Samstag, 4. September 2021

Auf der verseuchten Insel: Tag 2

Das wichtigste zuerst: ich bin nicht aus dem Bett gefallen. Allerdings war das gar nicht so einfach, denn ich schlug mehrfach mit meinem Arm an die Wand und wusste nicht wohin damit. Gut geschlafen hab ich also nicht, was aber selten der Fall ist wenn ich im Urlaub bin. Zumindest in der ersten Nacht.

Das Frühstück war seeehr traditionell. Wobei ich beim Full English den Black Pudding und die Pilze vermisst habe. White Pudding gibt’s ja leider scheinbar schon lange nicht mehr. Da das Frühstück frisch gekocht wurde, gibt’s eigentlich sonst nix zu meckern. Und da ich alleine reise, konnte ich sogar ohne Bedenken die Beans essen ;-)  

OK, der Filterkaffee war so lala, aber dennoch trinkbar. Schön auch, dass die Küchenchefin scheinbar die Mama vom Chef zu sein scheint. Also eine Art Königin Mutter des Jesmond Hotels.




Ein paar Bilder vom Weg vom Hotel zur U-Bahn-Station. Ich wohne direkt neben der Uni…










Samstag war schon immer Markttag. Früher Camden Market, seit der zu einer Touri-Attraktion mutiert ist, ist es der Bricklane-Market. Da die Busverbindung zu kompliziert ist, also doch wieder U-Bahn. Oder eher V-Bahn, denn die gestern geschätzten 50% Maskenträger muss ich nach unten korrigieren. Es sind eher 30%. Interessant ist auch, dass sich scheinbar alle damit abgefunden haben. Es hat noch kein einziges Mal jemand jemanden aufgefordert die Maske aufzusetzen. Wer nicht will, läßt es halt bleiben. Auch in Geschäften interessiert es keinen, dass am Eingang eine Maskenpflicht mit Androhung von Rauswurf und Strafe angeordnet ist. 





Natürlich habe ich versucht zu analysieren, wer die Verweigerer in London sind. Garnicht so leicht, denn meine deutschen (bestätigten) Vorurteile funktionieren hier nicht. Es zieht sich eigentlich durch alle Gruppen. Wobei es selten Frauen über 30 sind. Ethnische Herkunft ist hier nicht zu benennen. Es zieht sich konsequent durch alle Nationalitäten. Nur die Asiaten sind Streber und haben eigentlich fast immer eine auf. FFP2 kennt man hier übrigens scheinbar nicht, denn wenn überhaupt, haben die meisten die OP-Masken auf (natürlich ohne den Metallbügel anzudrücken) oder man hat einen lustigen (versifften) Stofflappen im Gesicht. Sieht man mal eine FFP2, ist es in der Regel ein/e Deutsche/r. Aber genug zu den Masken. 

Wobei, ganz doch nicht. Denn diese Situation hat mich total gestresst, da der Markt ja größtenteils im Innenraum stattfindet. Genau gesagt sogar im stickigen Innenraum. Die Folge war dann, dass ich schnell die Lust verloren und garnicht viel geguckt habe. Wobei es da coole Sachen gab und es auch relativ leer war. Die besten Hallen/Räume haben aber sogar täglich auf. Man muss also garnicht zwingend Samstags auf den Markt gehen…











 














Oben in dem Gebäude ist noch eine Food Hall mit allerlei Hipster-Futter. Da hatte ich nicht so Lust drauf. Ich wollte lieber draußen sitzen und bedient werden…




Ich war dafür im Rough Trade East und hab da vor allem Bücher gekauft. Ja, echte Bücher zum lesen. Verrückt, oder? Natürlich zum Thema Musik. Mit meinem New Order T-Shirt war ich in dem Laden natürlich der Held. (Anm. der Redaktion: New Order sind bis Heute die Lieblinge der alternativen englischen Musikpresse und Rough Trade war und ist die Vertriebsgesellschaft der Band). Ich wurde dreimal darauf angesprochen. Leider nur von Kerlen…






Ein paar Vinyls habe ich aber auch noch an ein paar Ständen und Nachmittags bei einem Laden in Notting Hill gekauft:


Aber erstmal habe ich noch ein paar Shots rund um die Bricklane gemacht.






























Mein Plan Busse zu benutzen, um die V-Bahnen zu meiden ist übrigens fürn Arsch: Die Busse sind noch voller! Also bin ich von Notting Hill erstmal ein Stück gelaufen. Und zwar durch den Hyde Park, wo am Ende irgendwas großes stattgefunden hat. Ich hab mich aber nicht genug dafür interessiert, um herauszufinden, was das war. Sah wie eine Demo aus.

















Jetzt war ich noch was essen, was mal wieder schwierig war. Entweder wars voll, ich war underdressed oder ich wurde ignoriert. Am Ende bin ich bei einem Italiener gelandet, der zumindest nicht „billig“ war. Das Tunfischsteak war auch ganz lecker. Hatte aber eigentlich mehr Bock auf Fish & Chips. Jetzt wars halt Fish & Aubergine & Tomaten.





Aktuell hab ich gar keine Lust, Morgen was zu machen. Meine Fotos, auf denen oft keine Menschen zu sehen sind, täuschen etwas. Es ist schon viel los. Zumindest in der City. Und die Ignoranz geht mir aufn Keks. Kein Wunder, dass die Inzidenz hier bei 300 liegt. Eigentlich müsste die noch höher sein. Wahrscheinlich sind die schon fast durchgeseucht. Vielleicht bleibe ich Morgen im Hotel und warte auf das Konzert am Abend. Mir tun auch die Füße weh…

Bargeld wurde hier übrigens quasi schon abgeschafft. Alles wird kontaktlos per Karte, Handy oder Watch bezahlt. Selbst ÖPNV. Man hält das Handy beim Betreten der Haltestelle oder Einsteigen in den Bus an ein Lesegerät und beim Verlassen auch wieder. Mit einer App kann man dann checken, ob alles korrekt war. Richtig cool ist es, dass der tägliche Höchstbetrag auf 7,60£ gedeckelt ist. Mehr bezahlt man nie. Also alles Einzelpreise, bis das Limit erreicht ist. Dann fährt man kostenlos. Geiles Konzept!

Nur aufm Markt wollten noch ein paar lieber Bargeld. Wenn ich das Mädel im Rough Trade Shop richtig verstanden habe, liegt das wohl daran, dass das Finanzamt bei Bar-Einnahmen voll den Prüfungstanz aufführt, während bei reiner bargeldlosen Kasse die Steuererklärung quasi ein Klaks ist. Das wäre bei uns vielleicht ähnlich… 

Ich frage mich nur, wie ältere Menschen damit so klar kommen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen