Samstag, 6. September 2014

Schottland Solo: Tag 4 (Kilchoan to Ford)

Heute war ein Tag der Enttäuschungen. Und der Erkenntnisse. Aber als erstes wieder zum Frühstück, das in diesem Urlaub für mich sehr an Bedeutung gewonnen hat da ich tagsüber eigentlich nix esse. Macht alleine einfach keinen Spaß...

Wie man von einer Italienerin erwarten kann, hat sie es mit dem Essen drauf. Das Full Scottish war wieder sehr gut und vor allem gabs ordentlichen Kaffee. Leider habe ich versäumt, sie nach ihrem Namen zu fragen. Nennen wir sie Bella. Bella ist extra früh für mich aufgestanden, damit ich schon um 7:00 frühstücken konnte. Um 8:00 ging ja die Fähre. Geschlafen habe ich sehr gut, aber das Bad im Flur war leider recht schmutzig. In der Dusche waren Haare und Schmodder... Frühstücksbild fällt Heute leider aus, da ich hier Probleme mit dem Netzt habe. Komischerweise komme ich mit dem iPhone nicht rein und die dezenten Bilder und die Selfies mache ich mit dem iPhone. Ich liefere es nach :-)


Mit der Fähre ging alles glatt. Außer mir war nur noch 1 Auto und 3 Wanderer mit an Bord. Tobermorry ist sehr schön. Ich hab versucht, eine kleine Flasche Tobermory Single Malt zu erstehen. Dabei mußte ich erfahren, daß es in ganz Großbritannien verboten ist, vor 10:00 Alkohol zu verkaufen. Blödsinn, denn der gewiefte Alkoholiker kauft seinen Stoff eh auf Vorrat. Kann man ja prima planen. Im Gegensatz zum Wetter. Es regnete erstmal. Mal leicht, dann stark, dann leicht, dann sehr stark, dann garnicht, dann hats geschüttet. Ab 12:00 wurde es dann besser...




Wie geplant startete ich meine Mull-Rundreise im Nordwesten gegen den Uhrzeigersinn. Nach ca. 30 Min. war ich so gelangweilt, daß ich anfing chillige Schafe zu fotografieren. Ganz im Ernst: Mull ist weder die Zeit, noch das Fährgeld wert. Wenn die Menschheit überwiegend harmlos ist (lt. Douglas Adams), dann ist Mull überwiegend langweilig. Einzig das fahren der Straßen hat Spaß gemacht. Wie eine Achterbahn. Katja hat fast gekotzt und Jaqueline war mal wieder sauer, weil ich gegen ihren Willen immer die Kurvenreichen, kleinen Straßen ausgewählt hab. Nach 4 Tagen sollte sie das doch langsam kapiert haben, oder? Frauen! An der Küste gabs dann ein paar "nette" Stellen (wobei mir bewußt ist, daß nett die kleine Schwester von Scheiße ist). OK, es war jetzt nicht häßlich, aber ich hatte mehr erwartet. So sieht es in halt in ganz Schottland aus. Da muss ich nicht für insgesamt 60£ Fähre nach Mull übersetzen...







Das erste Mull-Highlight war dann das Türsteher-Schaf "Murat". Das hat mich angeblökt und seine Rinder-Kumpels beschützt. Das war allerliebst...




Das zweite (und letzte) Mull-Highlight fand ich dann, nachdem ich die Insel eigentlich abhaken wollte und hastik zur Fähre Richtung Craignure/Fishnish fahren wollte (Katja hat noch mehr gekotzt). Auf einmal fuhr ich durch ein wunderschönes Tal: Das Glen More. 


Ein drittes Highlight hätte es werden können, wenn ich einen Adler gesehen hätte, die auf Mull rumfliegen sollen. Hat sich aber keiner blicken lassen. Ich hätte die eh gefragt, warum sie nicht lieber nach Skye umziehen. Da passen sie besser hin als auf das langweilige Mull. Ach ja, es gab doch noch ein drittes Highlight: Ich habe einen prima hausgemachten Brownie in Salen gegessen während ich auf die erlösende Fähre gewartet habe.

Fähre war wieder alles super (außer dem Preis). in Lochaline angekommen lagen die Halbinseln Morvern und Kingairloch vor mir. Morvern war schön, aber verregnet. Kingairloch war der Hammer. Fast so schön wie die Halbinseln im Westen (Applecross und um Lochinver). Außerdem habe ich Cleverle einen super Trick gemacht um das Touribikerwalkerdreckskaff Fort Williams zu meiden: Ich habe eine klein Fähre gefunden, die etwas südlich von FW ankommt. Den Trick hat Jaqueline wieder mal nicht drauf gehabt. Die hätte mich ca. 30 Meilen Umweg fahren lassen und mich dann durch FW gequält. Außerdem gönne ich Toni nach den Katjakotzkurvenstrecken immer gerne mal eine Verschnaufpause auf dem Schiff. Ist ja quasi wie eine Wellness-Kreuzfahrt für den Kleinen...





Nach dem Trick mit der Fähre habe ich allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn ich kam voll in den Samstags-Nachmittag Verkehr zwischen Fort Williams und Oban rein. Das war ein Kulturschock. Gerade noch Mull und Kingairlochs Single Tracks und jetzt drängelnde und hupende Deppen in Audis, Range Rovers und Jaguars. Dabei ist mir dann echt aufgefallen, daß die Ecke ziemlich elitär ist. Und unentspannt. Selbst auf einer Singletrack kurz unter Oban wurde ich tatsächlich auf einer Brücke angehupt weil ich kurz aus dem Fenster ein Foto schiessen wollte. Grundsätzlich ist es unter Oban (tolles Wortspiel) sehr schön, aber leider nur zum Durchfahren. Parkplätze oder Haltenischen gibt es kaum und wenn, dann nur da wo es nix zu sehen oder fotografieren gibt. Fotos halten sich deshalb auch in Grenzen. Irgendwie fühlt es sich für mich nicht so nach Schottland an, denn es könnte auch der Odenwald zur Rushhour sein. Ich vermisse den "Wilden Westen" mit den Schafen auf der Straße und den "Passings Places" auf den Single Track Roads, wo man sich immer nett grüßt und sich auch einfach mal zum Fotografieren an den Rand stellen kann. Klar, für diese Straßen ist hier zu viel Verkehr, aber genau das ist es ja. Ab dem Loch Melfort hatte ich "Mein Schottland" wieder zurück. Der Verkehr ließ nach und die Straßen wurden wieder enger. Jaqueline war übrigens außer bei der Fähraktion ausgeschaltet. Nach Karte und Gedächtnis fahren klappt alleine prima, macht mehr Spass und ist harmonischer.





Natürlich hat mich das langatmige Mull nicht nur Nerven, sondern auch viel Zeit gekostet. Obwohl ich heute Morgen eigentlich dachte, ich wäre gut in der Zeit. War ich auch. Bis Oban war ich 3 Stunden hintendran. B&B habe ich diesmal ziemlich schnell gefunden. Und zwar in Ford am Loch Awe. Nachdem ich das gecheckt hatte, fuhr ich bereits die eine Seite des Lochs planmäßig zur Hälfte ab und kann nun Morgen mit nur 1 Stunde Verspätung beginnen. Zum B&B: Es ist eine ziemliche Bruchbude, aber sie liegt perfekt, die Gastgeber sind super freundlich und es kostet nur 35£. Bad ist im Zimmer und WiFi nur im Esszimmer (wo ich gerade sitze). Die Chefin ist Holländerin und ihr Mann Schotte. Da ich noch nix gegessen hatte und in dem Kaff hier keiner tot überm Zaun hängen will, hat mir der Schotte einen Burger mit Pommes und Salat gemacht. Der war sehr lecker.


Ich frage mich, woran es liegt, daß die Mädels alle aus dem Ausland kommen. Erst eine Sonja aus Deutschland, dann eine Patryzja aus Polen, dann die Bella aus Italia und nun die Holländerin. Frauen scheinen hier Import-Schlager zu sein. Wobei ich das garnicht verstehe, denn ich mag ja schottische Frauen. Wahrscheinlich wollen die aber nicht in einem Kaff am Arsch der Welt versauern...

Übrigens langweilt mich Katja mit ihrer Schweigsamkeit. Jaqueline erinnert mich immer mehr an die CVM von letztem Jahr. Schweigt die ganze Zeit und wenn sie was sagt verfahre ich mich. Bzw. ich würde mich verfahren, denn ich widerspreche ja sofort. Ich möchte hier festhalten, daß ich mich noch nicht ein einziges Mal verfahren habe. Und Toni hat angefangen hier und da mal zu klappern und zu quietschen. Ist halt doch nur ein Fiat. Oder ist er mit meinem Fahrstil überfordert? Auf jeden Fall hoffe ich, daß er durchhält. Einen neuen Satz Stoßdämpfer und Bremsklötze sollten ihm seine Chefs nach dem Trip spendieren...


1 Kommentar:

  1. Das mit dem Alkohol ist in Schottland so. Gehe mal in den Tesco (Toom-Real Verschnitt) und suche das Sprit Regal. Wirste nicht reinkommen. Ist 'ne Schnur vor gespannt. Ich habe das erste mal auch gestaunt...mein Damaliger wollte sich nur ein paar "Cidre" für den Abend holen...musste ohne abziehen. Warum sie das so machen ist mir auch schleierhaft. Vll weil die Schulkinder bis dahin in der Schule sind...oder oder oder....ich weis es nicht aber ich gedenke nächstes Jahr einfach mal zu fragen. Genau, das mache ich.

    Zu Oban und dem Verkehr: Es gibt in Schottland drei Lautstärkezonen. 1. das Gebiet in und um Glasgow/Edinburgh. 2. Gegenden wie Oban, die zwar schon ländlich sind aber dennoch "Großstädte" für die Land- und Inselbewohner und 3. die "Outbacks". Also da, wo mal wenn man ein bisschen weiter läuft direkt über den Rand ins Nichts fällt - sozusagen Scheibenrand-Ende. Wenn man eine Schottlandtour macht empfehle ich immer die "Uhrzeigerrichtung" :-) Also beginnend im Großstadtlärm, weiterziehen entlang der Westküste Richtung Oban und TourieFort William und dann in den Nordwesten...dann hat man nur einen Kulturschock wenn mann wieder heim muss :-)
    Aber ansonsten gebe ich Dir recht: Ich liebe Oban über alles habe aber in den letzten Jahren auch den Norden lieben gelernt...und Sky - ja Skye - ist wunderschön :-)

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