Montag, 12. Januar 2015

Konzert 2015.01: Kraftwerk

10.1.2015, Neue Nationalgalerie Berlin

Konzertreihe "Katalog 3D", Schwerpunkt "Computerwelt"


Was soll man über Kraftwerk sagen. Kaum eine andere Band aus dem Bereich "Elektronik" ist so bekannt wie die Düsseldorfer Herren. Was vielleicht noch nicht jeder weiß: Vom legendären Quartet "Ralf, Florian, Wolfgang und Karl" ist nach Florian Schneiders Ausstieg 2009 nur noch Ralf Hutter übrig geblieben. Da die Band seit dem auch keine neue Musik geschrieben hat, kann man die 3 neuen Mitglieder getrost als "Musikarbeiter" oder "Bühnenergänzungsmusiker" abtun. Ralf Hutter war schon immer ein sehr pedantischer und konzeptioneller Künstler, der seit Jahren erkannt hat, daß Kraftwerk seiner Rolle als thematisch und musikalisch visonäre Denker nicht mehr Gerecht werden kann. Zum einen, weil wichtige Teile des visionären Umfelds nicht mehr involviert sind (z.B. Karl Bartos, Wolfgang Flür und Conny Plank), zum anderen, weil die Entwicklungen in der elektronischen Musik keine großen neuen technolgien mehr hervorbringt, die Kraftwerk nutzen könnte. So war das letzte Album "Tour de France Soundtrack" (2003) zwar noch interessant, aber bot technisch gesehen keine großen Innovationen. Auch, wenn sie das Thema Radrennen aus medizinisch/Physiologischer beleuchten, wirkt es nicht so innovativ wie die Themen "Mensch Maschine (1978)", "Radioaktivität (1975)", "Computerwelt (1981)" oder "Techno Pop (1983/6)" zu ihrer Zeit. Ralf Hütter hat das erkannt und sein Konzept angepasst. Er sieht Kraftwerk jetzt als audiovisuelles Gesamtkunstwerk und entwickelt Performances, die nicht mehr in Konzerthallen, sondern in Galerien gehören. Seit einigen Jahren präsentieren Kraftwerk nun ihr Konzept "Der Katalog - 3D" in verschiedenen Metropolen der Welt. Dabei spielen sie an acht Tagen 8 Konzerte, die jeweils eins ihrer acht Alben als Haupt-Thema haben. Das Ganze wird dann mit Visuals in 3D-Technik präsentiert.

Unser Konzert hatte als Schwerpunkt mein Lieblingsalbum "Computerwelt" von 1981. OMD (Architecture and morality), Human League (Dare), Jean-Michel Jarre (Oxygene) und Heaven 17 (Penthouse & Pavement und Luxury Gap) haben perfekt vorgemacht, wie man so ein Konzept perfekt umsetzt: man verwendet Original Sounds um die Atmosphere und den Sound des betroffenen Albums authentisch wiederzugeben. Kraftwerk haben mahezu alle Songs "aktualisiert", was bei einigen gut, bei anderen weniger gut funktioniert hat. In der Regel haben sie die Sounds der Melodien und Flächen belassen und die Drums und Bässe moderner gemacht. Für mich klangen dadurch die meisten "Drum and Bass" Spuren gleich und austauschbar. Einige Songs wurden leider auch Medleyartig ineinander verwurstet. Dadirch jat man einige Titel garnicht sofort erkannt. Ich kann mich zum Beispiel bis Heute nicht an "Heimcomputer" erinnern, was aber wohl gespielt wurde. Wahrscheinlich als Medley mit "It's more fun to compute", denn das hat man ab der Hälfte kaum noch erkannt. Vermutlich eine Folge der "Modernisierung"

Es folgt die Setlist:

Nummern
Computerwelt
It's More Fun to Compute
Heimcomputer
Computerliebe
Taschenrechner / Dentaku
Die Mensch-Maschine
Spacelab
Das Modell
Autobahn
Ätherwellen
Radioaktivität
Trans Europa Express
Metall auf Metall
Abzug
Tour de France 1983
Tour de France 2003
Die Roboter
Planet der Visionen
Boing Boom Tschak
Techno Pop
Musique Non Stop 

Genug gemeckert. Kommen wir zu den positiven Punkten, die deutlich in der Überzahl waren. Natürlich war ich besonders gespannt auf die 3D Effekte und die haben mich größtenteils echt begeistert. Egal ob die Nummern oder die Noten, die über die Köpfe geflogen sind, die Autos bei Autobahn, die einen überfahren haben, die Antenne des Spacelabs, die einem in die Augen gestochen hat oder der TEE, der einem mitten ins Gesicht fährt. Die Effekte waren genauso gut, wie bei einem Kinofilm wie Avatar oder Gravity. Lediglich bei 3 Songs war der Effekt kaum bis garnicht vorhanden, was aber daran lag, daß man alte Videos verwendet hat (z.B. Das Model). Was mich persönlich noch mehr begeisterte, war allerdings der Sound in 3D, der die Dreidimensonalität erst vollkommen machte. Gezirpe von hinten rechts wandert nach links vorne und zurück, Computerstimmen labern einen von hinten an und plötzlich wummert ein saufetter Bass in der Mitte von unten. Dazu messerscharfe Höhen in breitestem Stereoklangfeld. Das war vom Feinsten, was ich je an Sound gehört habe. 








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