Samstag, 19. Oktober 2019

Konzert 2019.18: New Order

5.10.2019, Philharmonie Gastein, München
Support: Stolen

In den 80ern konnte man mich durchaus als New Order Nerd bezeichnen. Kaum eine Band habe ich damals mehr gehört und gesammelt (außer Depeche Mode, Cure und Trisomie 21). Blue Monday halte ich bis heute für den besten Song, der ja geschrieben wurde und kaum ein Album drückte meine Seele besser aus als Power, corruption &lies. Eigentlich sogar bis heute. Als New Order in den 90ern immer belangloser wurde, ließ meine Begeisterung deutlich nach, aber bis heute nenne ich die Band als eine meiner größten Inspirationen und mich verbinden viele schöne Erinnerungen an ihre Musik.

Aus alter Liebe hörte ich regelmäßig mal in neue Veröffentlichungen rein und war meist in meiner Meinung bestätigt, daß die Band leider in die Belanglosigkeit abgedriftet war. Bis ich 2015 das bis jetzt letzte Album „Music Complete“ in die Hände bekam. Nicht nur, daß das Album zu alten elektronischpoppigen Wurzeln zurück führt und mir sehr gut gefällt: Ich halte es für das beste New Order Album überhaupt. Ob es daran liegt, daß nach vielen Band-Streitigkeiten und Umbesetzungen nun bis auf Peter Hook wieder alle vereint sind, kann ich nicht beurteilen, aber der Verdacht liegt nah. Da ich die Band trotz meiner großen Verehrung leider erst einmal live gesehen habe (1989 in Düsseldorf), war es also Zeit für ein weiteres Konzert. Leider war die Band nicht allzu oft in Deutschland unterwegs oder ich habe es einfach nicht mitbekommen, aber erst jetzt, also 4 Jahre nach Veröffentlichung des letzten Albums wurden aus dem Nichts 2 Termine in Deutschland angekündigt. Zur Auswahl standen Berlin oder München. Zeitlich war München passender, also stand die Entscheidung fest. Auf nach München (trotz parallel laufendem Oktoberfest und Bayern München Heimspiel).

Die Location ist Vergleichbar mit der alten Oper. Also sehr gediegen und ausschließlich Sitzplätze, aber gute Akustik und selbst auf den AdW-Plätzen relativ gute Sicht. Los ging es mit der chinesischen Elektro-Combo „Stolen“, die Mark Reeder persönlich auf der Bühne vorstellte. Die Band sollte man im Auge behalten, denn die Mischung aus Techno und Geschrammel macht durchaus Laune und die Videos mit vielen zur Musik synchronisierten technischen Screens (z.B. virtuelle Synths, Equilizer, Imdustriemaschinen) waren faszinierend. Musikalisch haben mir leider ein paar schöne Melodien gefehlt, aber es war trotzdem sehr kurzweilig.






Schon beim Intro vom Haupt Act flashte mich die riesige Leinwand im 32:9 Format. Schwerelos flogen zum instrumentalen Intro Menschen durch die Luft (Turmspringer). Als die Band dann auf die Bühne kam, ging das Pop-Spektakel los und es fällt einem schwer zu glauben, daß das letztlich immernoch die Band sein soll, die Ende der 70er Jahre als Joy Division mit dem Rücken zum Publikum schüchtern Songs über Selbstmord gespielt hat. Wobei Sänger Bernhard Sumner bis heute weder ein großer Sänger, noch ein extrovertierter Entertainer ist. Aber genau das mag ich bis Heute an der Band: Sie lassen sich nicht gerne persönlich feiern, sondern stellen ihre Musik in den Mittelpunkt. Für die Show ist eine geile Lightshow und vor allem die super Visuals verantwortlich. Unter anderem gab es verfremdete Ausschnitte der Videos oder auch Auszüge von Mark Reeders Film B-Movie (Übrigens sehr zu empfehlen) zu sehen. Musikalisch gab es relativ viele Tracks vom letzten Album und eine gut ausgewählte Mischung der Klassiker. Natürlich fehlen immer viele tolle Titel, wenn eine Band auf so einen großen Backcatalogue zurückgreifen kann, aber Leave me alone, Blue Monday, True Faith und Bizarre Love Triangle waren schon genug, um mich zu begeistern. Man merkte der Band zwar an, daß sie keine begnadeten Live-Musiker sind, aber immerhin kam so ziemlich alles live und nicht vom Computer. Umso erstaunlicher, daß die Songs ihre Integrität behalten konnten und nichts „verrockt“ wurde...

Neben den Hits und den visuellen Highlights waren sicherlich die Zugaben das Highlight des Abends, als auf der überdimensionalen Leinwand groß Fotos von Ian Curtis abgebildet wurden und Joy Division durch die Songs Love will tear us apart und Atmosphere gefeiert.  BALLASTWISSEN: Ian Curtis war der Sänger von Joy Division, der sich 1980 erhängte, was zur Folge hatte, daß der Rest der Band New Order gründete.




























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