Donnerstag, 10. April 2014

Konzert 2014.11: Laibach

4.4.2014, Moussonturm Frankfurt

Das slowenische Künstlerkollektiv Laibachverwirrt seit den Achtzigern die Musikszene auf vielfache Weise. Mal durch ihren Sinn für Ästhetik, der sich vieler Zitate aus dem Dritten Reich bedient, mal durch brachiale Musik irgendwo zwischen Industrial, EBM und Klassik und mal durch sehr distanuierte Auftritte, bei denen man nicht genau weiß, was ist live und was kommt vom Laptop oder Band. Als letztes überraschten Laibach mit ihrem aktuellen Album "Spectre", daß sehr elektronisch und melodisch ist und durch die verstärkte Beteiligung der Sängerin Mina Špiler auffällt.

Obwohl Hauptsänger Milan Fras bereits seit 1983 bei Laibach singt (der Original Sänger nahm sich 1982 das Leben), gab es kaum altes Material. Lediglich das umstrittene "Tanz mit Laibach" kam als Zugabe. Weder einer der bekannten Coverversionen (z.B. Geburt einer Nation, Life is Life oder Sympathie with the devil), noch mein Lieblings-Song "Die Lieb" wurden zum Besten gegeben. schwerpunkt war beim neuen Album und bei dem Soundtrack zum genialen Film "Iron Sky", von dem auch einige Ausschnitte als Projektion liefen. Die Projektionen waren insgesamt sehr gut. Teilweise Material im Stil von Leni Riefenstahl, mal ein Porno überlagert von diversen Farbfiltern und mal abstrakte Fraktale. 

Der Sound war laut und brachial ohne übersteuert zu wirken. Also sehr gut. Auf der Bühne befanden sich 3 Keyboarder (inkl. der Sängerin), ein Drummer und Milan Fras. Teilweise war es schwierig fest zu stellen, ob die sehr starken Backing Vocals wirklich live gesungen waren oder ebenso wie sämtliche Kommunikation mit dem Publikum, doch vom Sampler kamen. Sängerin Mina war allerdings sehr stark und mich würde es nicht wundern wenn doch alles live gewesen wäre. Nur beim Gepfeife beim aktuellen Radio-Hit "Whistleblower" bin ich mir nicht sicher. Das klang schon fast zu sauber... 

Die Musik war eine typische gute Mischung wie sie bei den besseren Electro-Acts üblich ist: Einige Drums und Sequencer kommen vom Laptop oder Launchpad, aber alle live spielbaren Parts wurden von den 3 Keyboardern gespielt. Selbst der Drummer hat mich nicht genervt, obwohl ich da sehr empfindlich bin. Alles in allem fand ich das Konzert sehr gut.

Abschließend ein paar Worte zur Stimmung und zum Publikum: Es war eine bunte Mischung vor Ort. Vom Hardcore-Fan aus den Achtzigern über Intellektuelle bis hin zu Schaulustigen, die eigentlich dachten, Laibach seien Nazis war alles vorhanden. Ich hatte das Gefühl, daß kaum jemand das eigentliche künstlerische Grundkonzept von Laibach versteht und entsprechend war die Stimmung sehr verhalten. Bezeichnend auch, daß das einzige Lächeln auf der Bühne entstand, als der Keyboarder bei der Klatsch- und Sing-Animation per Samples abfeuern, die Taste zu früh losgelassen hat und dadurch die Aufforderung ans Publikum abgehackt wurde. Ich halte fest: Die Band hat nicht ein einziges persönliches Wort ans Publikum gerichtet. Ich fands nicht schlimm, aber das Publikum hat das nicht verstanden. Wer mehr über Laibach wissen möchte: Auf Wikipedia ist eine sehr ausführliche Erklärung des Projektes Laibach zu finden: Laibach auf WIKI

Ich fand das Konzert sehr gut.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen