Montag, 6. September 2021

Konzert 2021.02: Heaven 17/Human League

5.9.2021, Roundhouse, London (Camden)

Die Vorgeschichte bitte dem Post „Auf der verseuchten Insel: Prolog“ entnehmen. Dort erkläre ich die Besonderheiten des Konzertes.

Zunächst etwas Ballastwissen zur Location: Das Roundhouse diente früher als „Wendehalle“ für Lokomotiven. Die Drehscheibe befindet sich angeblich immernoch im Boden. Bin aber nicht sicher, ob das wirklich stimmt. Ich hab zumindest nichts gesehen.

Eigentlich ist das Konzert schnell abgehandelt: es war exakt so wie erwartet. Es wurden komplett die beiden thematisierten Alben gespielt inkl. der Holiday‘80 EP. Mit einer Ausnahme auch ziemlich genauso wie auf den Platten. Die Ausnahme war ausgerechnet Being Boiled, was grundsätzlich die Version vom Album und Holiday‘80 war, aber wie Glen es beschrieb, in der Heaven 17 Version. Das beinhaltet „unechte“ Gesangseinlagen von Glen und den Mädels. War aber noch ok. Doof fand ich die Visuals bei dem Song, die merkwürdige Spielzeugsoldaten zeigten.

Ansonsten waren die Visuals passend zur Musik ziemlich gut. Die stammten übrigens vom Designer der alten Plattencover, der ganz im Stil vom damaligen Visualisten Adrian Wright, mit auf der Bühne stand und die Projektionen steuerte. Zu sehen waren viele Standbilder aus alten Filmen der 60er und 70er, sowie Grafiken im Retro-Future Style, was ja gut passt.

Zurück zum Sound. Auch wenn einiges von Band und Computer kam (Drums und Basis-Sequenzen) hatte Martyn einige alte Synths auf der Bühne, wie sie Human League seinerzeit verwendet hat. Unter anderem einen Jupiter 4 und ein System 100 von Roland. Geschätzt spielte er trotzdem ca. 80% der Sound über das Laptop als virtuelle Synths. Da ich die selbst gerne benutze, verstehe ich das gut. Es ist ein riesen Akt, alte Analog-Synthies auf die Bühne zu schleppen und stimmstabil über 2 Stunden zu bringen. Und Sounds abspeichern und wieder abrufen geht auch bei den meisten alten Dingern nicht. Ich fand die Mischung so sehr gut. Es waren nicht nur Laptop und ein Keyboard auf der Bühne, sondern einiges mehr. Auch die zusätzliche Keyboarderin fand ich wichtig, um mehr live spielen zu können.

Die beiden Sängerinnen haben mich am Anfang sehr irritiert. Human League waren bis zur großen Trennung 1980 eine reine Herrenrunde. Die beiden Sängerinnen (Susan und die spätere Frau von Phil Joanne) kamen erst danach zu Phil und Adrian. Dennoch waren die Mädels eine Bereicherung. Ihr Gesang war nicht sehr dominant, sondern sie hielten sich im Hintergrund und sangen die mehrstimmigen Parts hervorragend. 

Apropos Gesang: Natürlich wäre mir Phil Oakey lieber gewesen, aber selbst Glen Gregory wäre Phil Oakey lieber gewesen, wie er selbst erzählte. Insgesamt erzählte er einige Anekdoten von damals, als er noch Fan von Human League und Fotograf in Sheffield war. Martyn und Glen versuchten angeblich Phil für die Konzerte zu begeistern, aber scheinbar ohne Erfolg. Dazu würde ich gerne mal Phils Version hören. Auch zu ein paar anderen Stories, die erzählt wurden. Z.B., dass ursprünglich Glen als Sänger für Human League gedacht war und Phil nur wegen seiner Frisur das Rennen gemacht hat. Ich hörte nur, dass er Sänger wurde, weil er der schlechteste Keyboarder war. Auch, dass „Fascist Groove Thang“ der erste H17 Song (5 Tage nach Gründung) gewesen sein soll. Ich hätte eher auf „I‘m your money“ gewettet, was als erstes erschienen ist und auch noch sehr nach Human League klang… Aber ich schweife ab: Der Gesang von Glen war hervorragend wie immer und seine Stories und Wortwechsel mit Martyn sehr unterhaltsam. Die hatten Spaß auf der Bühne. Bei manchen Songs hat mir Phils Stimme aber doch gefehlt, da er etwas aggressiver und rotziger klingt.

Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann sind es die letzten beiden Zugaben „Fascist groove thang“ und „Temptation“. Vor allem „Temptation“ hat überhaupt nicht gepasst. Vor allem nicht in der Hardcore-Soul-Version, bei der die Mädels zeigen konnten, was sie können. Das war zwar in der Tat beeindruckend, aber mir hat es den Abschluss etwas versaut. Ich hätte lieber „I‘m your money“ gehört, das einzige Stück, das ich wirklich vermisst habe…

Top Gänsehaut-Momente waren:
Black Hit of space
Dream of leaving
Circus of death
Morale/Loving feeling (tolles Duett Glen & Martyn)
Marianne

Außerdem noch die tollen Worte von Glen gegenüber Phil Oakey und Ian Graig Marsh, ohne die das alles nicht entstanden wäre. Und auch an Adrian Wright.

Nachtrag: hab diese schöne Rezension gefunden: 


















































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