Montag, 21. Oktober 2019

Konzert 2019.20: Sisters of Mercy

17.10.2019, Schlachthof Wiesbaden
Support: A.A. Williams

Sisters of Mercy beeindrucktes mich bei ihren ersten 3 EPs mit der Mixtur aus der tiefen diabolischen Stimme und dem sound der effektbeladenen Gitarren, Bässen und der Drum Machine. Leider hatte ich nie geschafft, die Band live zu sehen, was ich unbedingt nachholen wurde. Leider war der Zenith der Band in meinen Augen bereits nach oder sogar mit dem Erscheinen des ersten Albums First and last and always überschritten, da der Sound immer mehr klassische Rock-Elemente beinhaltete. So war es nicht wirklich überraschend, dass ich mir wie bei einem Iron Maiden Konzert vorkam. Wobei die deutlich melodischer sind. Selbst die gute Titel wie Alice, Marian oder Temple of love waren viel zu rockig. Ich war nicht nur enttäuscht vom rockigen und undüsterem Sound, sondern vor allem von der viel zu leise abgemischten Stimme von Andrew Eldritch. Wobei das vielleicht Absicht war, denn gut gesungen hat er nicht gerade. Der langhaarige Headbanger-Gitarrist war in meinen Augen auch ein Problem. Unnötig zu erwähnen, dass mir auch die Setlist nicht gefallen hat...

Zusammengefasst: Eine Band, die ich unbedingt mal live sehen wollte, habe ich nun live gesehen (wobei gesehen bei dem Nebel übertrieben ist). Brauche ich nicht nochmal. Auf der Heimfahrt habe ich dann lieber Eldritchs geniales Soloprojekt Sisterhood angehört...

Achja: A.A.Williams als Vorgruppe war wenigstens schön gruftig. In den 80ern hätte ich den düsteren, depressiven Sound geliebt, heute weckt er noch schöne Erinnerungen an frühe Cure-Werke oder an Joy Division...











Konzert 2019.19: Nouvelle Vague

7.10.2019, KUZ Mainz
Support: La Feline

Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal Novelle Vague hörte, traute ich meinen Ohren nicht. Es war This is not a love song als chillige Bossanova-Version auf einem Weinfest. Ich bemühe selten Shazam, aber hier wollte ich unbedingt wissen, was das ist. Noch auf dem Weinfest bestellte ich das erste Album und seitdem gehört es auch in mein DJ-Set bei jeder Veranstaltung, bei der es ein Essen oder einen Empfang gibt. ich bin ja eigentlich kein Fan von Cover-Versionen oder Remixen, aber die Hits aus der 80er Punk und Wave Szene von Dead Kennedys über Soft Cell und Depeche Mode bis hin zu Grauzone, interpretiert im Bossanova Stil, sorgte schon für viele lächelnde Gesichter. Auch mein eigenes. Ich fragte mich seitdem, wie das live wohl klingen mag, aber leider waren die Franzosen noch nicht allzu oft in Deutschland unterwegs und es wurde mir verwährt. Bis 2019.

Der Support-Act La Feline war eine schüchterne Französin, die schüchterne Musik machte. Sehr sympathisch und irgendwie sehr passend für Nouvelle Vague, die ebenfalls nicht gerade als Rampansäue auftraten. Es war insgesamt ein chilliger Abend, wobei uns leider der Überraschungseffekt etwas geraubt wurde, da die Setlist vor unserer Nase rumlag. Man konnte garnicht weggucken.

Mit mehr Keyboards auf der Bühne als Depeche Mode bei ihrer letzten Tour, überraschten sie mich mit teilweise relativ elektronischem Sound, womit ich garnicht gerechnet habe. In Verbindung mit der akustischen Gitarre, gelegentlich ein Harmonium und den Percussions der beiden Phantastischen Sängerinnen, ergab das eine spannende Kombination. Natürlich lebt die Band von den beiden sehr unterschiedlichen, aber wirklich guten Sängerinnen,  mal abwechselnd, mal gemeinsam, selbst deutsche Texte wie Eisbär toll interpretierten. Und sympathisch waren sie auch noch. Ein toller Abend.










Samstag, 19. Oktober 2019

Konzert 2019.18: New Order

5.10.2019, Philharmonie Gastein, München
Support: Stolen

In den 80ern konnte man mich durchaus als New Order Nerd bezeichnen. Kaum eine Band habe ich damals mehr gehört und gesammelt (außer Depeche Mode, Cure und Trisomie 21). Blue Monday halte ich bis heute für den besten Song, der ja geschrieben wurde und kaum ein Album drückte meine Seele besser aus als Power, corruption &lies. Eigentlich sogar bis heute. Als New Order in den 90ern immer belangloser wurde, ließ meine Begeisterung deutlich nach, aber bis heute nenne ich die Band als eine meiner größten Inspirationen und mich verbinden viele schöne Erinnerungen an ihre Musik.

Aus alter Liebe hörte ich regelmäßig mal in neue Veröffentlichungen rein und war meist in meiner Meinung bestätigt, daß die Band leider in die Belanglosigkeit abgedriftet war. Bis ich 2015 das bis jetzt letzte Album „Music Complete“ in die Hände bekam. Nicht nur, daß das Album zu alten elektronischpoppigen Wurzeln zurück führt und mir sehr gut gefällt: Ich halte es für das beste New Order Album überhaupt. Ob es daran liegt, daß nach vielen Band-Streitigkeiten und Umbesetzungen nun bis auf Peter Hook wieder alle vereint sind, kann ich nicht beurteilen, aber der Verdacht liegt nah. Da ich die Band trotz meiner großen Verehrung leider erst einmal live gesehen habe (1989 in Düsseldorf), war es also Zeit für ein weiteres Konzert. Leider war die Band nicht allzu oft in Deutschland unterwegs oder ich habe es einfach nicht mitbekommen, aber erst jetzt, also 4 Jahre nach Veröffentlichung des letzten Albums wurden aus dem Nichts 2 Termine in Deutschland angekündigt. Zur Auswahl standen Berlin oder München. Zeitlich war München passender, also stand die Entscheidung fest. Auf nach München (trotz parallel laufendem Oktoberfest und Bayern München Heimspiel).

Die Location ist Vergleichbar mit der alten Oper. Also sehr gediegen und ausschließlich Sitzplätze, aber gute Akustik und selbst auf den AdW-Plätzen relativ gute Sicht. Los ging es mit der chinesischen Elektro-Combo „Stolen“, die Mark Reeder persönlich auf der Bühne vorstellte. Die Band sollte man im Auge behalten, denn die Mischung aus Techno und Geschrammel macht durchaus Laune und die Videos mit vielen zur Musik synchronisierten technischen Screens (z.B. virtuelle Synths, Equilizer, Imdustriemaschinen) waren faszinierend. Musikalisch haben mir leider ein paar schöne Melodien gefehlt, aber es war trotzdem sehr kurzweilig.






Schon beim Intro vom Haupt Act flashte mich die riesige Leinwand im 32:9 Format. Schwerelos flogen zum instrumentalen Intro Menschen durch die Luft (Turmspringer). Als die Band dann auf die Bühne kam, ging das Pop-Spektakel los und es fällt einem schwer zu glauben, daß das letztlich immernoch die Band sein soll, die Ende der 70er Jahre als Joy Division mit dem Rücken zum Publikum schüchtern Songs über Selbstmord gespielt hat. Wobei Sänger Bernhard Sumner bis heute weder ein großer Sänger, noch ein extrovertierter Entertainer ist. Aber genau das mag ich bis Heute an der Band: Sie lassen sich nicht gerne persönlich feiern, sondern stellen ihre Musik in den Mittelpunkt. Für die Show ist eine geile Lightshow und vor allem die super Visuals verantwortlich. Unter anderem gab es verfremdete Ausschnitte der Videos oder auch Auszüge von Mark Reeders Film B-Movie (Übrigens sehr zu empfehlen) zu sehen. Musikalisch gab es relativ viele Tracks vom letzten Album und eine gut ausgewählte Mischung der Klassiker. Natürlich fehlen immer viele tolle Titel, wenn eine Band auf so einen großen Backcatalogue zurückgreifen kann, aber Leave me alone, Blue Monday, True Faith und Bizarre Love Triangle waren schon genug, um mich zu begeistern. Man merkte der Band zwar an, daß sie keine begnadeten Live-Musiker sind, aber immerhin kam so ziemlich alles live und nicht vom Computer. Umso erstaunlicher, daß die Songs ihre Integrität behalten konnten und nichts „verrockt“ wurde...

Neben den Hits und den visuellen Highlights waren sicherlich die Zugaben das Highlight des Abends, als auf der überdimensionalen Leinwand groß Fotos von Ian Curtis abgebildet wurden und Joy Division durch die Songs Love will tear us apart und Atmosphere gefeiert.  BALLASTWISSEN: Ian Curtis war der Sänger von Joy Division, der sich 1980 erhängte, was zur Folge hatte, daß der Rest der Band New Order gründete.