Freitag, 26. Juli 2019

Thomas - allein auf Malle: Tag2

Die erste Nacht verlief ohne größere Zwischenfälle. Die hellhörigen Wände kamen nur zum tragen, als irgendwo einer um 1:30 gekotzt hat und ich jedes Bröckchen hörte. Ansonsten habe ich dank Klimaanlages ganz gut geschlafen. Wobei ich morgens etwas Schnupfen hatte. Heute versuche ich mal mit offenen Fenster statt Klimaanlage.

Als ich mir gegen 7:30 auf meinem Balkon den Schlaf aus den Augen rieb, begegneten mir meine Nachbarn, von denen einer die Nacht über der Kloschüssel verbracht haben müsste. Es handelt sich um 3 deutschsprachige Jungs, die ca. 18-20 Jahre alt waren. Keine Ahnung warum die schon wach waren, aber bei deren Gelaber musste ich beinahe kotzen. Wo ist Drogon wenn man ihn braucht? Ich finde ein echtes „Erwachsenenhotel“ sollte 28+ sein und nicht 18+...

Das Frühstück war ähnlich wie das Abendessen. OK, aber nicht aufregend. Es gab abgepackten Aufschnitt, abgepackten Käse und Eier in allen möglichen Darbietungsformen. Als Spiegelei sogar frisch vom Koch, der ebenfalls Bacon zubereitete. Allerdings immer nir ein Scheibchen. Hier wäre mir tatsächlich ein Buffet lieber gewesen. Ich hatte ja etwas auf Serranoschinken und Manchego gehofft, aber nix wars. Nicht mal irgendeinen Schinken. Weder gekocht, noch geräuchert, noch roh. Dafür gabs viel Obst, was auch zusammen mit den frischen Säften das Leckerste war. Brot und Brötchen waren nicht weiter erwähnenswert. Der Kaffee auch nicht.

Ich machte mich früh (9:30) auf den Weg zu meinem bisherigen Lieblingsstrand der letzten Besuche Richtung Porto Cristo. Da mich das Navi (nennen wir sie „Chantal“) meines japanischen Hybriden (ich taufte ihn „Hyb San“) etwas mit prinzipiellen Wegbeschreibungen quer durch die Walachei über Feldwege nervt, versuchte ich mein Glück ohne Chantal. Das bescherte mir zwar einen Umweg von ca. 20 Minuten, führte mich aber an einen sehr hübschen kleinen Strand am versteckten Ende von Portocolom. Mangels Parkplatz bestaunte ich ihn nur beim Vorbeifahren. Ich hatte ja auch keine Zeit, denn mein Plan-Strand war ja noch ca. 25 Minuten entfernt und die Schirme mit Liegen und Tresoren sind knapp. Ich war aber noch pünktlich genug und konnte einen strategisch guten Platz nahe der Strandbar und Klos ergattern. Eine Stunde später waren alle Schirme und Liegen weg. Wer sich jetzt denkt: „Wer braucht denn am Strand liegen und einen Schirm?“, dem sei gesagt: mit 50 und kaputtem Rücken und zu Faul zum Sonnencreme einschmieren machen Schatten und bequeme Liegefläche Sinn. Apropos Sonnencreme: Selbst den Rücken einschmieren ist echt deprimierend...





Das Strandleben als Single funktionierte ansonsten dank Tresor unaufgeregt und entspannt. Ausflüge ins Wasser und zur Strandbar funktionierten reibungslos. Das Wasser hat hier wesentlich mehr Wellengang, was es sowohl etwas kühler, als auch sauberer macht. Ebenfalls begeistert hat mich die hiesige Strandbar, die neben eiskaltem Bier und allerlei Leckereien auch sehr freundliches Personal und sympatische Eigentümerinnen beherbergt. 





So alleine am Strand fängt man natürlich an, die Menschen zu beobachten. Am Anfang verteilt man unterbewußt Noten für die Bikinis und ihre Trägerinnen. Nachdem man dann selbstkritisch über seine eigene Note nachgedacht hat, beobachtet man die Menschen etwas weniger oberflächlich. Dabei ist mir dann erstmal aufgefallen, dass an diesem Strand sehr ausgewogen Spanier, Deutsche, Engländer und ein paar Holländer waren. Das fand ich ganz interessant, denn deutsch habe ich nicht so viel gehört, wie man auf Malle vermuten würde. Ich würde mich ja jetzt klischeehaft über die armen Leute hermachen, aber da ich selbst im Laufe des Strandtages 4 canas und einen fetten Sonnenbrand hatte, halte ich lieber die Klappe. Nur die Spanier erfüllten alle Vorurteile: braungebrannt, selbstbewusst, laut und in der Regel gutaussehend. Besonders bei den Mädels finde ich es toll, dass sie trotz - oder vielleicht auch genau wegen - ihrer teilweise sehr üppigen kurvigen Figur stolz zeigen was sie haben. Das finde ich viel attraktiver als so manchen blassen Humgerhaken aus dem Norden.
Nebenbei fühlte ich mich an diesem Strand (Cala Anguila) mit den vielen Familien sehr viel wohler als an dem Strand von gestern (Cala Mascal) mit seinen vielen tollen coolen, attraktiven und sportlichen Menschen, die distanziert ihre geölten Luxuskörper zur Schau stellen und in erster Linie damit beschäftigt sind, dabei cool zu wirken. Scheinbar bin ich doch mehr verkappter Familienvater als ich dachte. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass Familien deutlich seltener auf coolness Wert legen und ich dadurch des öfteren über gleichfigürliche Menschen stolpere, die mir nicht gleich das Gefühl geben, dass ich besser ein Strandtuch über mich werfen sollte... (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel ;-))

Achja: Warum legen sich eigentlich alle wie die Sardinen in die erste Reihe, obwohl weiter hinten Platz ohne Ende ist? Man ist ohne Übertreibung nicht ans Wasser gekommen, ohne entweder einen Hechtsprung über eine Luftmatratze zu machen oder sich von irgendjemandem anscheißen zu lassen, dessen „Revier“ man gestreift hat (übrigens nicht nur Deutsche haben dieses Verhalten). Ich bin dann ganz am Rand halb über die Klippen gekraxelt, um dann die vorderste Front des Strandes von der Seite zu erreichen. 

Nach ca. 5 Stunden Strand habe ich dann in der nahegelegenen Bar Cactus ein letztes Cana getrunken und bin dann weiter nach Porto Cristo gefahren um ein paar Sachen zu besorgen und Optionen für eine Bootstour zu checken. Danach hoffte ich auf ein leckeres Abendessen in der „großen Stadt“. Wider Erwarten fand ich direkt am Hafen einen Parkplatz (sogar einen legalen) und erledigte meinen Kram. Nachmittags um 16:00 sind übrigens auch 32° definitiv zu viel, um entspannt shoppen zu gehen. Ein Eis musste her. Geht ja immer. Trotz meiner Vorbehalte gegenüber Eisdielen mit Schlumpfeis war das Eis (Mascarpone-Kirsch, Yoghurt-Mango, Caramel-Nuss) lecker. Mal im Ernst: Was soll denn Schlumpfeis sein? Pürierte Schlümpfe? Von Gargamel persönlich gefangen und mit dem Zauberstab zu Schlunpfpüree verquirlt? Hm, wohl eher Zucker, Lebensmittelfabe und Fett? Sehr befremdlich. Ist bei diesen Eisdielen aber wahrscheinlich in allen Sorten so. Deshalb meide ich diese Eiskünstler gerne.



Direkt am Hafen fand ich dann ein sehr nettes Restaurant mit vielversprechender Karte. Schlagartig bekam ich Hunger und beschloss hier zu essen. Dumm gelaufen, denn es war erst 17:00 und der freundliche Senor Kellner erklärte mir, dass er diese Leckereien erst ab 19:00 kredenzt. Weil es da so nett war, bestellte ich ein weiteres Cana (zum Glück sind die immer nur 0,2l) und plante mein Abendessens-Konzept. Ich fragte meine gute Freundin Google, was es nahe meines Hotels so alles gibt. Eine hervorragende Bewertung bekam ein kleines Restaurant direkt bei mir um die Ecke (40 Meter), daß ich ums Verrecken nicht ohne Google gefunden hätte: La Costa (https://goo.gl/maps/bPEgSt6xoiKoewsj8). So unscheinbar der Laden von Außen ist, so spektakulär ist seine Lage. Die Terrasse befindet sich auf der gleichen Klippe wie mein Hotel. Der Ausblick und das Meeresrauschen zu chilliger spanischer Musik mit hervorragendem Essen war ein echtes Highlight. Und dann war die Bedienung auch noch super (übrigens die erste, die vernünftig Englisch sprach und sich wirklich gefreut hat, als ich mich bemühte, ein paar Fetzen Spanisch zum Besten zu geben). Das einzige, das mich störte, waren die 5 Pärchen, die sich im Laufe des Abends direkt vor meiner Nase positionierten und romantisch Händchen hielten. Ich hätte mich beinahe auf die andere Tischseite gesetzt und die Wand angestarrt. Aber dann viel mir auf, dass sich die Pärchen - mit einer Ausnahme - die ganze Zeit anschwiegen. Bei zweien merkte ich erst als sie gingen, dass es Deutsche waren. Das braucht ja auch kein Mensch. Zurück zum Essen: Ich hatte erstmal Gambas (frischer Fang vor Ort) in Knoblauch gebacken, dann ein Rinderfilet von mallorqinischem Weiderind (angeblich sehr glücklich) mit Grillgemüse und Ofenkartofel mit irgendeiner sehr leckeren leicht süßlichen dunklen Soße und dann eine Creme Brulé. Am Nachbartisch gabs Burger (sahen toll aus) und gegrillten Tunfisch, den ich wohl auch noch probieren werde. Außerdem servierten sie Weine aus der Region (u.A den AN/2, den ich letzten Herbst entdeckt habe).

Lustigerweise habe ich übrigens mein Auto nach 10 Runden Watzeviertel-Parkplatz-Suchspiel genau vor dem Restaurant geparkt. 
















Eigentlich wollte ich dann unten an der Hotelbar bloggen, aber da war es nervig. Die Erwachsenen finde ich anstrengender als Kinder. Die schlafen wenigstens um 23:00. Die Erwachsenen fangen da erst an laut zu werden. In meinem Hotel sind übrigens auch viele Engländer, die dazu neigen besonders laut und peinlich zu werden. Eine ältere Dame zum Beispiel fühlte sich dazu verpflichtet einer Katze ihre Beute wegzunehmen und die Katze zu verscheuchen. Die arme Katze hatte sicher viel Mühe, die Eidechse zu fangen. Sie war auch tot, Miss Marple konnte also nicht einmal ein Leben retten. Sie hat die tote Eidechse einfach über die Klippe geworfen. Völlig Sinnlos. Als mich dann noch irgendwas in meinen Sonnenbrand gestochen hat, reichte es mir. Jetzt sitze ich auf meinem Balkon, lauschte einem spanischen Entertainer zu, der im Nachbar-Hotel sang. Jetzt ist Feuerwerk.

Im Nachbarhotel spielen übrigens den ganzen Tag lautstark Kinder im Pool. Doof für die, die hier im Erwachsenenhotel abgestiegen sind, weil sie keine Kinder mögen ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen