Samstag, 24. Juni 2017

Konzert 2017.06: Depeche Mode

20.6.2017, Commerzbankarena, Frankfurt
Support: Algiers

Was soll ich sagen. Depeche Mode haben bei mir immernoch den Bonus der "goldenen Jahre" bis Dave 1994 mit seinem Drogendreck alles kaputt gemacht hat und Alan Wilder zum Ausstieg getrieben hat. Seit dem finde ich Depeche Mode nur noch ganz nett und teilweise sogar nervig. Vor allem, wenn sie ihre Liebe zum Blues entdecken...

DM ist nun in dem Dilemma, daß der Hype um sie mittlerweile so groß ist, daß sie nur noch in Stadien oder sehr großen Hallen spielen können. Diese Locations erfordern aber eine gewisse Performance auf der Bühne, die mit Electro-Blues für mittelmäßige Musiker nur bedingt umsetzbar ist. Also müssen 3 Joker verwendet werden:
1. Mitgröhl-Hits einstreuen
2. Dave als Frontmann muss begeistern
3. Bühnenshow mit Licht und Video

Problem 1: Die Mitgröhl-Hits machen vor allem Dave offensichtlich keinen Spaß mehr. Er ist zusehens gelangweilt, singt die Refrains - wenn überhaupt - nur halbherzig mit und hält lieber unmotiviert das Micro ins Publikum. Alternativ werden die Hits "modernisiert", was ich fast noch schlimmer finde, denn das bedeutet mehr Drums, mehr Geschrammel, weniger Synths und Melodien.

Problem 2: Dave als Frontmann ist halt auch nicht mehr der Jüngste. Seine Moves, die seit den späten 80ern unverändert sind, wirken langsam peinlich. Bei diesem konkreten Konzert kam er mir vor wie eine alternde Leder-Transe im Ballet-Anfänger-Kurs von der Tanzschule Bäulke. Bei Mädels funktioniert das vielleicht teilweise noch, aber ich kann ihn nicht mehr ernst nehmen.

Problem 3: Die Videos von Anton Corbijn waren in den letzten Jahren immer mal wieder sehr stylisch und haben den visuellen Stil der Band sehr geprägt. Dieses Mal gab es sehr wenige Videos und diese waren auch eher langweilig. Meistens wurden Dave und Martin in Nahaufnahme gezeigt. Einerseits im Stadion sinnvoll, andererseits sind die beiden alten Männer aus der Nähe nicht sehr vorteilhaft. Lightshow war eigentlich kaum vorhanden. Im Vergleich zu anderen Konzerten in ähnlicher Preiskategorie, fragt man sich, was die Ticketpreise rechtfertigt...

Der schlechte Sound in der Arena, die Menschenmengen und die Hitze taten ihr übriges. Mich hat das Konzert größtenteils sehr gelangweilt.

Die neuen Songs, deren Auswahl eigentlich nicht schlecht war, habe ich live kaum wieder erkannt. Irgendwie habe ich nur Drums und ein Grundgeschrammel wahrgenommen. Vielleicht liegts aber auch am Alter und mein Gehör versagt bei gewissen Frequenzen. Stimmung kam da im Stadion allerdings nicht wirklich auf. Erst bei "In your room" und vor allem bei "World in my eyes" änderte sich das. Auch Martins Akustik-Versionen von "A question of Lust", "Home" und später noch "Somebody" waren Highlights, denn im Gegensatz zu Dave, scheint er diese alten Klassiker noch sehr gerne zu singen.

Ich will jetzt nicht jeden Track einzeln rezessieren. Wirklich gut fand ich neben den Songs von Martin nur "World in my eyes", "walking in my shoes", "Stripped" und "Everything counts". Wenn man bedenkt, daß sie immerhin 3 weitere absolute Lieblingslieder von mir gespielt haben, ist das erschreckend wenig. Aber "Enjoy the silence", "in your room" und "Never let me down again" wurden leider durch "modernisierungsmaßnahmen" zerstört. Von epileptischen Anfällen des Drummers bis hin zu Gitarren-Touret von Martin gaben sie alles um diese Meisterwerke unerträglich zu machen.

Neben meinem Hasslied "I feel you" war der negative Höhepunkt die gut gemeinte Hommage an David Bowie: Sie spielten seinen Song "Heroes". Leider auch sehr schrabbelig, matschig und schlecht gesungen. 

Eventuell wäre das Konzert in der Festhalle oder der SAP-Arena im November besser, aber ich hatte keinen Bock nochmal diesen Ticket-Stress und den hohen Preis mitzumachen. Vielleicht bekomme ich zufällig irgendwoher doch noch Tickets dafür, aber im Moment reizt es mich nur bedingt...

Ach ja, die Vorgruppe "Algiers" fand ich nicht schlecht. Hat mich teilweise an frühere Depeche Mode aus den frühen 90ern erinnert...







Konzert 2017.05: Alan Parsons Project

16.5.2017, Alte Oper, Frankfurt

Alan Parson ist für mich ein Held meiner Kindheit. Mein großer Bruder hörte Platten von ihm und ich war von "The Raven" oder "Lucifer" ähnlich begeistert wie von Kraftwerk, Supertramp, Jean-Michel Jarre oder Pink Floyd. Mittlerweile war mir zwar längst klar, daß Alan Parson in dieser illustren Runde mit Abstand das durchwachsendste Gesamtwerk abgeliefert hat, aber aus nostalgischen Gründen wollte ich das sehr gerne sehen.

Nun zum Konzert. Außer "Lucifer" in stark gekürzter Version und "Doctor Tarr and Professor Feather", war der Schwerpunkt auf dem kompletten Album "I Robot". Das war zwar damals relativ innovativ, aber heute verursacht es eher Gähnen. Als Bonus gabs dann die "Hits", die ja eher im Bereich Softrock einzuordnen sind. Die waren teilweise nett zu hören, aber haben mich auch nicht aus den Socken gehauen. Vor allem, weil die verschiedenen Sänger keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten...

Eine weitere Enttäuschung waren Sound, Light und Musiker. Ich hatte Herrn Parsons als Perfektionisten eingeschätzt. Offensichtlich habe ich mich da getäuscht. Die Musiker waren Durchschnitt, der Sound unausgewogen und die Tatsache, daß ich kein einziges Foto gemacht habe spricht Bände in Bezug auf die Bühnenshow.

Insgesamt ein nettes Konzert. Aber ihr wißt ja, wessen kleine Schwester nett ist....