Dienstag, 15. September 2015

Schottland 2015.01: Aberdeen > John O'Groats

Nachdem dieses Jahr bis jetzt recht turbulent war, bin ich ehrlich gesagt mit etwas gemischten Gefühlen in den Urlaub gefahren. Dieses "alleineindenurlaubfahrending" ist noch nicht die optimale Lösung. Ich brauch da mal einen Plan B.

Dennoch bin ich wieder hier, in meinem Revier. Nachdem ich ja bereits vorhin am Gate einen kurzen Post zum Thema "automatisierter Flughafen", Fange ich am Gate in FRA an. Erwähnenswert war hier ein Mädel, das absolut aussah wie Merida. Ich kam nicht drumrum sie ständig anzuschauen. Wahrscheinlich war die kurz davor "Security" zu schreien. Die Anreise war dann schon etwas nervig. Zuerst hat der Bus 35 Minuten gebraucht, bis er am Flieger war. Ich dachte schon, der fährt durch bis Aberdeen. Dann hat der Flieger sehr merkwürdige Geräusche von sich gegeben. Vor allem wenn er Schub gab. Der Flug war ansonsten OK. Ich saß am Fenster und der Platz neben mir war frei.

Nachdem mir in der Schlange für die Passkontrolle beinahe die Blase platzte, war alles andere entspannt. Mein Koffer kam ratzfatz und meine Bedenken, ich würde meinen neuen Koffer nicht gleich erkennen erwiesen sich als unbegründet. Auf dem Band lag kein einziger weiterer Rimowa-Koffer. Ist wohl zu elitär für Schottland. Es tümmelten sich abgeranzte Reisetaschen der Schotten und diverse "Jack Wolfskin" und "Northface" Riesenrucksäcke von den tollen Wanderern, die ihr sauteures Equipment zur Schau stellen müssen. Mein Koffer ist übrigens toll. Die Räder sind der Hammer, denn der Koffer schwebte durch den Flughafen und sogar der grobmotorische schottische Asphalt fühlte sich an wie eine Carrera Rennbahn. Apropos Carrera Rennbahn: Mit großer Spannung harrte ich der Dinge am Europcar-Schalter: Bekomme ich wieder einen Toni? Oder eher einen Horst? Vielleicht auch einen Kim, einen Jürgen oder einen Francois? Nein, dieses mal wurde ich wirklich überrascht: Darf ich vorstellen: Es ist ein Jogi!


Im ersten Moment schlug ich innerlich Purzelbäume, aber die Ernüchterung kam schnell. Wir verstehen uns nicht. Die Chemie stimmt einfach nicht. Jogi macht alles anders als alle anderen. Und er kann nix. Nur große Klappe und nix dahinter. Die Sitze sind scheiße, iPhone erkennt er weder über USB, noch über Bluetooth, Aux-Eingang hat er genauso wenig wie Parkhilfe oder Regensensor. Und die Wurst zieht er auch nicht vom Brot. Außerdem macht er komische Geräusche. Ich glaube er hat einen Tinitus. Vielleicht von meinem Geschrei als ich feststellte, dass er Siri nicht mag. Ich muss sagen: Ich trauere Toni etwas nach. Der Italiener war in jeder Hinsicht besser. Und das aus meinem Mund o:

Die Tages-Strecke:


Um Jogi gleich mal etwas zu ärgern bin ich nicht die Schnellstrasse nach Inverness gefahren, sondern ich habe die schönere Strecke mitten durch das Skigebiet genommen. Die Passstrassen rauf hat er ganz schön gekeucht, aber bergab gings. Bei einer Sache ist Jogi toll: Die Automatik-Schaltung am Lenkrad mit +/- Tasten wie Gran Tourismo auf der Playstation. Wobei sich Toni mehr nach GTA angefühlt hat...

Auf Grund der bescheidenen technischen Möglichkeiten von Jogi, fahre ich bis jetzt vollkommen alleine mit ihm. Wobei ich alter Technik-Fuchs selbst für diesen technischen "worst case" gerüstet bin: Ich habe einen FM-Transmitter dabei. Das Ding macht ein iPhone zum Radiosender. It's Magic! Allerdings rauscht das bekackte Stuttgarter Radio und es behält die Frequenz nicht bei.

Mein erstes Tagesziel ist ja John O'Groats am nordöstlichsten Zipfel von Schottland, wo sich Nordsee und Atlantik küssen. Der Weg dorthin führte mich die Ostküste hoch. Meine Erwartungen waren nicht sehr hoch, denn mir wurde erzählt, dass die Ostküste nicht so toll sei. Außer Dunrobin Castle, wo Madonna heiratete. Das war mir aber zu voll mit Bussen. Bis Helmsdale war es nett, aber wirklich etwas langweilig. Flaches, steiniges Ufer. 


Ab Helmsdale war es dann aber teilweise toll. Es tauchten Klippen auf und die Straßen wurden auch leerer. Hatte ich erwähnt, dass Jogi nix kann? Das stimmt nicht ganz. Er kann zwar kein iPhone, aber dafür hat er einen völlig sinnbefreiten Abstandswarner. Leicht zu verwechseln mit Penny's Motorkontrollleuchte. Jogi der alte Schwabe ist natürlich auch ein Sparbrötchen: Er hat eine Start/Stop-Automatik. Gaaanz toll. Aber weiter zur Fahrt. Da ich dachte die Ostküste sei langweilig, hatte ich geplant da einfach mal hochzufahren. Dumm gelaufen, denn es gab viel zu sehen. So zum Beispiel ein alter "Commonwealth" Kriegsfriedhof hoch oben auf einem Hügel direkt an der Nordsee.


An einem Kaff namens Lybster sah ich dann ein Schild zum "Harbour" und irgendwie beschloss ich, mir das jetzt mal anzuschauen. Die knapp 20 Minuten Umweg haben sich auch gelohnt, denn nach der 34. Kurve blickte ich auf diesen bezaubernden kleinen Hafen mit dem netten kleinen Leuchtturm. Sehr Idyllisch...



Auf einem weiteren Hügel kann man dann eine Kirche kaufen. Das wäre ein tolles Ferienhaus. Allerdings ziehts da drinnen wie Hechtsuppe und Jogi nöhlte gleich wegen der hohen Heizkosten rum. Ich machte das Fenster auf und fuhr weiter...


Es wurde langsam dunkel und ich stresste Jogi immer mehr, denn ich wollte bevor wir ins ausnahmsweise vorreservierte Hotel einchecken unbedingt noch an den absoluten Nord-Ost-Zipfel. Leider war es aber schon duster und es regenete. Aber die Klippen dort sind der Hammer und einen Leuchturm gibt's da auch noch.



Ich hab beschlossen, dass ich da Morgen Früh nochmal hinfahre um schönere Fotos zu bekommen.
Danach geht's Morgen auf die Orkneys. Zumindest, wenn die Fähren fahren. Die freundliche, aber furchtbar hässliche Hotel-Rezeptionistin sagte, dass die Chancen wegen dem Wetter 50:50 stünden. Wäre doof, wenn das nicht klappen würde, denn darauf freue ich mich ziemlich. Auch wenn ich wahrscheinlich an der Reeling hänge bei dem Seegang...

Ach ja, das Hotel fehlt noch. Das ist OK. In Deutschland würde ich dafür allerdings keine 93 Euro ausgeben. Das Bad erinnert mich ans Dschungelcamp und die Tür schließt mal wieder nicht. Gott sei Dank bin ich da inzwischen abgehärtet.  Das Essen war sehr gut. Ich hatte Haggis auf Süßkartoffelstampf mit Chaeddar-Whisky-Soße.

Fast habe ich die CVM vermisst...


Hotel Seaview, John O'Groats
Erster Eindruck: 5 (OK, aber nix Dolles)
Lage: 6 (Strategisch gut, aber Seaview ist eher theoretisch)
Personal: 5 (Theoretisch ganz OK, aber teilweise etwas mürrisch)
Zimmer: 5 (Nordschottischer Durchschnitt)
Bad: 3 (Vorsicht Insider: Erinnert mich an Richen ;-))
WiFi: 8 (reicht zwar bis ins Zimmer, ist aber lahm)
Essen: 8 (Hagis auf Süsskartoffelstampf an Cheddar-Whisky-Jus)
Frühstück: 2 (Unterirdisch. Fettisch und eklig)
Gesamt: 5,25
Preis: 65£

Trink des Tages: Einheimisches Bier





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