Samstag, 11. Oktober 2014

Zu viele Menschen

Wie nach jedem Urlaub in Schottland oder Irland komme ich zurück und erlebe unsere Gesellschaft mit anderen Augen. Oft habe ich bereits darüber philosophiert, dass die Menschen in Schottland oder Irland relaxter sind und ich eigentlich gerne dorthin auswandern würde. Auch dieses Mal entwickeln sich Pläne ein B&B auf Applecross (Meine Lieblings-Halbinsel in Schottland) aufzumachen. Ob das je passiert, sei mal dahin gestellt, aber es ist schön diesen Traum zu haben.

Zurück zum eigentlichen Thema. Unsere Gesellschaft. Ich mache mir viel Gedanken über meine Spezies und warum ich sie eigentlich nicht mag. Ich glaube, ich habe das Problem endlich gefunden: Es gibt einfach zu viele Menschen. Und wie bei jeder Spezies, deren Population sehr groß ist und die in großen Siedlungen leben, neigen die Menschen zur Abstumpfung und zur Gleichförmigkeit. Dabei verliert man nicht nur die Individualität, sondern auch die Fähigkeit intelligent und verantwortungsbewußt zu denken und zu handeln. Das hat dann wiederum zur Folge, dass die Menschen wie die Lemminge sogenannten "Gesellschafts-Trends" nacheifern und nicht mehr darüber nachdenken, warum sie das eigentlich tun. Was die Medien der Gesellschaft vorleben, wird angenommen. Egal, ob man Feindbilder übernimmt, ohne ausreichend Fakten für ein objektives Urteil zu kennen oder vermeintliche Gutmenschen ohne Hinterfragen hofiert und nicht hinterfragt. Ob jemand gejagt oder in Ruhe gelassen wird, entscheiden die Medien und die Lemminge machen mit.

Noch schlimmer ist es mit Firmen und Produkten. Das Thema Amazon regt mich zum Beispiel auf ohne Ende. Warum sollten Amazon-Mitarbeiter nach Einzelhandelstarif bezahlt werden? Da arbeiten keine gelernten Einzelhandelskaufleute. Zumindest nicht in hoher Anzahl. Das sind Lager-Arbeiter, die noch nie eine Kunden beraten, geschweige denn gesehen haben. Die packen Kisten mit Produkten aus Regalen und verschicken die. Die Forderung von Verdi ist eine Beleidigung für jeden Einzelhandelskaufmann/Frau, der/die bei einem Fachgeschäft eine persönliche und kompetente Beratung gibt. Die Gesellschaft muss sich leider damit abfinden, dass sie selbst nicht mehr bereit ist für Fachberatung zu bezahlen, sondern lieber auf die Meinungsvielfalt der Produkt-Rezensionen und die Produktvielfalt der Online-Händler setzen. Man kann nicht alles haben. Da muss die Gesellschaft mehr Flexibilität entwickeln und nicht mit unsinnigen und unlogischen Forderungen am Stammtisch diskutieren.

Genauso modern ist es ja, auf Apple rumzuhacken. Zu teuer, kann ja garnicht so viel, man wird bevormundet. Ja, kann man so sehen. Keiner zwingt einen dazu Produkte von Apple zu benutzen. Allerdings sollte man akzeptieren, dass Apple eine andere Strategie verfolgt und wenn man die nicht versteht, sollte man sich kein Urteil darüber erlauben. Zum Beispiel ist Apple damals eine Allianz mit der Musikindustrie eingegangen um den legalen Handel mit Musik zu pushen. In diesem Rahmen musste Apple aus rechtlichen Gründen das geschützte AAC Audioformat entwickeln, dass bis Heute vom iTunes Store verwendet werden muss. Dieses Dateiformat hat einen digitalen Kopierschutz, der auch verhindert, dass man diese Dateien einfach per E-Mail verschicken kann. Klar kann man das mit einem Samsung und Android. Allerdings nur, weil Apple den Weg dazu geebnet hat. Mittlerweile ist die Musik-Industrie viel flexibler geworden und neue Lizenzverträge erfordern keinen digitalen Kopierschutz mehr. Apple hat da die Arschkarte weil sie ihrer Zeit voraus waren. Wenn sich das so durchsetzt, dann werden noch weniger Unternehmen in Zukunft den Mut haben, wirklich neue Ideen zu entwickeln und unzusetzen. Dann gibts halt nur noch Geräte, die alle genau das gleiche machen und an sich auch genauso aussehen. Kein Mut zur Innovation. Ähnlich übrigens bei Medikamenten. Klar kostet Aspirin von Ratiopharm nur die Hälfte, aber die entwickeln auch keine Medikamente gegen Aids, Ebola, Alzheimer oder Krebs. Wenn man in 15 Jahren noch auf die selben Medikamente setzen möchte, die es bereits Heute gibt, dann sollte man weiter Generika kaufen. Denkt mal drüber nach. Natürlich ünertreiben es die meisten Konzerne mit ihren Gewinnvorstellungen. Apple und Bayer sind sicherlich keine Wohltäter, aber auch Ratiopharm und Samsung sind keine eingetragenen Vereine ohne Gewinnabsicht. Jede Firma will und muss Geld verdienen und Kosten optimieren. Die Gesellschaft zeigt mit ihrem Kaufverhalten, welche Firmen gefragt sind und wo offensichtlich kein Bedarf besteht. Denkt mal drüber nach...

Auch so Themen sind Maßlosigkeit, Egoismus und Schwarz/Weiss denken. Die Leute übertreiben immer gleich mit allem. Egal ob sie meinen einem auf der A5 mit 250 in den Kofferraum fahren zu müssen oder ob sie mit 120 auf der linken Spur rumeiern. Solange ich ausreichend Abstand halte, kein Handy am Ohr habe, aufmerksam den Verkehr beachte, niemanden hinter mir aufhalte oder gefährde und keine Drogen genommen habe, kann ich so schnell fahren wie ich will. Langsam oder schnell. Der Punkt ist, daß ich meine Mitmenschen nicht beeinträchtige und Rücksicht nehme. Mit dieser einfachen Regel würde sich die ganze Menschheit zum positiven verändern. Leben und leben lassen. Der Mensch sieht sich aber leider gerne selbst als Mittelpunkt des Universums und handelt meist so, daß sich seine eigen aktuelle Situation am besten für ihn selbst entwickelt. Das ist natürlich sehr egoistisch und kurz gedacht. Man sollte sich eher im Kontext mit der aktuellen Situation sehen und dann ein optimales handeln für die Gesamtsituation in Erwägung ziehen.

In den Städten sind wir alle Lemminge im Hamsterrad. Wir haben Angst unseren Status und Wohlstand zu verlieren und dafür vertrauen wir darauf, dass uns die Medien als vermeintlicher Spiegel der Gesellschaft den Weg weisen. Die Schotten oder die Iren (außerhalb der Städte) wollen einfach leben. Und zwar so, wie es für sie individuell richtig zu sein scheint und relativ frei von Globalisierung oder gesallschaftlichen Zwängen. Mir scheint das auch für mich passender zu sein. Allerdings ist das in Deutschland sehr schwierig sich aus den gesellschaftlichen Zwängen auszuklinken. Vor allem, da ich ja auch kein Einsiedlerleben ohne Fortschrit leben will. Wer mich kennt weiss, dass ich sehr auf Technik stehe und bestimmt nicht darauf verzichten will. Aber das ist genau der Punkt. Es gibt nur "Mitläufer" und "Aussteiger" in unsere Gesellschaft. Ich will eine Mischung daraus. Ich will genug Geld verdienen, um mir Apple und Bayer (natürlich nur Beispiele) leisten zu können, ich will keinen Industrie-Fraß, sondern regionale Lebensmittel, ich will ein nettes Häuschen irgendwo am Wasser, wo ich Musik machen kann und einen guten Internetanschluss habe, wo ich keinen Parkplatz suchen muss und wo die Strassen nicht überfüllt sind. Ich will hin und wieder in einem Café oder Pub mit Menschen quatschen und ich will nicht dauernd hören "Du musst Sport machen", "Du musst abnehmen", "Du musst dies" oder "Du musst das". Einen Scheissdreck muss ich. Ich will nur meine Ruhe haben und mein Leben leben und die Menschen um mich herum ihr Leben leben lassen. Ist mir egal welche Sau in den Medien grad wieder durchs Dorf getrieben wird. Mich Interessieren die individuellen Probleme meiner Freunde. Über die unterhalte ich mich auch gerne und reg mich auch nicht drüber auf (zumindest meistens ;-)). Aber ich bin weder Vegetarier, noch Linker, noch sonst irgendein Schubladen-Aussteiger. Vielleicht bin ich ein bischen Globalisierungsgegner und ich hasse Banken. Ansonsten will ich einfach nur ein Mensch sein, der sich gegen die Masse stellt und individuell mit seinem eigenen Verstand entscheidet warum er was gut oder schlecht findet. Der Verantwortung für sich selbst und die Menschen in seiner Nähe übernimmt. Der Rücksichtsvoll ist, aber sich selbst nicht vergisst.

So. Ich habe fertig.

Grufti Revival

Wie im letzten Post angekündigt, hatte meine untypische Offenheit gegenüber Fremden Menschen Auswirkungen. Nein, nicht was ihr denkt. Sie ist zwar sehr nett, sieht auch sehr sympathisch aus, hat aber auch einen Freund, ist zu jung für mich und ist mir zu tief in der "Gothic-Szene" versunken. Aber, sie schickte mir am Tag darauf eine Facebook-Einladung zu der "Gruftie Revival Party" in der Krone, von der sie mir im Auto erzählte. Ich dachte mir: "Ich war früher Grufti, ich war in der Krone zu Hause und ich liebe Musik. Außerdem bin ich DJ". Gedacht, gemacht, ich schrieb der Krone auf FB eine Nachricht, in der ich mich kurz vorstellte und anbot auf einem zweiten Dancefloor aufzulegen. Sogar für umme, da ich da Spass dran hätte. Hintergrund ist natürlich, dass ich gerne in Zukunft öfter mal in der Krone auflegen will. Nicht für umme.

Ich erhielt ziemlich direkt eine begeisterte Antwort und das Angebot in der "Rocky-Bar" aufzulegen. Das habe ich angenommen. Ich werde also von 20-2 Uhr unten in der Bar auflegen. Da kein Dancefloor sein wird, kann ich sogar wirklich spielen was ich will. Es gibt also einen interessanten Mix aus Cure, Death In June, Sisters of Mercy, Bauhaus, Anne Clark, Depeche Mode, Dead can dance, Fields of the Nephilim, Sol Invictus, Current 93, Trisomie 21, Joy Division, Skinny Puppy, New Order, Severed Heads, Psychic TV, Cabaret Voltaire und weiterem 80er Kram aus den Bereichen Wave, Neofolk und Industrial. Das wird ein Spaß!

Einziger Wehmutstropfen: Die Party ist an einem Montag! Genauer gesagt am 3. November. Ich hoffe, es kommen trotzdem ein paar Leute die ich kenne...

Konzert 2014.12: Deine Lakaien

2.10.2014, Frankfurt, Batschkapp

Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf das Konzert. Zum einen, weil ich noch das Batschkapp-Trauma vom Chvrches-Konzert im Kopf hatte zum anderen, weil ich das neue Album der Lakaien eher langweilig finde. Nicht schlecht, aber langweilig. Zu Punkt 1 muss ich sagen: Neue Batschkapp vs. Ballastwissenden: 1:1. Der Sound war gut, es war nicht überfüllt und die Atmosphere viel entspannter als damals bei Chvrches. Muss wohl doch eher am "Hipster-Publikum" im März gelegen haben. Meine Abneigung gegen die neue Batschkapp ist hiermit offiziell ad acta gelegt.

Ich bin trotzdem zum Konzert gegangen, weil bisher jedes Lakaien Konzert sehr gut war und ich auf die alten Klassiker hoffte. Außerdem sind Konzerte leider die einzige Gelegenheit, zu denen ich meinen sehr alten Freund, den Exil-Bier-Journalisten sehe. Also nix wie hin...

Der Bühnenaufbau versprach ein tolles Konzert, denn man sah 2 Keyboard-Statione bestückt mit alten Analog-Synthies, wie ich sie liebe. Unter anderem 2 meiner Traum-Synths (Korg MonoPoly) und ARP2500. In der Mitte ein Schlagzeug, dass aber um einige elektronische Komponenten erweitert war. Zum Beispiel E-Drumpads, Drumcomputer, Launchpad und synthie. Außerdem war das akustische Setup eher dezent mit wenigen Rock-Gedöns (Becken, etc.).




Das Konzert war dann leider trotzdem durchwachsen. Es gab einige sehr geniale Titel, viel Langeweile, ein paar ganz nette Titel und einen brillanten Alexander Veljanov (AdR: der Sänger). Er war den Eintritt alleine schon Wert. Seine tiefe, warme Stimme ist live fast noch besser als im Studio. Außerdem merkte man wieder, daß sich die Lakaien von anderen Bands der Szene deutlich abheben. Die Arrangements und die Kompositionen sind sehr viel anspruchsvoller und man merkt, daß Mastermind Ernst Horn studierter Kapellmeister ist.

Ein typisches, hessisches Problem scheint mir ja die Stimmung auf Konzerten zu sein. Nicht, daß ich tanzend, pfeiffend und mitklatschend in der ersten Reihe stehen würde, aber wenn ich mit meinem Bewegungspensum auf einem Konzert schon dem Durchschnitt entspreche, ist die Stimmung echt lahm. Das Publikum war zwar begeistert, aber immer erst zwischen den Liedern. Auch 3 Zugaben erklatschte sich die Masse, aber die Band hatte glaube ich nicht damit gerechnet. Sie wirkten vom Publikum eher etwas enttäuscht...

Eine Anekdote am Rande
Am Tag vor dem Konzert postete eine mir Unbekannte auf der Facebook-Veranstaltungs-Seite die Frage, ob nach dem Konzert noch jemand nach Darmstadt zurück fährt und noch einen Platz frei hat. Ich antwortete direkt mit "Ja, ich". Ich dachte mir, kann ja nix schaden jemanden kennenzulernen, der auf meine Musik steht. Nach ein paar PNs und SMSen, trafen wir uns nach dem Konzert. Sie ist sehr nett und natürlich kennt man einige Leute, die der andere auch kennt. So groß ist Darmstadt dann doch nicht. Als sich rausstellte, daß sie garnicht in Darmstadt, sondern in einem Ort bei Darmstadt wohnt, habe ich sie natürlich nach Hause gefahren. Ich lass doch kein Mädel um Mitternacht nach einem Bus, Taxi oder sonstigen Mitfahrgelegenheit suchen. Zumindest nicht im leergefegten Darmstadt. Wir haben uns sehr gut unterhalten und am Ende öffnete sich eventuell eine interessante Tür. Dazu mehr im nächsten Post... ;-)