Mittwoch, 10. September 2014

Schottland Solo: Tag 7 (Lochcarron to Grantown-on-Spey)

Weiterer Unterschied im schottischen Nord-Süd-Gefälle: Sauberkeit und Ausstattung wird im Süden überbewertet. Der Norden (eigentlich Westen) nimmts mit der Hygiene nicht so genau. Wozu Duschvorhänge oder Badeteppiche vor der Dusche? Tritt sich alles fest und was uns nicht umbringt, macht uns nur stark. Da braucht man viel Fleisch zum Frühstück um ein echter Mann zu werden.

So, nun bin ich also nochmal zurück in Schottlands Wellnessbereich. Ich brauche den Horizont, die Sicht muss frei sein, damit die Gedanken nicht gefangen sind. Manch einer mags öde oder depressiv finden. Mir gibt es das Gefühl die Heimat meiner Seele gefunden zu haben. Ich bin halt so melancholisch und düster. Ich mag ja auch eigentlich keine Menschen. Deshalb komme ich auch so gut mit Toni, Jaqueline und Helen klar. Jaqueline habe ich Heute glücklich gemacht, denn ich habe länger für die meisten Strecken benötigt, als sie berechnet hat. Ich sags ja: Tiefenentspannt. Zuerst gings nochmal auf meine geliebte Halbinsel "Applecross" (Hat nix mit Apple zu tun. Auch nicht mit der iWatch). Ich hatte die Hoffnung, den Pass endlich mal bei Tag und ohne Nebel zu sehen. Das hat fast geklappt. Es war Tag und der Nebel war dezent. Ganz ohne würde ja auch was fehlen. Diesmal bin ich ihn auch andersrum gefahren. Also von Lochcarron nach Shieldaig. Das erste Mal hab ich gesehen, wie sich im Tal ein Bach den Weg nach unten sucht. Außerdem gibt es auf dem Kamm kleine Seen. Die kannte ich auch noch nicht. Ih hab mich dann gleich mal dort oben mit einem großen Steinhaufen verewigt 😃






Das Kaff Applecross ist immernoch stinkelangweilig. Da wäre mehr Nebel hilfreich. Ich fuhr also gleich weiter, denn nun konnte ich mich ja auch nochmal vom Atlantik verabschieden. Und von Skye (bzw. Raasay davor). Ich weiß, das klingt albern, aber das war mir ein Bedürfnis. Selbst Jaqi und Helen wurden ganz Sentimental. Und ich hatte ein Mann zu Mann Gespräch mit Toni. Ich entschuldigte mich für mein anfängliches Gerühre beim Schalten. Das war dieses Jahr noch schlimmer, da ich zu Hause mittlerweile Automatik fahre. Der Umstieg auf Schaltung und dann noch mit links war doppelt schwierig. Ab dem zweiten Tag liefs aber ganz gut. Er war eher sauer wegen der heißen Bremsen und den vielen Schlägen. Kann ich verstehen. Ich bin Heute durch ein paar Pfützen gefahren, damit er kühlen Kopf behält.









Um 12:00 waren wir durch. Wohin jetzt? Plan gibts ja keinen mehr. Also mal Pause machen. Toni und ich hatten Durst und Helens Aufnahmefähigkeit war auch erschöpft. Nach einem Tankstop für Toni, legten wir eine Pause in der Ledgowan Lodge ein. Da war ich schon letztes Jahr mit der CVM. Das Essen war gut, aber viiiiel zu viel Kartoffeln in drei Variationen (Lammschulter auf Kartoffelbrei, Pellkartoffeln als Gemüse getarnt und Pommes dazu). Vorher gabs ja noch Lachsröllchen auf Salat. Ich konnte nicht aufessen. Das passiert mir fast nie. Als mich die Bedienung nach einem Dessert fragte mußte ich leider an den "Sinn des Lebens" denken. Statt einem Eimer bestellte ich dann einen Single Malt. Erst mein Zweiter. Es war ein Kilchoman und er tat was er tun sollte: Gut.





Nach dem Essen wußte ich, warum ich das die ganze Zeit nicht gemacht hatte. Ich war vollgefressen, sauböde und hat auch noch Alkohol getrunken. Jeden Tag hätte das so nicht funktioniert. Trotzdem war noch unklar, wie es weiter geht. Der Blick auf die Karte brachte mich dann auf die Idee: Wir fahren nochmal eine nette kleine Straße durch eine Schlucht. Wie der Zufall es wollte, lag eine (fast) auf dem Weg. Eine Stichstraße vom Osten her (nahe Inverness) in die Highlands rein. Bisher kam ich immer vom Westen, weils da mehr gibt. Aber mal sehen. Laut Karte sollte die Straße durch ein Bergmassiv mit 1000ern gehen (der höchste in Schottland (Ben Nevis) ist 1344 Meter). Klang also toll. Ich freute mich wie Bolle und Helen war guter Dinge, das "Mull of Kintyre" Disaster vergessen zu können. Die Einfahrt zum Glen Strathfarrar fand ich auf Anhieb (natürlich ohne Jaqueline). Nach 4 Kurven stehe ich vor einem Gatter. Helen und ich bekamen Schnappatmung. Da war gesperrt! Das das ein Nationalpark ist, habe ich gesehen, aber die sind sonst normal befahrbar. Dieser eigentlich auch. Nur nicht Dienstags. Kein Witz, da standen Öffnungszeiten dran und Dienstags ist er geschlossen. Ich war deprimiert. Ich hab sogar vergessen ein Foto vom Gatter mit Öffnungszeiten zu machen. Jaqueline versuchte Helen und mich zu trösten und schlug eine andere Straße vor. Die mochte ich aber nicht, denn da war ich schon vor 2Jahren mit der 2012er Reisegruppe. Aus Mangel an Alternativen fuhren wir die dann doch. War so lala...




So, nun war es ca. 16:00 und uns war wieder langweilig. Ich schlug vor, schon mal in Richtung Aberdeen über die "Cairngom Mountains" zu fahren und dort zu übernachten. Als Ziel guckte ich Grantown on Spey aus. Da hatte ich bis jetzt jedes Mal übernachtet. Allerdings als erste Nacht. Morgen will ich dort spontan rumfahren. Der Weg dorthin führte uns über meine geliebte A82 zwischen Fort Williams und Inverness.  als wäre das nicht genug, führt die Straße auch noch am ätzenden Loch Ness (Westseite) vorbei und voll durch die 50.000 Einwohner Stadt Inverness. Meine Tiefenentspanning hielt noch an, da ich einen neuen Plan für Heute hatte. Ich fahre nicht die Hauptstraße von Inverness nach Grantown, sondern ich habe STRs für mich und die Mädels entdeckt. Und zwar erstmal direkt auf der Ostseite vom Loch Ness runter und dann quer durch die Walachei. Toni und die Mädels waren skeptisch. Am Loch Ness mußte ich erkennen, daß das Loch auch schön sein kann. So hatte ich es noch nie gesehen. Ich fand das immer eins der langweiligsten Seen Schottlands. Selbst den Woog fand ich spannender. Bis Heute (Sorry Woog). Der Abschuss war dann aber die weiße (kurz vor zransparente) Straße durch die Pampa. Das war echt Pampa. Und die Straße machte uns allen Spaß. Jaqueline zweifelte zwar ständig daran, daß die Straße da rauskommt wo ich sie laut Karte vermutete, aber sie vertraute mir dann doch. Helen bekam tolle Bilder geliefert ohne durch hektische Kurven mit Bäumen flimmern vor die Linse zu bekommen und Toni konnte nochmal zeigen, was ihn im steckt. Super Mario wäre vor Neid Grün angelaufen. Ich wußte nicht, daß es östlich vom Loch Ness solche Gegenden gibt. Ich dachte, die gäbe es nur im wilden Westen oder den Inseln.








Pünktlich um 20:00 kamen wir in Grantown-onSpey an und ich fand sogar relativ schnell das B&B/Hotel (der weiß noch nicht so ganz, was er sein will), indem wir letztes Jahr waren. Das war zwar mit 55£ relativ teuer, aber das ist es auch Wert. Für die letzte Nacht wollte ich mir das jetzt gönnen...



Ein Endfazit kommt noch nach, aber der heutige Bonustag hat Spaß gemacht. Auch, wenn es wieder viel Strecke war und ich meinen geliebten Westen verlassen musste. Ich hoffe, Morgen bekomme ich mal was anderes zum Frühstück...

1 Kommentar:

  1. Ach Schatzi härteste mich mal gefragt :-) Die NICHT Tourie Seite des Loch Nee ist der Hammer...wer auf dieser Seite nicht an Trolle und Feen glauben will ist selbst schuld :-) Die Strasse führt durch moosige mit Flechten behangenen Bäume und Sträßchen entlang und pendelt sich dann in Hochmooren mit kleinen glitzernden Lochs ein. Genau in der Mitte am Ufer hatten wir vor 2 Jahren unser Ferienhaus _ war schön. Richtung Fort Augustus steht dann auch noch ein Spuk-haus in dem echte Geister wohnen sollen! Und am Ende des Sees (also Richtung Inverness) ist ein wunderschöner Pub mit genialem Essen mit Blick auf den See. Dort wohnt seit 25 Jahren ein Mann in einem Wohnwagen der Nessy beobachtet. Der Wohnwagen heisst "The Nessysery research irgendwas..." und er baut, um sich am leben zu halten, kleine Nessies aus den dort rumliegenden Steinchen :-D

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