Sonntag, 20. September 2015

Schottland 2015.06: Melbost > Leverburgh > Lochboisdale

Als erstes schulde ich euch noch das Bad. Ich halte es ja eher für einen Tanzsaal...















Der Tag fing mit einem arroganten englischen Pärchen an, daß im Frühstücksraum weder mein "Good morning", noch mein "Bye Bye" erwiderte. Die haben mich mit dem Arsch nicht angeguckt. Der Typ hatte auf seinen Unterarmen "Rachel" und "Michelle" tätowiert. Ich hoffe, das sind seine Töchter und keine Ex-Freundinnen. Seine Frau/Freundin/Begleitung und/oder Mutter seiner Tätowierungen war eine dieser hochnäsigen Klischee-Engländerinnen aus den Rosamunde Pilcher Filmen. 

Das Frühstück war bis jetzt das beste Full Scottish und der Kaffee aus diesem Durchdrückdingenskirchen war auch sehr gut. Mein Plan war ziemlich eng getaktet, denn ich muss mich ja immer nach den Fährzeiten richten. Die Heutige von Harris nach Uist ging um 14:40 und kam an um 15:40. Morgen die Fähre nach Skye fährt ab um 11:15. Da mein Hotel ganz im Süden von Uist ist, ist das eine schöne Gurkerei. Anbei meine "Route of the day":

Heute begleiten mich nicht nur Jogi, Jackie und Yoshi. Ich habe nun auch den Führer an Bord. Der hat mir eigentlich bereits ganz gut den Norden der Insel (also Lewis) beschrieben und ich dachte, dass bei der knappen Zeit ein paar Inspirationen hilfreich wären. Auch wenn der Führer nicht gerade für gute Ideen berühmt wurde, wollte ich ihm eine Chance geben. In diesem Fall beschrieb er vieles auch sehr vage und ich musste viel zwischen den Zeilen lesen. Grundsätzlich steht mein Führer auf Wandern, Fahrrad fahren und auf öffentliche Verkehrsmittel. Die Chemie stimmt also nur bedingt, denn wenn er von einem gaaanz tollen viewing Point erzählt, meint er meistens einen Berg-Gipfel, den man erst mit 3 Scherpas erklimmen muss. Bei mir ist das eher ein Parkplatz oder ein Hügel in Steinwurfweite. Apropos Steine: Komischerweise ist im Norden laut Führer jeder zweite Stein prähistorisch oder heilig oder zumindest toll. Im Süden gibt es so etwas angeblich garnicht. Ich hab da jede Menge Steine rumliegen sehen und ein paar davon auch im Kreis oder irgendwie anders seltsam. Keine Ahnung, ob der Führer das nur geschrieben hat, damit der Norden auch was hat oder ob die Steinzeitmenschen zu faul waren die Hügel im Süden zu besteigen. Aber ich schweife ab...

Mit Jackie spielte ich das übliche Spiel: Ich gab das Endziel vor (in diesem Fall den Fährhafen Leverburgh) und Sie nervt jedes mal mit "Bitte Wenden Sie" wenn ich irgendwelche Singletrack-Stichstraßen auswählte. Sie erinnert mich dann immer an den Glücksmelodie-Automaten aus "Kein Pardon" (super Film übrigens). Seht selbst die Szene: 


Dadurch, dass Jackie aber immer das Endziel vor Augen hat, berechnet sie auch immer schön brav die aktuelle Ankunftszeit. Die Abendschule hat sich auch hier bewährt: Die Zeiten haben eigentlich immer sehr gut gestimmt. 

Wie dem auch sei, ich muss sagen, dass der Süden der Insel (also Harris) deutlich schöner ist als der Norden. Laut Führer ist Harris eigentlich Schottland in klein und da hat er Recht. Es gibt Berge, Lochs, Moore, Schafe, Grashügel, Castles, Steine und Singletrack Roads. Und 2 Ziegen, die asphaltierte Kopfkissen mögen, was sie sich bei den Schafen abgeschaut haben. Die liegen ja auch gerne auf den Straßen, weil der Asphalt trocken und warm ist. Gar nicht so dumm. 

Das habe ich alles gesucht und auch gefunden. Wahrscheinlich wird kaum einer verstehen, warum ich diese kleinen Sträßchen durch karges Hügel-Land so toll finde. Klingt komisch, ist aber so.







Das ist übrigens die Hauptstromversorgung für eine ganze Halbinsel. So löst man das hier, wenn Hochleitungsmasten zu kompliziert zu stellen sind:









Am Ende von Lewis und Harris (so heißt die Insel tatsächlich) stand mal wieder eine Fähre für mich bereit, die mich nach Uist übersetzen sollte. Da per Internet gebucht, war das relativ entspannt. Ich war knapp eine Stunde vor Abfahrt da. Mein System mit Jackie hat sich bewehrt. Als ich in das Hafen-Restaurant ging um noch ein Sandwich zu essen, sah ich doch tatsächlich die Unterarme mit Rachel und Michelle in der Ecke sitzen. Natürlich haben sie mich wieder ignoriert und auch auf der Fähre blieben sie ihrer Linie treu. Was für Arschlöcher. Ich hab sie dafür schön über eine Singletrack-Road gescheucht. Irgendwann sind die tatsächlich links rangefahren um mich vorbei zu lassen. Weicheier. Hauptsache Tattoos aufm Arm wie die ganzen Fussball-Prols...

Die Fähre hatte übrigens tatsächlich einen Außenbereich vorne. Ich weiß jetzt auch, warum das sonst keiner macht: Man wird recht nass, wenn der Wellengang mal etwas stärker ist. Nicht, dass das hier der Fall gewesen wäre. Zu Hause am See gibts mehr Wellen wenn jemand eine Arschbombe rein macht...



Die Insel Uist zeichnet sich laut Führer übrigens dadurch aus, dass sie total "zerlöchert" ist und ganz viele Fjorde und Strände hat. Naja, seht selbst.










Zugegeben, diese Dämme mit den "leeren" Lochs haben irgendwie was. Das wirkte fast gespenstig, aber ich war schon etwas enttäuscht. Uist ist ganz nett, aber "überwiegend harmloss" Ich bin gespannt, ob Morgen Früh Flut ist und die Dinger wieder voll Wasser sind. Unterm Strich hatte der Führer schon irgendwie Recht. Uist kann man sich sparen.

Am Ende dank Jackie sehr gut angekommen, obwohl das Hotel wiedermal am Arsch der Welt mitten auf einer Wiese direkt am Meer steht. Was für eine traumhafte Aussicht... (* siehe auch ganz unten)


 



Polochar Inn
Erster Eindruck: 9 (Schottischer Klassiker in Hammer Lage)
Lage: 12 (Das Bild spricht für sich. Außerdem*)
Personal: 9 (Super freundlich, aber ich versteh kein Wort)
Zimmer: 8 (Endlich mal ein hartes Bett)
Bad: 6 (Toller Wasserdruck, aber schwarzer Schimmel an der Decke)
WiFi: 8 (Aufm Zimmer, aber relativ lahm)
Essen: 8 (Sehr gut, aber nicht überdurchschnittlich)
Frühstück: 9 (Top FS, aber Kaffee war Plörre)
Gesamt: 8,875
Preis: 85£

Trink des Tages: Talisker 18y

Die Anekdote des Tages in Form eines bekannten TV-Werbespots für Mastercard:
Flugtickets kaufen: Mastercard
Mietwagen reservieren: Mastercard
Hotel buchen: Mastercard
Beim Kacken ausm Fenster gucken und 4 Delfine springen vorbei: UNBEZAHLBAHR

Ja, das ist wirklich passiert und ich wollte nicht drumrum reden!

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