Mittwoch, 21. Januar 2015

Winterschlaf

Meinen letzten Post "Winterdepression 2015" habe ich auf Wunsch meines Anwalts wieder gelöscht. Er ist aber sowieso nicht mehr ganz aktuell, denn ich habe meine aktuelle Situation neu definiert: Ich mache einen Winterschlaf.


Das heißt, ich sitze nicht sinnlos rum und warte auf irgendwas, sondern ich sammel Kraft um richtig durchstarten zu können, wenn ich nicht mehr warten muss. Tschakka.


Gerade fällt es mir relativ leicht. Ich bin zwar erkältet, aber ich habe es mir nicht nehmen lassen, zum Frisör zu gehen und jetzt in meinem Stammkaffee einen Post zu schreiben. Und wäre das nicht genug, bekam ich grad eine tolle Kopfmassage und meine Muse ist mal wieder da. Sofort ging wieder die Sonne auf und ich sprühe vor Elan. OK, mir wurde trotzdem gekündigt und ich weiß trotzdem nicht so richtig wie es weiter geht. Aber ich nehme das nicht mehr persönlich, sondern führe es auf das desolate Geschäftsmodell unserer Holding zurück. Ich bin eigentlich toll, aber das interessiert die halt nicht. Dumm gelaufen...

Montag, 12. Januar 2015

Konzert 2015.01: Kraftwerk

10.1.2015, Neue Nationalgalerie Berlin

Konzertreihe "Katalog 3D", Schwerpunkt "Computerwelt"


Was soll man über Kraftwerk sagen. Kaum eine andere Band aus dem Bereich "Elektronik" ist so bekannt wie die Düsseldorfer Herren. Was vielleicht noch nicht jeder weiß: Vom legendären Quartet "Ralf, Florian, Wolfgang und Karl" ist nach Florian Schneiders Ausstieg 2009 nur noch Ralf Hutter übrig geblieben. Da die Band seit dem auch keine neue Musik geschrieben hat, kann man die 3 neuen Mitglieder getrost als "Musikarbeiter" oder "Bühnenergänzungsmusiker" abtun. Ralf Hutter war schon immer ein sehr pedantischer und konzeptioneller Künstler, der seit Jahren erkannt hat, daß Kraftwerk seiner Rolle als thematisch und musikalisch visonäre Denker nicht mehr Gerecht werden kann. Zum einen, weil wichtige Teile des visionären Umfelds nicht mehr involviert sind (z.B. Karl Bartos, Wolfgang Flür und Conny Plank), zum anderen, weil die Entwicklungen in der elektronischen Musik keine großen neuen technolgien mehr hervorbringt, die Kraftwerk nutzen könnte. So war das letzte Album "Tour de France Soundtrack" (2003) zwar noch interessant, aber bot technisch gesehen keine großen Innovationen. Auch, wenn sie das Thema Radrennen aus medizinisch/Physiologischer beleuchten, wirkt es nicht so innovativ wie die Themen "Mensch Maschine (1978)", "Radioaktivität (1975)", "Computerwelt (1981)" oder "Techno Pop (1983/6)" zu ihrer Zeit. Ralf Hütter hat das erkannt und sein Konzept angepasst. Er sieht Kraftwerk jetzt als audiovisuelles Gesamtkunstwerk und entwickelt Performances, die nicht mehr in Konzerthallen, sondern in Galerien gehören. Seit einigen Jahren präsentieren Kraftwerk nun ihr Konzept "Der Katalog - 3D" in verschiedenen Metropolen der Welt. Dabei spielen sie an acht Tagen 8 Konzerte, die jeweils eins ihrer acht Alben als Haupt-Thema haben. Das Ganze wird dann mit Visuals in 3D-Technik präsentiert.

Unser Konzert hatte als Schwerpunkt mein Lieblingsalbum "Computerwelt" von 1981. OMD (Architecture and morality), Human League (Dare), Jean-Michel Jarre (Oxygene) und Heaven 17 (Penthouse & Pavement und Luxury Gap) haben perfekt vorgemacht, wie man so ein Konzept perfekt umsetzt: man verwendet Original Sounds um die Atmosphere und den Sound des betroffenen Albums authentisch wiederzugeben. Kraftwerk haben mahezu alle Songs "aktualisiert", was bei einigen gut, bei anderen weniger gut funktioniert hat. In der Regel haben sie die Sounds der Melodien und Flächen belassen und die Drums und Bässe moderner gemacht. Für mich klangen dadurch die meisten "Drum and Bass" Spuren gleich und austauschbar. Einige Songs wurden leider auch Medleyartig ineinander verwurstet. Dadirch jat man einige Titel garnicht sofort erkannt. Ich kann mich zum Beispiel bis Heute nicht an "Heimcomputer" erinnern, was aber wohl gespielt wurde. Wahrscheinlich als Medley mit "It's more fun to compute", denn das hat man ab der Hälfte kaum noch erkannt. Vermutlich eine Folge der "Modernisierung"

Es folgt die Setlist:

Nummern
Computerwelt
It's More Fun to Compute
Heimcomputer
Computerliebe
Taschenrechner / Dentaku
Die Mensch-Maschine
Spacelab
Das Modell
Autobahn
Ätherwellen
Radioaktivität
Trans Europa Express
Metall auf Metall
Abzug
Tour de France 1983
Tour de France 2003
Die Roboter
Planet der Visionen
Boing Boom Tschak
Techno Pop
Musique Non Stop 

Genug gemeckert. Kommen wir zu den positiven Punkten, die deutlich in der Überzahl waren. Natürlich war ich besonders gespannt auf die 3D Effekte und die haben mich größtenteils echt begeistert. Egal ob die Nummern oder die Noten, die über die Köpfe geflogen sind, die Autos bei Autobahn, die einen überfahren haben, die Antenne des Spacelabs, die einem in die Augen gestochen hat oder der TEE, der einem mitten ins Gesicht fährt. Die Effekte waren genauso gut, wie bei einem Kinofilm wie Avatar oder Gravity. Lediglich bei 3 Songs war der Effekt kaum bis garnicht vorhanden, was aber daran lag, daß man alte Videos verwendet hat (z.B. Das Model). Was mich persönlich noch mehr begeisterte, war allerdings der Sound in 3D, der die Dreidimensonalität erst vollkommen machte. Gezirpe von hinten rechts wandert nach links vorne und zurück, Computerstimmen labern einen von hinten an und plötzlich wummert ein saufetter Bass in der Mitte von unten. Dazu messerscharfe Höhen in breitestem Stereoklangfeld. Das war vom Feinsten, was ich je an Sound gehört habe. 








Samstag, 3. Januar 2015

Geburtstag in London

So, nun habe ich das erste Mal meinen Geburtstag nicht zu Hause gefeiert, sondern bin in meine Jugend geflüchtet. Stadt meiner Jugend, Konzert (The Cure) meiner Jugend. Eigentlich hätte ich Frau Doktor mitnehmen müssen um den Nostalgie-Flash zu vollenden...

Flucht ist an sich ja immer ein eher bescheidenes Konzept. Auch in meinem Fall war es leider so. Das Wochenende war zwar schön, aber irgendwie ist mein Geburtstag jetzt voll ausgefallen, was irgendwie blöd ist. Meine Begleitung (Frau B) hat mein Konzept der Geburtstagsflucht sehr konsequent unterstützt und das Thema außer Morgens während des Wachwerdens durch ein kurzes "Alles Gute zum Geburtstag" komplett ausgeblendet. Aber das war ja auch der Plan. Oder war er das nicht? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht. Ich hatte an meinen Geburtstag 2015 absichtlich keine Erwartungen gestellt. Ich wollte in London sein und auf ein gutes Konzert gehen. Beides hat geklappt, also wurden meine Erwartungen erfüllt. Irgendwie hat es sich aber trotzdem traurig angefühlt und ich habe meine Freunde und Familie vermisst. 

Das war für mich ein emotionaler Vorgeschmack in Bezug auf eine eventuelle Auswanderung. Die zahlreichen WhatsApps, SMSe, Facebook- und Xing-Glückwünsche haben mich sehr gefreut (vielen Dank an alle Aktiven:-)), aber als einziger Kontakt in der Ferne wäre mir das auf Dauer zu wenig. Glaube ich zumindest. Darüber werde ich mir angesichts der aktuellen Entwicklungen in meinem Leben noch viele Gedanken machen müssen.

Was mich allerdings am meisten an diesem Wochende beschäftigt hat, ist die Veränderung der Stadt London und in wie fern das ein Spiegel der ganzen Gesellschaft ist. Früher war London der Schmelztigel der Subkulturen. Punks, Mods, Rockabillies, Hippies, Esotheriker, Goths und sonstige Bewegungen hatten hier ihre Heimat und haben das Stadtbild in Camden, Notting Hill oder Soho geprägt. Überall lief Musik und Freaks liefen auf den Straßen rum. Auf dem Camden Market wurden Mix-Tapes, selbstgenähte Klamotten, Bootlegs, selbstgemachter Schmuck und viel Second-Hand-Kram verhökert. Die Camden Docks waren eng, watzig und teilweise sehr baufällig. Es roch nach Schimmel, Kohle, Schweiss und Drogen. Heute gibts hier Starbucks, Modeschmuck, T-Shirts mit dummen Sprüchen und jede Menge Essens-Stände. Es läuft Radio-Musik. Der ganze Markt ist riesig und fast schon steril geworden. Hinter den Ständen stehen Asiaten und Inder, die ihre China-Ware anpreisen. Ein reiner Kommerz-Markt im Look moderner Hipster-Lofts. Am Notting Hill Gate sieht es ähnlich aus. Der Zauber ist verloren. Keine Magie, kein Flair, keine Individualität. Ich fürchte, das liegt wohl daran, daß Musik Heute anders konsumiert wird. Digital, kurzlebig, Quick and dirty. Nachhaltige Musik muss man im WWW suchen. Ist einfacher als durch die Welt zu reisen und das auf Flohmärkten zu finden. Genauso wie Klamotten oder sonstige individuelle Dinge. Dawanda oder Itsy sind die heutigen Camden-Markets. Traurige Entwicklung...

Auf mich wirkte ganz London wie eine riesige Shopping-Mall. Aber im negativsten Sinne. Nur noch Ketten und Standards wie in jeder großen Stadt. Bezeichnend war, daß das erste gekaufte Objekt in London von Frau B Strumpfhosen bei Primark waren. Der Gipfel, der Sinnlosigkeit war dann der M&M Laden. Es gibt genau 2 Produkte von denen: Schokolinsen und Schokolinsen mit Nuss. Wie man daraus einen 4stöckigen Laden machen kann, ist mir schleierhaft. Und der war voll wie Sau. Die Menschen sind schon merkwürdig. Und da kam es mir: Das passt zu unserer Generation Y. Gleichförmigkeit. Kein Opfer sein. Mitschwimmen ohne Risiko. Außenseiter sind Opfer. Keine Verantwortung ünernehmen. Nicht auffallen und wenn nur so wie viele andere auch.

Soho war für mich der einzige Lichtblick, aber selbst standen Läden leer und selbst Second-Hand-Institutionen wie Sister Ray oder Berwick Records sind drastisch verkleinert und haben nur noch Standard-Musik. Mein Online-Shop (discorder.de) bietet im Vergleich richtig geile Sammlerstücke. London bietet für mich nur noch Reize im Bereich Sightseeing. Vielleicht werde ich auch einfach nur alt...

Die Weihnachtsdeko in der Oxford-Street und Harrods, sowie der Friedhof Highgate waren die rar gesäten Highlights. Und das Kaffee im Hyde Park (Kensington Palace, Danke Frau B).

Zu guter letzt, hatten wir am Flughafen Stansted einen Stromausfall für 2 Stunden und entsprechendes Chaos. Die Leute standen Schlange bis ans Ende der Terminal-Halle. Erstaunlich, wie entspannt dieses Chaos dann seinen Lauf nahm. Bis auf wenige Ausnahmen, blieben die Leute relativ ruhig und gesittet. Wir kamen mit 2 Stunden Verspätung in Hahn an...










Konzert 2014.15: The Cure

21.12.2014, London, Eventim Apollo (Hammersmith Odeon)
Support: And also the trees


Die Vorgeschichte habe ich ja bereits im Vorfeld gepostet, also konzentriere ich mich hier auf das Konzert. The Cure waren in meiner Jugend (1983-1990) eine meiner absoluten Top-Lieblingsbands. Ähnlich begeistert haben mich nur New Order, Depeche Mode und Ultravox. Entsprechend begeistert war ich, als die Herren Schmitt und co. ausgerechnet an meinem Geburtstag in der Stadt meiner Jugend ein Konzert ankündigten. Allerdings waren dadurch meine Erwartungen sehr hoch und wie so oft würde bei mir sehr viel von der Setlist abhängen. Schließlich haben The Cure durchaus auch vieles veröffentlicht, was mir weniger bis garnicht gefällt. Ich hoffte auf möglichst viele Tracks von meinen Lieblingsalben Faith, Pornography, Head on the door und Disintegration. Die Spannung war also groß.


Die Location ist echt sehr geil. Der Innenraum ist schräg gebaut, so dass man selbst hinten sehr gut sieht. Auch die Akustik ist sehr gut. And also the trees spielten bereits als wir den Saal betraten. Sie waren besser als erwartet, aber ich bekam nur noch 4 Titel mit. Auf Grund meiner Rückenprobleme blieb ich ziemlich am Rand, aber durch die Schräge sah ich ja trotzdem ganz gut. Näher hätte ich an Mr. Smith auch nicht ran gemußt. Schließlich war er ja ein Held meiner Jugend und den will man nicht zwingend altern sehen. Zumindest nicht zu nah. Seine Stimme war genial wie immer. Dafür habe ich ihn immer geliebt und musikalisch war das Konzert auch absolut Top. Die Herren spielten 40!!! Titel in 3 Stunden. Das war viel Musik fürs Geld.



Meine Begleitung hat weiter vorne gestanden und deutlich bessere Fotos gemacht. Falls ich die noch bekomme, lade ich die auch noch hoch.

Aber die Playlist 😱 Ich habe mal an die Songs ein Sternchen gemacht, die auf meiner Wunschliste waren. Das sind leider gerade mal 14 von 40 Titeln. Dazu kommt, daß ich von den anderen 26 Titeln etwa die Hälfte überhaupt nicht mag. Ich habe sogar 14 Titel garnicht erkannt, bzw. verdrängt. Von meinen genannten Lieblingsalben waren gerade mal 9 Titel vertreten (Leider nicht die Besten).

Shake Dog Shake
Kyoto Song @Info[First time since 2008]*
A Night Like This
alt.end
Wailing Wall @Info[First time since 1984]
Bananafishbones
The Caterpillar
The Walk*
A Man Inside My Mouth @Info[Live debut]
Close to Me
Lullaby*
High
Birdmad Girl
Just Like Heaven*
Pictures of You*
Before Three
Lovesong*
Like Cockatoos @Info[First time since 2004]
From the Edge of the Deep Green Sea
Want
The Hungry Ghost
One Hundred Years*
Give Me It
The Empty World @Info[First time since 1984]*
Charlotte Sometimes*
Primary
The Top
Dressing Up
Piggy in the Mirror @Info[First time since 1997]
Never Enough
Wrong Number
Three Imaginary Boys
M*
Play for Today
A Forest*
The Lovecats
Let's Go to Bed*
Why Can't I Be You?*
Boys Don't Cry*
Hey You! @Info[First time since 2004]

Unterm Strich hat das Konzert aber gelohnt, denn Robert Smith und "The Cure" sind ein wichtiger, musikalischer Bestandteil meines Lebens und ich weiß ja, daß ich bei Konzerten nur sehr schwer zu befriedigen bin. Das Konzert war wie erwartet, aber nicht wie erhofft. Also eine solide "3". Hier noch ein Link zu einem Review: http://gu.com/p/44d8z/sbl