihm komme ich ein anderes Mal. Das Besondere an JMJ ist, dass er der erste "Musiker" war, der sich für elektronische Musikinstrumente begeistern konnte. Während es Kraftwerk eher um die technischen Möglichkeiten und den Sound an sich ging, war Jarre die Komposition das Wichtigste. Hier sieht man dann, dass der pure Sound vergänglich ist und nur die Komposition die Produktion zeitlos macht, denn Kraftwerk finde ich zwar auch sehr gut und innovativ, aber deren Alben stehen für mich eher für Techno und Roboter. JMJs Alben sind für mich das Universum, das Meer und das Leben.

JMJs Schaffen möchte ich kurz skizzieren:
Von 1970-1975 experimentierte Jarre mit diversen elektronischen Gerätschaften und veröffentlichte - wahrscheinlich durch Papa Maurice inspiriert - einige recht schräge Titel als Soundtrack und auf 7". Viele Titel dieser Zeit wurden inzwischen auf verschiedenen Bootlegs veröffentlicht. Zugegebenmaßen kann man das aber nur schwer durchhören. da gefiel mir POPCORN von HOT BUTTER doch noch besser. Ein Beispiel und ein Interview aus dieser Zeit:







1976 veröffentlichte er sein Meisterwerk OXYGENE. Bis Heute ist dieses Album für mich der Inbegriff Von Science Fiction. Ich war zwar erst 8 Jahre alt bei der Veröffentlichung, aber das Album hat sich bei mir absolut eingeprägt und ich bin mir sicher, daß ich auf Grund dieses Albums bis Heute der elektronischen Musik treu geblieben bin. Vielen Dank auch an meine beiden großen Brüder, durch die diesemphantastische Musik bereits im frühen Alter kennenlernen durfte. Ein kurzes Video aus dieser Zeit vom wohl bekanntesten Titel des Albums:






1978 erschien dann das Album EQUINOX, dass eigentlich nahtlos an den Vorgänger anschloß. Ich bin mir bis Heute nicht sicher, welches dieser beiden genialen Alben ich besser finde. JMJ verwendete hier die neuesten Sequenzer und Drummachines, was das Album etwas schneller machte. Zwei Meisterwerke innerhalb von 2 Jahren! Auch hierzu ein paar Fundstücke:








1981 war das Jahr von MAGNETIC FIELDS. Das 3. Album klang etwas anders. JMJ war in den 80ern angekommen und konnte sich wohl nicht den tollen Möglichkeiten von MIDI entziehen. MIDI verbindet synths, Drums und Sequenzer digital und eröffnet neue Wege der Musikprogrammierung. Außerdem benutzte JMJ hier auch als einer der ersten Musiker einen Fairlight Musikcomputer für Samples. Das Album klang entsprechend wie eine Fortsetzung der Vorgänger mit moderneren Mitteln, was dem Album aber leider nicht so gut tat. Ihm fehlte es teilweise etwas an Wärme und Sphäre. Außerdem war es etwas "fröhlicher". Trotzdem findet man hier einige geniale Stücke:







1981 erregte JMJ noch viel aufsehen mit seinen "concerts in china". Er spielte einige Konzerte im streng sozialistischen China vor einem begeisterten, wenn auch gecastetem Publikum. Dazu erschien 1982 auch das legendäre Doppel-Live-Album THE CONCERTS IN CHINA, das man als eine Art BestOf Album sehen kann. Neben genialen Live-Versionen der besten Titel der ersten 3 Alben findet man darauf auch noch einige neue Titel. Darunter das geniale Arpeggiator, das im gleichen Jahr auch als Studiversion auf dem Sampler MUSIK AUS RAUM UND ZEIT veröffentlicht wurde. Hier die Liveversion:




1984 versuchte JMJ etwas Neues: Er entdeckte Sampler, Stimmen und die Möglichkeiten des Fairlights. Ergebnis seiner neuen Vorlieben war das mäßige Album ZOOLOOK, das mich nicht wirklich überzeugen konnte. Nur der Titelsong schafft es bis Heute in meine persönliche JMJ Playlist:




1986 gelang JMJ etwas erstaunliches: Er erfand sich selbst neu mit einem absoluten Meisterwerk RENDEVOUS. Dieses Album hat zwar nichts mehr zu tun mit den warmen und spacigen ersten Alben, aber an Genialität muss sich das Album nicht verstecken. Der Fairlight war nun deutlich ausgereifter und JMJ war über das Experimentieren damit hinaus. Es ist sehr klassisch aufgebaut und klingt, wie eine synthetische Symphonie. Live setzte er das Album auch mehrfach mit Orchester und Chor um. Hört einfach selbst rein:





Und hier ein besonderer Leckerbissen: Rendevous II mit Orchester, Chor und Laserharfe:


Danach seien nur noch einzelne Highlights aus seiner Karriere erwähnt:
Der geniale 46 Minuten-Ambient-Titel "Waiting for Costeau" von 1990
Die Fortsetzung von OXYGENE OXYGENE 7-13 von 1997 mit Original Instrumentierung von 1976
Viele riesige Live-Shows mit genialer Lasershow

Mehr interssante Infos findet ihr wie immer unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Michel_Jarre