Dienstag, 1. Mai 2012

Helden der 70er Teil 2: Jean-Michel Jarre

JMJ hat wie kein Zweiter verstanden in den 70ern Musik zu veröffentlichen, die noch Heute futuristisch und einzigartig klingt. Das gelang ihm dadurch, dass er seine symphonischen Kompositionen sowohl mit atmosphärischen Flächen, sowie auch treibenden Sequenzern, Arpeggios und Drummachines der ersten Stunde hinterlegte. Weder Kraftwerk, noch andere Künstler dieser Zeit konnten diese Zeitlos futuristische Stimmung in ihrem Sound festhalten. Eventuell gelang das noch Klaus Schulze auf dem ein oder anderen Album. Zu ihm komme ich ein anderes Mal. Das Besondere an JMJ ist, dass er der erste "Musiker" war, der sich für elektronische Musikinstrumente begeistern konnte. Während es Kraftwerk eher um die technischen Möglichkeiten und den Sound an sich ging, war Jarre die Komposition das Wichtigste. Hier sieht man dann, dass der pure Sound vergänglich ist und nur die Komposition die Produktion zeitlos macht, denn Kraftwerk finde ich zwar auch sehr gut und innovativ, aber deren Alben stehen für mich eher für Techno und Roboter. JMJs Alben sind für mich das Universum, das Meer und das Leben.

JMJs Schaffen möchte ich kurz skizzieren:
Von 1970-1975 experimentierte Jarre mit diversen elektronischen Gerätschaften und veröffentlichte - wahrscheinlich durch Papa Maurice inspiriert - einige recht schräge Titel als Soundtrack und auf 7". Viele Titel dieser Zeit wurden inzwischen auf verschiedenen Bootlegs veröffentlicht. Zugegebenmaßen kann man das aber nur schwer durchhören. da gefiel mir POPCORN von HOT BUTTER doch noch besser. Ein Beispiel und ein Interview aus dieser Zeit:







1976 veröffentlichte er sein Meisterwerk OXYGENE. Bis Heute ist dieses Album für mich der Inbegriff Von Science Fiction. Ich war zwar erst 8 Jahre alt bei der Veröffentlichung, aber das Album hat sich bei mir absolut eingeprägt und ich bin mir sicher, daß ich auf Grund dieses Albums bis Heute der elektronischen Musik treu geblieben bin. Vielen Dank auch an meine beiden großen Brüder, durch die diesemphantastische Musik bereits im frühen Alter kennenlernen durfte. Ein kurzes Video aus dieser Zeit vom wohl bekanntesten Titel des Albums:






1978 erschien dann das Album EQUINOX, dass eigentlich nahtlos an den Vorgänger anschloß. Ich bin mir bis Heute nicht sicher, welches dieser beiden genialen Alben ich besser finde. JMJ verwendete hier die neuesten Sequenzer und Drummachines, was das Album etwas schneller machte. Zwei Meisterwerke innerhalb von 2 Jahren! Auch hierzu ein paar Fundstücke:








1981 war das Jahr von MAGNETIC FIELDS. Das 3. Album klang etwas anders. JMJ war in den 80ern angekommen und konnte sich wohl nicht den tollen Möglichkeiten von MIDI entziehen. MIDI verbindet synths, Drums und Sequenzer digital und eröffnet neue Wege der Musikprogrammierung. Außerdem benutzte JMJ hier auch als einer der ersten Musiker einen Fairlight Musikcomputer für Samples. Das Album klang entsprechend wie eine Fortsetzung der Vorgänger mit moderneren Mitteln, was dem Album aber leider nicht so gut tat. Ihm fehlte es teilweise etwas an Wärme und Sphäre. Außerdem war es etwas "fröhlicher". Trotzdem findet man hier einige geniale Stücke:







1981 erregte JMJ noch viel aufsehen mit seinen "concerts in china". Er spielte einige Konzerte im streng sozialistischen China vor einem begeisterten, wenn auch gecastetem Publikum. Dazu erschien 1982 auch das legendäre Doppel-Live-Album THE CONCERTS IN CHINA, das man als eine Art BestOf Album sehen kann. Neben genialen Live-Versionen der besten Titel der ersten 3 Alben findet man darauf auch noch einige neue Titel. Darunter das geniale Arpeggiator, das im gleichen Jahr auch als Studiversion auf dem Sampler MUSIK AUS RAUM UND ZEIT veröffentlicht wurde. Hier die Liveversion:




1984 versuchte JMJ etwas Neues: Er entdeckte Sampler, Stimmen und die Möglichkeiten des Fairlights. Ergebnis seiner neuen Vorlieben war das mäßige Album ZOOLOOK, das mich nicht wirklich überzeugen konnte. Nur der Titelsong schafft es bis Heute in meine persönliche JMJ Playlist:




1986 gelang JMJ etwas erstaunliches: Er erfand sich selbst neu mit einem absoluten Meisterwerk RENDEVOUS. Dieses Album hat zwar nichts mehr zu tun mit den warmen und spacigen ersten Alben, aber an Genialität muss sich das Album nicht verstecken. Der Fairlight war nun deutlich ausgereifter und JMJ war über das Experimentieren damit hinaus. Es ist sehr klassisch aufgebaut und klingt, wie eine synthetische Symphonie. Live setzte er das Album auch mehrfach mit Orchester und Chor um. Hört einfach selbst rein:





Und hier ein besonderer Leckerbissen: Rendevous II mit Orchester, Chor und Laserharfe:


Danach seien nur noch einzelne Highlights aus seiner Karriere erwähnt:
Der geniale 46 Minuten-Ambient-Titel "Waiting for Costeau" von 1990
Die Fortsetzung von OXYGENE OXYGENE 7-13 von 1997 mit Original Instrumentierung von 1976
Viele riesige Live-Shows mit genialer Lasershow

Mehr interssante Infos findet ihr wie immer unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Michel_Jarre

6 Kommentare:

  1. Sorry, hab grad gesehen, dass die Links nicht funktionieren. Ich ändere das noch. Ihr könnt versuchen, die Links per copy/paste zu benutzen. das müßte gehen...

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  2. Eine schöne Erinnerung an OXYGENE - und weit mehr darüber hinaus. So professionell habe ich JMJ damals wie heute gar nicht wahrnehmen können. Aber die symphonische Dichte seiner (mir bekannten Werke) begeistert mich auch bis heute. - Seltsam, das mit den "Videos ansehen" klappt momentan nicht; vielleicht ist bei youtube gerade Kaffeepause.

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  3. Hatten wir es von Herrn Jarre nicht auch? Ich entdecke gerade Lars Falk und bin einigermaßen begeistert.
    Grüße nach Sch`Town auch von der Französin, die mit gebrochenem Bein darnieder liegt!

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  4. @MKH: Jetzt müßten die Videos funktionieren. Vielleicht entdeckst Du ihn ja noch neu für Dich :-)

    @Perdita: Ja, wir hatten es kurz von ihm. Allerdings konnte ich Dich glaube ich nicht von ihm überzeugen. Vielleicht gibst Du ihm ja noch eine Chance ;-) Grüße und gute Besserung an die Französin...

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  5. Na, da schau und hör ich doch gelegentlich rein! - Mal sehen, ob ich heute Nacht, nach Feierabend sozusagen, noch dazu komme ...

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  6. Hörenswert! - Nur eins, war nicht eigentlich DIES HIER das allerbekannteste aus dem 76er Album?!? => http://youtu.be/P_I2ch8_TXc - Das ist jedenfalls MEINE tief in die Hirnzellen eingegrabene Erinnerung an JMJ.

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