Mittwoch, 9. Februar 2011

Bewerbungsgespräche

Zur Zeit führe ich jeden Tag ein Bewerbungsgespräch. Also nicht als Bewerber, sondern als Werber. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich mich in der Regel mehr für die scheinbar unwichtigen Dinge interessiere. Zum Beispiel die Hobbies der Bewerber, das Geburtsjahr, der Wohnort und ihr Lachen. Die eigentlich wichtigen Dinge wie Schulabschluss, Arbeitszeugnisse, Qualifikationen, berufliche Erfahrung und Arbeitsproben interessieren mich dagegen nicht allzu sehr. Dagegen beeindrucken mich außergewöhnliche Hobbies wie z.B. Westernreiten oder Dinge wie ein freiwilliges soziales Jahr.


Jetzt frage ich mich natürlich was mir diese Erkenntnis bringt. Bin ich jetzt unprofessionell? Suche ich keine/n Mitarbeiter/in, sondern eher eine Frau für mich? Bin ich zu naiv?


Ich erinnere mich auch nur zu gut daran, wie viel Zeugnisse ich schon auf richterliche Anweisung verbessern mußte und das ein PDF einer Reinzeichnung überhaupt nichts aussagt. In der Schule hatte ich damals selbst keinen Bock und es wäre geheuchelt, das jetzt bei meinen Bewerbern einzufordern. 


Wahrscheinlich führe ich die Gespräche auch so, weil für mich eigentlich nur Authentizität und Sympathie wichtig sind. Was bringt ein hochqualifizierter Mitarbeiter wenn er ein Arschloch ist und ihn keiner leiden kann? Es gibt genug karrieregeile Ärsche, die sich verbiegen um voran zu kommen. Ich mag Menschen mit echter positiver Persönlichkeit, denen das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen genauso wichtig ist wie ihr eigenes.


Vielleicht bin ich ja unprofessionell und naiv, aber schließlich verbringe ich jede Menge Zeit mit meinem Team. Schlimm genug, dass ich mich täglich mit unfähigen und unsympathischen Idioten aus anderen Abteilungen rumärgern muss. Da will ich mich wenigstens in meinem eigenen Team wohlfühlen. Und das tue ich!


Gleich kommt wieder eine Bewerberin und ich freue mich darauf. Sie sieht sehr nett aus :-)

10 Kommentare:

  1. Solange Sie keinen Postboten auf die freie Chirurgenstelle setzen, weil er so interessant vom Segelfliegen erzählt hat, ist das doch ein feiner Zug, den man sich häufiger wünschen würde. ;)

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  2. Hallo Axtschwester, wenn ich an unser Gesundheitssystem denke wäre das vielleicht doch mal eine gute Idee. Und meine Zahnärztin würde sich auch gut als Klemptnerin machen... :-)

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  3. Also, ich finde es gar nicht unprofessionell. Klar müssen auch die fachlichen Dinge stimmen, aber du stellst ja keine Roboter ein, sondern einen Menschen! Trotzdem würde ich auf eine gewisse Balance achten...ich habe meinen letzten Job u.A. bekommen, weil ich im Vorstellungsgespräch irgendwas "old school" fand. Wo DAS hingeführt hat, wissen wir ja nun alle...

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  4. Liebe Frau Doktor, wo das hingeführt hat wissen wir allerdings. Dennoch sei an dieser Stelle angemerkt, daß das weder Einfluss auf Deine Kompetenz hatte, noch hat, noch haben wird!

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  5. Sagst Du! Ich finde schon, dass diese old school Nummer mich genau dort packt, wo es weh tut. An den Kompetenzen. Die Grenzen verschwimmen eine Zeit lang, wenn man den Chef...kennt. Auf ne Art.

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  6. Mein Ex-Chef hatte ich die Angewohnheit, jede Bewerbung AUSSCHLIESSLICH nach dem Foto zu beurteilen, ohne die Qualis zu lesen. Seine Begründung:
    Die Physiognomie eines Menschen lügt nicht.
    Da hat er wohl Recht.

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  7. ..äh.. bitte das ICH ignorieren..

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  8. Ich gebe zu, dass ich das Foto auch extrem wichtig finde. Dabei geht es mir nicht darum, dass der Mensch besonders "hübsch" sein muss. Es ist zwar ein Klischee, aber es geht wirklich um die Ausstrahlung. Authentizität ist das Entscheidende für mich.

    Mein Foto-Tip für alle Bewerber: Kein Biometrisches Bild, auf jeden Fall lächeln (aber nicht zu aufgesetzt), nicht zu stark schminken oder stylen, Klamotten anziehen in denen man sich wohl fühlt und möglicht ein aktuelles Bild verwenden.

    Nur so kommt man authentisch und sympathisch rüber (vorausgesetzt man ist sympathisch und authentisch :-)

    @Frau Doktor: Bei euch war das Schicksal. Du hättest auch statt "old school" "unzeitgemäß" sagen können und es wäre genauso gelaufen. 2 Löwen halt.

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  9. Weder unprofessionell noch naiv! Sympathie ist für mich bei Bewerbungsgesprächen auch sehr wichtig, auch Hobbies sagen viel über jemand aus. Bei Azubis achte ich z. B. immer auf die Note im Sport. Eine 4 oder schlechter geht gar nicht.

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  10. Übrigens: Zur Zeit gibt es auch in unseren anderen Abteilungen keine Idioten und Arschlöcher, sondern nur nette Menschen. Das meine ich ernst und das ist nicht geschleimt... :-)

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