Samstag, 19. September 2015

Schottland 2015.05: Ullapool > Stornoway > Melbost

Ich möchte euch nicht den ersten Blick aus dem Fenster heute Morgen vorenthalten:

Nach dem hervorragenden Frühstück und einer kurzen eingerosteten Konversation mit den britischen Gästen Peter und Camilla, kümmerte ich mich erstmal entspannt um meine Fährtickets. Entspannt aber nur, weil ich abends noch online gebucht hatte. Sonst wäre es doch hektisch geworden, da der Schalter erst um 9:00 öffnet, aber bereits um 9:30 der CheckIn beginnt. Ich wollte ja den "Entspannungsvorteil" der B&B-Lage voll ausnutzen. So blieb mir tatsächlich noch genug Zeit um mich noch mit Bargeld einzudecken und der Fähre beim Einlaufen zuzuschauen (soll auf den Hebriden hilfreich sein). Die "Route of the day":



Das Wetter war wieder prima, die Erwartungen an die Inseln (Äußeren Hebriden) waren groß. Schon bei meinem ersten Schottland-Urlaub wollte ich da unbedingt hin und habe sehnsüchtig der abfahrenden Fähre hinterhergeschaut. Ich weiß zwar nicht warum, aber irgendwie zogen mich die Inseln magisch an. Das mag daran liegen, dass ich gerne die äußersten Zipfel eines Landes bereisen will. Wenn ich da am Zipfel stehe, dann denke ich sowas wie "Da hinten kommt dann als nächstes Island". Das finde ich faszinierend. Die Fähre war etwas kleiner als die nach Scrabster, aber deutlich größer als der Katamaran.


Was mich bei diesen Fähren immer gewaltig nervt, ist die Anordnung der Sonnendecks, bzw. der Aussenbereiche. Bei den großen Fähren waren diese Grundsätzlich hinten und die Sitze auch gegen die Fahrtrichtung. Ich hatte zwar keine Probleme mit Seekrankheit, aber gegen die Fahrtrichtung fahren geht ja garnicht. Ein Glück, daß ich Jackie aufm Schiff nicht gebraucht habe. Die hätte rückwärts bestimmt die Orientierung verloren. Übrigens seht ihr im Hafen mein B&B. Das Haus ganz links, vor dem ein weißes Auto steht. Übrigens auf einem Anwohnerparkplatz.


Dann hieß es erstmal Abschied nehmen von den Highlands. Die sehen auch aus der Ferne toll aus...


Auf der Fähre gab es dieses Mal nicht so viele Foto-Angeber. Da war eher Yoshi und Flip angesagt. Auch hier wieder kein einziger Deutscher. Fast alles Engländer. Wo sind denn die Deutschen dieses Jahr alle? Aber Gott sei Dank gabs auch nicht so viele Russen wie letztes Jahr. Die waren echt Scheisse. Laut, unhöflich und prollig. Wie Deutsche oder Engländer auf Malle. Nochmal zurück zu den tollen Schiffskonstrukteuren, denen ich herzlich für die tolle Idee danken möchte, die Rettungsboote direkt vor die Nase der Wal und Delfin suchenden Touris zu platzieren. Tolle Idee. Trotzdem gelang es mir tatsächlich Delfine zu sehen. Für gute Fotos war mein Yoshi dann leider zu klein und zu langsam. Da hätte ich gerne Godzilla am Start gehabt. Trotzdem habe ich sie immerhin auf den Bildern (Bitte genau gucken ;-))


Nachdem ich die ganze Fahrt über (wie immer) ein nettes Mädel ausguckte, dass ich dann beobachte um es dann niemals anzusprechen, vergingen die zweieinhalb Stunden wie im Flug. Kurz vor Stornoway tauchte übrigens auf einmal ihr Typ auf. Der war wohl entweder die ganze Zeit aufm Klo oder ihm war draußen zu kalt. Wasn Weichei.
Auch wenn es aufm ersten Blick nicht auffällt, ist Stornoway bisher die größte Stadt meines Urlaubs. Das hat mich fast überfordert, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Angeblich seien die ganzen Inseln eher sehr dörflich und man bekomme angeblich nicht mal Benzin. Ich hatte in Ullapool extra nicht getankt um Jogi zu ärgern. Hat aber nicht geklappt, denn wir fuhren an insgesamt 4 Tankstellen vorbei. Die Stadt war aber nicht zu groß. Etwa so wie Oban. Ich hab ohne Jackie rausgefunden.


Plan war es, Heute Lewis (Norden der Nordinsel) zu besichtigen. Ziel war Ness, der nördlichste Zipfel der Hebriden. Mein Reiseführer hat mir vorab allerdings einen Dämpfer in Bezug auf den Norden gegeben. Meine Erwartungen waren also gering. Und diese wurden noch unterboten! Hier will man nicht tot überm Zaun hängen. Kaum ist man aus Stornoway raus, fährt man eine halbe Stunde durch braune, flache Einöde, die an Dünnschiss erinnert. Torf-Felder und Moore so weit das Auge reicht. Die Käffer bestehen jeweils aus 8 Häusern auf der Hauptstrasse und selbst die Stichstraßen in Richtung Küste waren langweilig (wobei die teilweise wenigstens grün statt Braun waren). Ich mußte also mit Jogi und Jackie nur darüber streiten, wie lange wir uns diese Einöde anschauen wollen bevor wir umdrehen. Aber ihr erinnert euch an mein 2015er Motto: Nicht aufgeben und jeden Weg bis zum Ende gehen. Oder besser fahren.


In Ness (Butt of Ness) angekommen, wurde ich für meine stoische Geduld und den Glauben an das Gute wieder einmal belohnt. Irgendwann am Horizont kommt Island. Und dann sind da noch See-Adler rumgeflogen (Hab leider keinen vor Yoshi bekommen). Und Brit-Rentner rumgelaufen. Die haben sich aber natürlich nicht an die Klippen ran getraut. Der Wind blies heftig und die Wellen klatschten an die Felsen. Ein Traum. Hier blieb ich dann erst mal ein gutes Stündchen und dachte über Gott und die Welt nach. Und über Rentner.


2 Kurven weiter überraschte mich dann noch dieser Sandstrand. Wassertemperatur war physikalisch unrealistische Minus 4 Grad. Aber schön anzusehen und Barfuss in so einem tollen Sand rumlaufen macht auch bei 12 Grad Spass.

Der Hafen von Ness war dann auch eher etwas untypisch. Man beachte die tolle Farbe des Wassers...

Dann gings wieder zurück in Richtung Süden, wo auf dem Weg einige Prähistorische Stätten zu finden sind.



Übrigens wurde es dann auch deutlich schöner. Es gab auf einmal Hügel und Lochs und es wurde grüner. Leider gab es da aber kaum Parkplätze um mal ein Beweisfoto machen zu können. Aber glaubt mir einfach: Es sah fast aus wie Irland (Dingle oder Beara). Am Horizont sieht man bereits die "Berge" im Süden. Da fahre ich Morgen hin...


Jogi habe ich mit ein paar fiesen Schlaglochstraßen geärgert und Jackie hatte leichtes Spiel, denn es gab nur wenige Hauptstrassen und einige Stichstraßen, die aber Sackgassen sind. Ist also selbst für eine Hauptschülerin machbar. Wobei mich Jackie mich tatsächlich freiwillig auf eine tolle Singletrack-Road als Abkürzung zum B&B gelotst hat. Sehr, sehr gut Jackie.
Apropos B&B. Es war zwar etwas schwer zu finden, denn es steht im Nirgendwo am Flughafen (Nachflugverbot kennen die hier nicht). Zum Glück starten hier nur Propellermaschinen. Ich zucke trotzdem jedes Mal zusammmen. Ansonsten könnte dieses B&B aber der neue Spitzenreiter werden. Alles ganz neu und die Gastgeber Ian und Karen freuen sich noch aufrichtig über jeden Gast, der sich hierher verirrt. Ich hatte ja im Internet gebucht, denn hier hätte ich niemals hingefunden. Vielleicht hätte mich Jackie beim Versuch den Fährhafen zu finden hierher geführt.

Das Zimmer ist riesig und hinter den Spiegeltüren verbergen sich Bad, Schrank und Schreibtisch. Ich habe einen riesigen Balkon und bekam sogar ein Willkommensbier aufs Haus ausgegeben. Das Bad ist auch der Knaller. Dreimal so groß wie meins und eine riesige Duschkabine. Foto folgt Morgen. Der riesige Spiegel neben dem Bett irritiert mich etwas. Macht aber sicher bei anderen Zimmerbelegungen Sinn ;-)

Ein paar Anmerkungen zu den Hebriden: Geldautomat, Benzin und Nahrungsmittel sind hier im Gegensatz zu diversen Berichten nicht das Problem. Aber find mal einen Baum zum Pinkeln. Das war echt anstrengend und nervig. Öffentliche Klos gibts ja in Schottland eigentlich in fast jedem Kaff, aber hier ist auch das Mangelware.
Überrascht war ich auch von den guten Straßen, trotz wenig Verkehr. Ich habe mit überwiegend Singletrack-Roads gerechnet, aber die waren eher eine Seltenheit. Leider ;-)
Beschilderung wird hier auch nicht so ernst genommen. Entweder gibts gar keine oder direkt am Abzweig. Das brachte Jogi einige Male fast zum Kotzen
Das Handynetz ist hier sogar einen Ticken besser als in Nordschottland.

Jett bin ich gespannt, wie am Wochenende die Fähren fahren!


Solas Guest House
Erster Eindruck: 9 (Funkelnagelneues Haus)
Lage: 7 (Netter Blick aufs Meer, etwas abgelegen)
Personal: 10 (Die Gastgeber sind super freundlich)
Zimmer: 10 (Alles Neu und großzügig)
Bad: 10 (Sauber und modern)
WiFi: 10 (Wie zu Hause. Und sogar aufm Zimmer)
Essen: - (Gibts leider nicht, da B&B)
Frühstück: ? ()
Gesamt: ?
Preis: 65£

Trink des Tages: Millers Bier auf Kosten der Gastgeber (Ian und Karen)

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