Mittwoch, 5. Februar 2020

Konzert 2019.25: Midge Ure & Band Electronica

14.12.2019; Stahlfabrik Düsseldorf
Support: Tiny Magnetic Pets

Ja, ich weiß: Midge Ure habe ich doch schon gefühlte 1.000mal gesehen und Düsseldorf ist weit weg. Aber es gab 2 gute Gründe, den langen Weg auf mich zu nehmen: Die hervorragende Vorgruppe und das Thema der Tour. Er zelebrierte das Jahr 1980. Und zwar mit 2 ganz besonderen Platten, an denen er maßgeblich mitwirkte: „Vienna“ von Ultravox und „Visage“ von Visage. Aus diesen beiden Alben sollte sich also die Setlist zusammenstellen. Das ist nicht nur außergewöhnlich, weil die beiden Alben geniale Meilensteine sind, sondern auch, weil es die beiden allerersten LPs waren, die ich mir je kaufte. Begeistert von den jeweils enthaltenen Hits „Fade to grey“ und „Vienna“ wollte ich damals mit gerade mal 12 Jahren mehr von dieser futuristischen Musik kennenlernen. Auch wenn schon davor Jean-Michel Jarre, Kraftwerk, Popcorn oder Magic Fly von Space ähnliche Begeisterung auslösten, war es jetzt an der Zeit mein Taschengeld in Schallplatten statt in Lego zu investieren. Seitdem bin ich dieser Musik treu geblieben und ich danke meinen Brüdern für ihre Vorarbeit während meiner Kindheit, wo sie mich mit Musik von Pink Floyd, Supertramp, den Beatles oder Klaatu geimpft haben. Ende der 70er tönten dann auch noch Disco-Songs aus dem Nachbarzimmer...

Zurück nach Düsseldorf, was auch zweideutig zu verstehen ist, da hier die Wurzeln der deutschen Elektronikmusik liegt. Kraftwerk, DAF, Der Plan, Propaganda oder Rheingold erschufen hier ihre geniale Musik. Das Stahlwerk mit Bestuhlung zu erleben war eine grenzwertige Erfahrung, aber mein schwer ledierter Rücken war sehr dankbar. Obwohl die Bestuhlung eng und unpassend war. Das Ambiente der kultigen Location ging dadurch leider etwas verloren und einige Konzertbesucher waren sogar richtig genervt davon. Auch wenn die Stimmung bescheiden blieb, war der viel zu kurze Auftritt von Tiny Magnetic Pets eine gute Einstimmung. Feine zeitgemäße elektronische Popmusik mit vielen Zitaten aus den 80ern und einer sehr guten und süßen Sängerin. Top-Performance!






Dann begann die Zeitreise nach 1980 mit einer kleinen Rarität als Intro: Yellow Pearl. Es folgten einige Visage-Tracks, die zwar ohne Steve Stranges Stimme etwas unvollständig waren, aber durch die sehr gute Live-Umsetzung der Band Electronica trotzdem sehr stimmungsvoll. Die großen Überraschungen des Visage-Teils waren sicherlich Blocks on blocks und In the year 2525. wobei ich gerne noch Malpaso Man und Moon over Moscow gehört hätte. Trotzdem eine tolle Zeitreise. Die Titel des Vienna-Albums (vollständig in original Reihenfolge) klangen sehr nah am Original und begeisterten mich mehr, als seinerzeit die Umsetzung der „Return to eden“ Tour, wo leider nicht das ganze Album „Rage in eden“ gespielt wurde, das ich ja eigentlich sogar noch besser finde. Trotzdem rechne ich es sowohl Ultravox, als auch Midge Ure sehr hoch an, dass bei beiden Touren sehr viel Wert darauf gelegt wurde, die Stimmung und den Sound der Originalproduktionen möglichst gut einzufangen. Trotzdem kam die Musik nicht aus dem Computer, sondern es wurde so ziemlich alles live performt, was durchaus nicht selbstverständlich ist. Mein persönliches Highlight war dann „Passionate Reply“, was ich noch nie live gehört hatte. Weder von Midge Ure, noch von Ultravox. Der rare Song war 1981 die B-Seite der Single „Vienna“ und für mich schon immer einer meiner 3 Lieblingssongs von Ultravox. Als der Song angestimmt wurde, musste mich mein Nachbar erstmal zwicken, weil ich dachte ich träume...

Die Reise nach Düsseldorf hat sich auf jeden Fall absolut gelohnt und ich kann das Programm „1980“ von Midge Ure jedem Fan empfehlen. Aber auch wenn es als Zugabe neben dem genialen „The Voice“ dann noch die Hits „Hymn“ und „Dancing with tears in my eyes“ gab, ist das Konzert eher nur was für Hardcore-Fans. Die großen Hits waren ja auf Vienna (von Vienna abgesehen) nicht enthalten...






















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