Sonntag, 7. September 2014

Schottland Solo: Tag 5 (Ford to Lochgair)

Hab ich euch eigentlich schon von meinem Stuhlgang erzählt? Nein? Dann muss ich das wohl mal nachholen. Es läuft! Also nicht wörtlich. Ich wollte sagen "Alles Bestens". Thema beendet. Ich wollte es nur mal loswerden, denn die Mädels wollten es nicht hören. Jaquelines Anmerkung "Wennmöglich wenden" fand ich etwas unpassend und Katja sagt ja eh nix. Toni hat nur zustimmend gebrummt.

Ich hab gut geschlafen. Was nicht heißen soll, daß ich nix zu meckern hab: Zum einen dauerte es 5 Minuten bis das Wasser heiß war, was ich aber von zu Hause kenne. Schlimmer war der fehlende Wasserdruck. In Verbindung war das doof. Aber hey, wir sind mitten im Nirgendwo. Wo soll da Druck herkommen? Richtig doof fand ich dagegen, daß man die Tür nicht von innen abschließen konnte. Ich mag ungern bei offener Tür schlafen mit dem Bargeld, dem iPhone, iPad, iPod und iSonstiges. Nennt mich den Highland-MacGyver, denn ich habe eine perfekte Lösung mit einfachsten Mitteln gefunden: Ich habe einfach die Teetasse mit einem Löffel drinnen direkt vor die Tür gestellt(hab die Tasse "Murat" getauft). Wenn einer nun die Tür umbefugterweise von außen öffnen hätte wollen, wäre der Schlafende MacGyver unmittelbar vom Geschepper aufgewacht und hätte den vermeintlichen Eindringling mit lautem Schnalzen seiner Big Bang Theory Peitschen-App in die Flucht schlagen können. Ich schlief friedlich.

Heute fang ich übrigens schon mal an während des Frühstücks zu schreiben. Hab mich grad mit einem deutschen Pärchen ausgetauscht. Ich konnte schön angeben und den beiden viele Besserwissereien über Schottland mitgeben. Wobei ich es m.E. sehr charmant und nicht überheblich hinbekommen hab.

Frühstücksanalyse Nummer 5: Heute wieder sehr gut. Es gibt nix zu meckern. Ich hab hier 40£ bezahlt für Zimmer, 1 Burger mit Pommes und Salat, 1 Full Scottish Breakfast, 1 Wasser und 1 Bier. Guter Preis.



Ford liegt an der südlichen Spitze vom Loch Awe. Mein Plan für Heute sah erstmal vor das Loch an der Nordwestseite hochzufahren und dann auf der anderen Seite wieder runterzufahren. Natürlich (fast) alles STRs (Single Track Roads). Die Nordwestseite war super, aber die andere Seite war doof. Die hat kein Foto! Erstens sah man das Loch eigentlich nie und zweitens waren da nur elitäre Spakkos unterwegs. Da kamen einem BMW X5, Jaguars und sogar ein Porsche entgegen. Natürlich haben die immer Vorfahrt gehabt und haben auch nie gegrüßt. Blödes Pack. Dazwischen gabs noch mehr blödes Pack, denn um auf die andere Seite des Loches zu kommen, mußte ich kurz auf die Hauptstraße zwischen Oban und Glasgow. Entsprechend unentspannt waren die Kollegen auf der Straße. Das hat mich wieder den halben Tag verfolgt. Besser wurde es erst nachdem ich das Loch umkreist hatte und mich nach Süden in Richtung Campbeltown abgesetzt habe. Ab Lochgilphead waren die Leute wieder entspannt. Tip: Einzugsgebiete von Städten großzügig umfahren. Es sei denn, ihr vermisst das Ballungsraum-Feeling. Erstmal ein paar Bilder vom Loch Awe (Nordwest Seite):




Die Hauptstraße nach Tarbert konnte ich ja schon aus Prinzip nicht nehmen, da Tschakki die ja vorschlagen würde. Ich drehte also eine SDR-Schleife über Kilberry. Die Straße führte uns direkt an die Küste und sorgte mit ihren tollen Kurven dafür, daß sich die Mädels beleidigt abmeldeten. Die eine hatte die Schnauze (Speicherkarte) voll und die andere fand die Straße nicht. So waren wir Männer unter uns und trauten unseren Augen nicht, als da eine Nixe aufm Stein rumlag. Nach zweimaligem Augenreiben muss ich zugeben, daß es keine Nixe war, sondern die Enkelin von NDR-Antje...





Der Zwischenstop in Tarbert war angenehm. Der Ort ist überschaubar, hat aber alles was man braucht. Ich haute mir einen hausgemachten Toffeekuchen rein, knipste wie ein Japaner wild um mich herum und fuhr weiter nach Campbeltown. Sogar die Hauptstraße, die direkt an der Küste entlang führt und mich zum ersten Atlantik-Körperkontakt führte. Die Halbinsel heißt übrigens Kintyre.








Campbeltown ist ganz nett. Ähnlich groß und nett wie Lochgilphead. Auch noch nicht zu groß, aber deutlich größer als Tarbert. Wenn ich schon auf der berühmten Halbinsel "Kintyre" rumfahre, mußte ich natürlich auch zur noch berühmteren "Mull of Kintyre" die der Beatles-Paule nicht nur besungen hat, sondern wo er auch ein wohnt. Ich hab das Haus auch gesehen, konnte aber grad nicht fotografieren. Um zum MOK zu kommen wählte ich natürlich wieder eine STR statt der Hauptroute. Die führte mich durchs Auenland und endete an einem Gatter. 



Das Gatter konnte man zwar aufmachen, aber ich hatte das Gefühl, daß das ein Tor in eine andere Welt war. Auch wenn der Leuchtturm am Ende der Straße für mich Bewegungslegasteniker unerreichbar blieb, flashte mich dieser besungene Nationalpark am südlichsten Zipfel von Kintyre komplett.







Auf dem Rückweg ist mir dann auf dieser abgesperrten Straße - trotz ausdrücklichem Verbot - ein fetter Caravan entgegengekommen und hat mich zum Rückwärtsfahren genötigt. Die nerven mich dieses Jahr eh. Ständig kommen die einem trotz Verbot auf den STRs entgegen und zwingen einen zu fragwürdigen Manövern. Fragt mal Jaqueline und Katja. Die hatten ihr Leichenhemd schon an. Außerdem blockieren die alle guten Parknischen, die als Foto-Plattform nutzbar wären. Irgendein Feindbild braucht man ja und hier waren sich die Mädels mit mir und Toni einig. 

Zurück nach Campbeltown ging es dann wieder der Küste entlang auf einer STR. Und weil es so toll war und mir sogar selbst schon schlecht war vom Autofahren, nahm ich gleich noch die Nächste zurück nach Tarbert. Von da gings über die Hauptstraße weiter wieder über Lochgilphead, bis ich auf dem Weg nach Inveraray in einem Hotel in Lochgair eingecheckt hab, um bei einem Single Malt mit den Schotten in der Hotelbar das Fußballspiel zu schauen. Ich zog es vor, mich nicht zu outen. Sie sahen den Spielverlauf naturgemäß etwas anders... ;-)




Auch wenn es landschaftlich sehr schön ist, versuche ich in Zukunft den Großraum Fort Williams-Oban nur als Transitstrecke zu sehen. So wie früher die DDR wenn man nach Berlin wollte. Ich komme vor allem mit der Rücksichtslosigkeit und der Überheblichkeit der Autofahrer dort nicht klar. Das ist wie A5 nach Feierabend. Wobei viele der Snobs auch Touris sind. Halt Golf-, Angel- oder Segeltouris, die dort in ihrem eigenen Ferienhaus am Loch Awe einen BMW X5 als Urlaubsmobil stehen haben. Neureiche Wichser und ihre im Unterhalt passenden Schnepfen dabei. Auch wenn Kintyre sehr schön ist, ziehts mich eher in den Westen und Norden. Dort ist es ursprünglicher und viiiieeeel entspannter. Da ist die Zeit stehen geblieben....


Übrigens: Könnt ihr alle die Fotos sehen, oder gibt es damit Probleme? Bitte mal kurz Feedback geben...



5 Kommentare:

  1. Kein Problem mit den tollen Fotos!

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  2. Auch hier keine Probleme. Finde es nur bedenklich, dass Du jetzt sogar schon Kaffeetassen Namen gibst ;-)

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  3. Fotos gut sehbar wenn man eingeloggt ist :-)

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  4. Leider nicht auf dem iPhone. Es sind meist nur rote Kästchen auf schwarzem Grund.
    Aber ich erwarte Nächte Woche Berichterstattung. 😊

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  5. In der Web-Version gehts auch aufm iPhone ;-)

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