Donnerstag, 9. Juni 2016

Schottland 2016.06: Stromness > Kirkwall > Scapa Beach

Die Nacht im ruhigen Hafen von Stromness war sehr erholsam. Aufgewacht bin ich vom bekackten saulauten Nebelhorn der fetten Fähre bei der Abfahrt nebenan. Ich saß senkrecht in der Koje. Ein wunder, daß ich nicht vor Schreck spontan zur Kotztüte gegfiffen habe. Auf Grund des ersten Nieselregens mußten wir das erste mal drinnen Frühstücken. Kaum war ich im Zombiemodus vor dem ersten Kaffee bei Rolf und Fritz angekommen, begann Robert etwas hyperaktiv von irgendwelchen Buslinien nach Skara Brae zu labern und daß die Thalassa sich im Laufe des Vormittags um 3 Buchten umtopfen müsse, aber wir Passagiere ja in dieser Zeit den abgesagten Landgang doch machen können. Ich verstand  nur "Hafen" und "Skagarak". Ich wollte doch nur einen Kaffee und keinen Vortrag eines ADHS-Patienten...

Nun noch mal sortiert nach dem Kaffee: Nach der 31-stündigen Nonstop-Fahrt von Glenbeg nach Stromness war Heute eigentlich Landgang angesagt. Lauf Plan sollte ein gecharterter Bus folgende Tour mit uns fahren: Skara Brae (prähistorisches Dorf), Ring of Brodgar (Steinkreis), Highland Park Distille in Kirkwall und Scapa Distille in Scapa. Dummerweise hatten die Holländer nicht auf dem Schorm, daß an diesem Tag ein ganz tolles Festival der Kriegsveteranen auf den Orkneys stattfindet und alle Busse seit Wochen ausgebucht sind. Schließlich wurden 3 riesige Oceanriesen erwartet. Das hatte zur Folge, daß wir beim ersten Landausflug seit Tobermory nicht mobile waren. Das wußten wir aber schon seit dem ersten Tag und hatten vor, spontan einen Plan auszuhecken. Dieser Situation entsprang aber nun das hyperaktive geblubber der aufgescheuchten Hühner um Robert. 

Man wälzte also diverse Busfahrpläne und hatte den Linienbus X1 gefunden, der uns scheinbar  innerhalb von 20 Minuten zu Skara Brae und nach Kirkwall bringen würde. Pläne wurden geschmiedet und Zeiten berechnet. Doch dann bemerkte einer, daß dieser Bus - aus welchem Grund auch immer - nur Montags, Dienstags und Donnerstags verkehrte. Heute ist Mittwoch. Panikmodus wieder aktiviert. Ich wollte einfach nur in Ruhe frühstücken, danach kacken gehen und dann überlegen, was aus dem Tag wird. Nachdem wir das subtil kommuniziert hatten, zogen die aufgescheuchten Hühner dann ab mit den Worten:"Dann nehmen wir halt ein Taxi".

Eigentlich war ich da sehr leidenschaftslos, denn ich hatte beides bereits letzten Herbst gesehen. Allerdings dachte ich, es wäre schade, wenn Rolf und Fritz schon mal auf den Orkneys sind und das dann nicht sehen. Ich habe dann kurz darauf einen weiteren Bus gefunden, der sogar über Ring of Brodgar nach Kirkwall fahren soll. Der T11, Abfahrt 10:45. Da die anderen bereits weg waren, teilten wir diese Erkenntnis nur mit uns selbst und freuten uns darüber. Diese Freuden ließ nach, als der Bus um 11:10 immernoch nicht da war und wir die Information erhielten, daß die Linie T11 auf Grund der vielen Touristen komplett ausgebucht sei und deshalb auch nicht über Stromnes fahren würde. 

Nachdem die Buslinien schon Namen von Terminatoren hatten, war ich kurz davor zu einem solchen zu werden. Die Verwandlung wurde gestoppt, als wir ein Taxi erblickten. Der nette Fahrer wartete noch auf einen Fahrgast, wollte uns aber 15Min. später einsammeln. Wir hatten also einen Plan C. Der wurde dann in Frage gestellt, als ein T11 auftauchte. Dicht gefolgt von einem Cabrio-Sightseeing-Bus. Der T11 fuhr an uns vorbei und als Rolf wie ein Verrückter winkte und gestikulierte, drehte der Sightseeing-Bus eine Extrarunde durch den Wendehammer und hielt vor uns an. Es zeigte sich, daß dieser Bus wohl eine Ergänzung zum überfüllten T11 sein sollte. Der Fahrer sagte ganz relaxed, er habe oben noch Plätze frei. Ich erwähnte, daß es sich um einen Cabrio-Bus handelte? Natürlich waren die freien Plätze in der letzten Reihe. Auch wenn es inzwischen nicht mehr regnete, war es draußen doch recht zugig. 


Nachdem wir uns mit diesem Umstand abgefunden hatten, stellten wir fest, daß wir nun Bestandteil einer japanischen oder Koreanischen Reisegruppe wurden, die von der schwimmenden Stadt "Caribian Quenn" zu stammen scheinte. Auch davon ließen wir uns die Laune nicht verderben. Wir nahmen es mit Humor. In den folgenden 20 Minuten hatten wir mehr "Segelfeeling" als die 3 Tage zuvor. Fritz nannte es "Straßensegeln". Es war kalt, es war windig und der Fahrer scherte sich nicht um Bodenwellen oder Kurven. Immerhin kamen wir an und wir sahen das prähistorische Dorf. Halt gemeinsam mit 84 hektischen wuselnden Asiaten, die mit merkwürdigen Reise-Utensilien wie Vollvisier gegen die Sonne oder anderen knallig bunten Hightechoutdoorequipement ausgestattet waren. Übrigens trafen wir hier auch Robert, Jutta und die beiden langen Holländer wieder, die ab hier auch Plätze in einem echten T11 ergattern konnten.

Skara Brae hatten wir erfolgreich besichtigt und nun ging es auf zum Ring of Brodgar. Dort angekommen, verstanden viele Mitreisende garnicht, was sie bei den komisch grauen Steinen sollen, die dort auf dem Acker stehen. Einige sind tatsächlich nur bis zum ersten Stein gegangen, haben sich mit ihren Idioten-Zepter selbst fotografiert und sind wieder zum Bus gegangen. Da sich noch die Passagiere von 2 weiteren Bussen auf dem Gelände rumtrieben, war von der eigentlichen Mystic der wunderschönen Anlage nichts mehr übrig. Dazu kam, daß da auf einmal ein neuer Zaun und Bauarbeiter das Bild zerstörten.

Zu den beiden Sehenswürdigkeiten schreibe ich jetzt nicht viel. Das hatte ich im Herbst 2015 schon getan. Bei Interesse scrollt einfach bis dahin im Blog zurück und lest es dort: Schottland 2015.02 und 03. Ich versuche die Posts zu Hause zu verlinken. Das App, das ich hier benutze kann das leider nicht...

Die weiteren gefühlten 3 Stunden Busfahrt im offenen Bus nach Kirkwall waren dann eine Qual. Der Wind pfiff uns um die Ohren, daß es nicht mehr schön war. Ich fühlte mich wieder wie auf der Thalassa am Cape Wrath. Das entschädigte auch nicht die tolle Sicht auf die "Caribian Quenn", die in Kirkness vor Anker lag. Am Busbahnhof angekommen, löste sich unsere kleine, wuselige, surreale Reisegruppe wieder auf. Kirkwall war dann ganz nett, aber auch nicht viel mehr. Wir waren dann im Haus-Pub eines Musik-Studios und wärmten uns mit etwas Bier und einem Snack auf, bevor wir zur Distillen-Tour meines aktuellen Lieblings-Whiskies stiefelten: Highland Park. 

Highland Park Distillery ist nicht nur wegen der hübschen Optik mit den dunkelgrauen Steinen eine der schönsten Distillen, sondern auch wegen der Tatasache, daß hier noch alles außer der Flaschenabfüllung "InHouse" gemacht wird. Da sie auch sehr liberal mit dem Thema fotografieren umgehen, denke ich darüber nach, der Distille einen eigenen Post zu widmen so bald ich endlich irgendwo einen neuen Kamera-Adapter für mein iPad gefunden habe...

Nach einem gemeinsamen Besuch mit unseren beiden langen Freunden aus Amsterdam beim örtlichen Tesco und einem Sturzbier in einem Motorsport-Pub, nahmen wir ein Taxi nach Scapa-Beach, wo die Thalassa nun auf uns wartete. Bereits nach wenigen Worten war klar: Der Taxifahrer iss en Frankforter Bubb wie unser Rolf. Nach kurzem Dialog über Sossenheim und die Orkneys waren wir auch schon an Bord. Das Abendessen war wieder hervorragend. Dieses Mal ein recht scharfes Hühnchen-Irgendwas mit GusGus (was ich nicht so mag, weil es so trocken ist). Da Fritz etwas Hals-Schmerzen hat und der Tag mit den Asiaten relativ anstrengend war, ging es früh ins Bett. Morgen geht es um 6:00 weiter Richtung Wick...

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