Freitag, 1. Dezember 2017

Konzert 2017.11: Yello

29.11.2017, Frankfurt, Festhalle

Yello ist eine von den Bands, bzw. Projekten, die ich sehr schätze und respektiere, obwohl mir nur wenige ihrer Songs wirklich gefallen. Für mich also eine „Hochrisiko-Veranstaltung“. Der geneigte Leser stellt sich jetzt vielleicht mit Recht die Frage: Warum tut er das? Nur um uns wieder mit seinem Gemeckere zu nerven? Nein, er tut das, weil Yello seit ihrer Gründung 1978 noch NIE auf Tour waren. Es gab lediglich ein paar vereinzelte „Performances“. Nachdem Gründungsmitglied Carlos Peron Yello 1983 nach dem 3.Album verlassen hat, bilden Dieter Meier und Boris Blank das schweizer Duo mit klarer Aufgabenverteilung: Boris ist vollständig für Musik und Produktion verantwortlich und Dieter steuert anschließend den fertigen Backingtracks Text und Gesang bei. Außerdem ist Meier auch für das Visuelle zuständig. Bei der Musik geht es oft um Klangteppiche, die oft mit Funk, Soul oder sonstigen unelektronischen Elementen vereint werden. Oft auch Bläser 🤮🤢

Meine Erwartung an die Musik selbst war also nicht so groß, aber an Sound und Vision umso mehr. Ich fragte mich auch, ob die alten Herren die Festhalle tatsächlich voll bekommen. Ich hatte Zweifel...

Die erste Frage war schnell beantwort: Nein, die Festhalle haben sie nicht vollbekommen. Das wurde uns bewußt, als die Tickets für unseren Block alle umgetauscht werden mußten, da unser Block hinter einem Vorhang verschwand, der ca. ein Drittel der Halle abtrennte. Der zweite Rang war komplett geschlossen und selbst der Zweidrittel Innenraum war nur zur Hälfte voll. Der Stimmung hat es nicht geschadet.

Auf der Bühne waren das bis zu 12 Leuten. Neben den 2 Hauptprotagonisten waren da noch ein Drummer, ein Percussionist, ein nerviger Gitarrist, zwei Backgroundsängerinnen und fünf Bläser. Nicht zu vergessen die zwei Gastsängerinnen Fifi Rong und Malia. Als ich das sah, bekam ich es mit der Angst zu tun, denn in der Regel hat man damit zu rechnen, dass Drummer und Gitarrist alles andere zu Brei spielen, was bei Boris Blanks interessanten Klangcollagen sehr bedauerlich wäre. Dazu kommt die sprichwörtlich miese Akustik der Festhalle. 

Als es dann losging saß ich mit offenem Mund auf dem Sitz. Der Sound war nicht nur gut, er war der Hammer. Nicht nur, daß alles harmonisch abgemischt war, sondern es gab einen Surround-Sound vom Feinsten. Viele Soundeffekte kamen quasi von Hinten und hatten dadurch genug Raum um nicht unterzugehen. Einen besseren Sound habe ich in der Festhalle noch nicht gehört. Die Musiker waren allesamt an sich gut, wobei ich weder Bläser noch Gitarrist gebraucht hätte. Die beiden alten Herren hatten sichtlich Spass und waren sehr sympathisch. Besonders als Boris Blank nach vorne kam und mit der App „Yellofier“ auf seinem Smartphone live Samples aufgenommen und arrangiert hat. Wobei da nicht alles „live“ war. Trotzdem war es sehr witzig und interessant. Dieter Meier „improvisierte“ dazu dann den Gesang von Bostich. Musikalisches Highlight war neben diesem Gag erwartungsgemäß Bostich und Vicious Games. Die Hits Oh Yeah und The Race fand ich live deutlich besser als im Original und the rhythm divine hat Malia fast so gut wie Shirley Bassey gesungen. Die Auftritte von Fifi Rong bei Kiss the cloud und Lost in motion waren außer Konkurrenz. Einfach genial. Vermisst habe ich aber Desire, Lost Again und I love you. Aber irgendwas ist ja immer... 😉

Auch die Visuals enttäuschten nicht. Es gab eine Mischung aus alten Videoclips, Animationen und Livebildern von der Bühne. Oft erzeugten die Projektionen in Kombination mit den Lichteffekten einen dreidimensionalen Raum. Ich war auch davon begeistert. Insgesamt ein tolles Konzert. Und das, obwohl mich 2-3 songs ziemlich genervt haben, bei denen ich mich dann trotzdem über Sound und Vision freuen konnte...





















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen