Donnerstag, 17. September 2015

Schottland 2015.04: Melvich > Ullapool


Ersmal schulde ich euch noch den Blick aus dem Hotel beim Frühstück. Das Frühstück war prima. Es gab neben FS auch Porridge. Beim FS gabs eine neue Variante: Statt den Würstchen gabs eine Art Hacksteak, das aber wie Würstchen geschmeckt hat. 


Da ich wieder einen Weg vor mir hatte, hab ich mir ein Spiel mit Jackie ausgedacht: Ich habe den nächst größeren Zielort eingegeben und bin dann aber ständig irgendwelche Stichstraßen abgebogen. Natürlich kam sie mir dann ständig mit "Bitte wenden Sie", was ich vehement ignoriert habe. Ohne Witz, nach ca. 10mal ignorieren, hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Selbst nicht dann, als wir wieder auf dem rechten Weg waren. Es hat ca. 10 Minuten gedauert. Und dann war die erste Meldung eine Warnung "Achtung, Sie fahren zu schnell". Als hätte ich echt eine Frau neben mir sitzen. Anbei die Route des Tages.


Die Strecke bis Tongue kannte ich noch nicht, also wollte ich so viel wie Möglich von der Gegend sehen. Dazu fuhr ich also diverse kleine Sträßchen Richtung Küste rein. Natürlich auch um Jogi und Jackie zu ärgern (wie beschrieben). Jogi zeigt übrigens immernoch ab und zu das rote Warndreieck begleitet von einer schwäbischen "Bing-Symphonie" auf. Zuerst dacte ich, das sei der Abstandswarner, aber das Ding leuchtet auch manchmal auf, obwohl weit und breit nix in Sicht ist. Hoffentlich bleibt er gesund. Das Wetter war am Morgen übrigens hervorragend, also traf es sich ganz gut, dass es an der Nordküste Schottlands nur so von Stränden wimmelt. Schade halt, dass das eiskalte Atlantikwasser nur geschätzte 10 und gefühlte 4 Grad hat. Neben Stränden gabs die üblichen kargen Mondlandschaften und Lochs ohne Ende, aber auch Überraschungen hinter der einen oder anderen Kurve. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, Strassen bis zum Ende zu fahren. Auch, wenn Jogi Angst um seine Stossdämpfer hatte und Jackie schon seit 42 Kurven nicht mehr mit mir spricht. Anbei ein paar Impressionen:






Dieser Friedhof bei Durness ist echt skurril: Da steht eine alte Kirchen-Ruine rum und trotzdem wird er noch benutzt. Und dann hat er noch eine Top-Lage direkt am Strand. Das ist hier aber scheinbar Tradition, dass man seine Toten am Strand beerdigt. Finde ich persönlich ja sehr schön.



Obwohl ich nur mit den Füßen im Wasser war, habe ich das Gefühl, dass es unnerum "Flupp" gemacht hat. Das war saukalt...



Zu Jogis Entsetzen und meiner Freude musste ich ja feststellen, dass sowohl die Strasse von Tongue nach Durness, sowie die Strasse von Durness nach Kylesku fast vollständig Single-Track-Roads sind. Wobei mich das dieses Mal fast auch genervt hat, weil so viele Senioren und Caravans (im schlimmsten Fall kombiniert) rumgeschlichen sind. Fahren kann man das oft nicht nennen. Überhaupt sind dieses Jahr extrem viele Senioren unterwegs. Vor allem aus England. Die Jüngeren kommen oft aus Spanien oder China. Deutsche werden hier von Jahr zu Jahr weniger. Übrigens habe ich das Spanische Pärchen (mit dem Riesenteil) an einer Tankstelle wiedergetroffen. Wir haben uns nett gegrüßt...

Kurz nach Durness musste ich aus Zeitgründen schon wieder auf einen Besuch am "Cape Wrath" verzichten. Diesen nordwestlichsten Punkt des britischen Festlands kann man nur mit einer "Personenfähre" und dann einem Kleinbus erreichen, denn die gesamte Halbinsel ist militärisches Sperrgebiet. Der dort stehende Leuchtturm ist quasi das Pendant zum Leuchtturm "Duncansby Head" im Nordosten (siehe Tag 1/2). Die Personenfähre ist übrigens ein Motor-Schlauchboot und die ganze Aktion dauert ca. 3 Stunden. Die hatte ich leider nicht, da ich ja noch eine Unterkunft finden musste. Ich wollte auch Jogi nicht so lange alleine lassen. Er ist eh schon etwas ebsch, weil ich mich besser mit Jaqueline verstehe...











Wie man unschwer erkennen kann, wurde das Wetter zwischendrinnen etwas "britisch", aber das hat sich bis Ullapool wieder gelegt. Da Yoshi sein Regen-Cape nicht mag, habe ich dann weniger fotografiert. Das kam mir allerdings sehr entgegen, denn zum ersten Mal habe ich in Schottland die Bekanntschaft mit "Midges" gemacht. Diese Mini-Stechmücken treten in Millionen auf und verfolgen einen bis ins Auto. Ich glaube, die haben selbst Jogi, Yoshi und Jackie gestochen. Zumindest half es nur, wenn ich alle Fenster während der Fahrt aufgemacht hab. Da wurden sie dann "rausgeschmissen". Komisch, dass ich mit denen früher noch keinen Stress hatte. OK, vor 2 Jahren hat die Gin-Bier-Chips-Fahne der CVM die Viecher fern gehalten, aber letztes Jahr war ja alles wie dieses Jahr. Wobei ich da nicht so weit im Norden war und außerdem war ich ca. 2 Wochen später unterwegs... Auf jeden Fall juckts mich jetzt noch überall...

Da ich ja wieder nichts gebucht hatte, stellte ich mich auf eine lange Suche nach einer Unterkunft ein. Am liebsten wäre mir ja was in der Nähe des Hafens gewesen, damit ich Morgen gleich die Fähre buchen kann. Man kann da nämlich nicht einfach drauf fahren wie in Nierstein. Man muss hier richtig namentlich buchen und dann gibts einen richtigen CheckIn. Dieses Prozedere gilt hier für jede blöde Fähre und kostet jedes mal gut 90 Minuten. Ich dachte mir also, wenn ich in der Nähe des Piers bin, dann kann ich Morgen vor dem Frühstück schnell rüberlaufen und mich registrieren lassen, um dann nach dem Frühstück gemütlich aufs Schiff zu rollen. Also nicht ich, sondern Jogi. Naja, nach dem Frühstück wahrscheinlich auch ich...

Lange Rede, kurzer Sinn: Direkt am Pier sah ich ein B&B ohne "Vacancies" Schild im Fenster. Also 50:50 Chance. Oder halb und halb wie Jogi sagen würde. Zuerst war die Dame an der Tür skeptisch, da ich ein Einzelzimmer wollte. Irgendwie haben die das nicht so gern. Sie sagte, sie habe nur noch ein Doppelzimmer für 75 Pfund. Ich wollte es sehen. Sie zeigte es mir, ich fand es super und wollte es nehmen. Sie sagte, dass ich es für 60 haben könne. Top, ich hatte gleich beim ersten B&B Glück. Und das hätte sogar damals der CVM gefallen.

Irgendwie erinnerte mich die Geschichte an Michael Mittermeiers Scotty-Kirk-Dialog:
Scotty: Captain, der Warp-Antrieb ist ausgefallen
Kirk: Mist, wie lange brauchst Du für die Reparatur?
Scotty: Ich schätze 2 Tage
Kirk: Du hast 4 Stunden
Scotty: OK, ich schaffs in 2 Stunden

Auf jeden Fall hab ich nun ein Traum B&B mit tollem Blick für mich und Jogi, der direkt vor der Tür auf die Bucht von Ullapool schaut. Links ist übrigens echt der Pier der Fähre...




Etwas Blöd am B&B ist, dass es weder Restaurant, noch Bar gibt. Das mache ich ja dann noch alleine, denn da kommt man auch mal mit anderen Gästen ins Gespräch. Alleine in ein Restaurant oder eine Bar gehe ich aber nicht. Da ich meiner Gastgeberin und meinen Nachmietern keinen Fish&Chips Gestank zumuten wollte, hungere ich jetzt. Morgen gibts ja wieder reichlich Frühstück. Und in der Regel machen die B&B-Mamas das beste Frühstück überhaupt :-)

Was mir übrigens echt auf den Sack geht, ist das miese Funknetz. Ich habe die ganze Zeit nur GPRS, was quasi garnix ist. OK, jetzt denkt ihr, der wird doch mal im Urlaub tagsüber ohne Netz klar kommen. Nee, tu ich nicht. Nicht, wenn ich alleine unterwegs bin. Da will ich Kontakt zu meiner Welt haben. Vodafone sucks!

PS: Hab Heut übrigens Chips gekauft. Natürlich Walkers Salt&Vinegar. Die sind echt lecker. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zur ChipsVernichtungsMaschine mutiere...



Waterside B&B
Erster Eindruck: 8 (Gepflegtes Haus direkt am Hafen)
Lage: 10 (Toller Blick aufs Meer, Fähre vor der Tür)
Personal: 8 (Die Gastgeberin ist sehr freundlich)
Zimmer: 10 (Alles perfekt, mit Snacks und Fernglas)
Bad: 10 (Sauber und modern)
WiFi: 10 (Wie zu Hause. Und sogar aufm Zimmer)
Essen: - (Gibts leider nicht, da B&B)
Frühstück: 9 (Bisher das Beste FS)
Gesamt: 9,286
Preis: 60£

Trink des Tages: Highland Spring Sparkling Water (vonder Tanke. Hotel-Bar gibts ja nicht)

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