Freitag, 5. September 2014

Schottland Solo: Tag 2 (Lochinver to Lochcarron)

Tag 2 startete perfekt. Ich hatte gut geschlafen und bekam ein Top Frühstück. Natürlich Full Scottish mit Porridge und einen guten Kaffee aus so einem Drückteil (Keine Ahnung wie das heißt).


Danach hatte ich eine interessante Diskussion mit Herbergsvater Nick (Schotte), seiner Freundin Patrycja (Polin, lebt seit 3 Jahren bei Nick) und einem Lehrerehepaar aus London. Thema: Die unabhängigkeit Schottlands. Patrycja erklärte, daß die befürwortenden Schotten alle laut YES rufen und die offenen Fragen danach klären wollen. Sie ist sich nicht sicher, weil selbst bei einem knappen Sieg fast die Hälfte dagegen ist. Sie fürchtet Streit. Die Londoner stellten in Frage welche Währung es dann gibt und wer das Militär finanziert. Nick sagte "yes!". Ich schlug vor, sich dem Euro anzuschließen, was zur allgemeinen Belustigung beitrug. Bei allen...

Ich fuhr nochmal die schöne Küstenstraße zurück, die ich ja nur im Dunkeln gesehen hatte. Der 45 Minütige Umweg hat sich gelohnt.


Auf dem Weg zurück hielt mich ein junges schottisches Pärchen an. Sie hatten eine Panne und fragten, ob ich sie mit ins "village" nehmen könne. Bevor ich mir zahlreiche Horrorfilme durch den Kopf gehen lassen konnte, die genau so begannen, sagte ich zu. Scott und Jane sind Anfang 20. Jane ist eine hübsche Blondine und Scott sah aus wie eine Mischung aus Schafhirte, Rockstar und Arbeitsloser. Man muss dazu sagen, daß der Westen Schottlands recht arm ist. Kaum saßen die 2 hinter mir, überkamen mich Zweifel, ob das eine gute Idee war. Es wäre Ihnen ein Leichtes gewesen mir meine Tasche mit iPad, Kamera, Geldbörse undsoweiter zu klauen. Sie waren aber sehr nett. Ich verstand zwar kein Wort, aber als sie was von Taxi faselten, sagte ich, ich würde es sehr genießen, daß mal jemand mitfährt. Obwohl ich Jaqueline Heute komplett deaktiviert hatte, hatte ich Heute um 11:00 bereits mehr konversation als im kompletten letzten Urlaub. War sehr schön...

Das doppelte Abfahren der halben Route hat mich ca. 1 Stunde zurückgeworfen. Ich wollte also Gas geben. Nach der tollen Straße an Tag 1 wollte ich trotzdem die Küstenstraße fahren. Gesagt getan. Insgesamt war sie zwar nicht ganz so schön wie die Gestern, aber dafür gabs ein paar echte Highlight, für die ich oft ausgestiegen bin um Fotos zu machen. Bei einer Exkursion zu einer vermeintlich guten Fotolocation passierte dann das, was echt doof ist wenn man alleine unterwegs ist: Ich bin voll hingebrezzelt. Hat echt weh getan und es gibt bestimmt ein paar blaue Flecken und eventuell ein blaues Auge. Was tut man nicht alles für ein gutes Foto. Wobei die Stelle dann doch Scheiße war... Ich weiß nicht mehr genau, wo welches Motiv war, aber das sind die Impressionen bis Gairloch











Nach Gairloch wollte ich unbedingt noch an den Arsch der Welt zu einem Leuchtturm fahren. Ich liebe Leuchttürme! Daß der dann aber wirklich am Arsch der Welt war, hatte ich nicht eingeplant. Die Singletrack-Road bis Melvaig war ja noch wie immer, aber danach kam noch ca. 20 Minuten eine Art Singlesmalltrack-Road mit abenteuerlichen Brücken und Kurven. Diese Kackstraße führte dann nicht mal bis zum Turm. Ich mußte also noch einen Hügel hochklettern um das Drecksding zu fotografieren. Hat sich aber gelohnt finde ich.



Natürlich hat mich das alles viel Zeit gekostet und außer einer Bierpause in Ullapool hatte ich auch seit meinem Frühstück nix mehr zu mir genommen. Mein Plan war es, in Shieldaig zu übernachten und zu essen und anders als geplant erst Morgen den Applecross Pass zu fahren. Um 18:00 kam ich Shieldaig an. Die B&Bs meiner Hoffnung waren alle ausgebucht und das örtliche Hotel war mir mit 80£ deutlich zu teuer. Mir wurde dann das "Rivendell Guesthouse" empfohlen. Die alte Dame im Empfangs/Loungebereich konnte sich immerhin kurz von ihrem Telefonat losreisen um mir ein Zimmer zu zeigen und mir den Preis von 34£ zu nennen. Das Zimmer war eine Katastrophe. Ihr Mädels unter den Lesern wärd rüchwerts wieder rausgefallen. Ich hatte noch den Kompensationspreiswunsch vom Vortag im Kopf und dachte mir, besser als im Auto pennen. Ich sagte zu und holte mein Gepäck. Als ich nun essen gehen wollte, hatte ich den merkwürdigen Wunsch mein Zimmer abzuschließen. Außerdem wollte ich noch gerne wissen, ob es WIFI gibt. Hab nämlich keins gefunden. Die Hausdame telefonierte immernoch. Privat. Und sie würdigte mich keines Blickes. Ich ging nochmal raus um zu fotografieren und ihr etwas Privatsphäre zu gönnen. In der Lobby. Als ich 10 Min. später wieder rein kam, telefonierte sie immernoch. Ich setzte mich demonstrativ zu ihr in die Lobby und versuchte mich in "nonverbaler Kontaktaufnahme". Und ich scheiterte kläglich. Als sie in ihre Privatgemächer türmte um weiter mit einer Verwandten über ihre Enkelin und deren Liebesleben zu tratschen hatte ich die Faxen dicke. Ich holte meinen Koffer wieder aus dem siffigen Zimmer ohne WiFi und hab nen "Polnischen" gemacht. Ich habe Fluchtartig Shieldaig verlassen, damit ich sie nicht noch treffe und mit ihr diskutieren muss. Shieldaig ist klein. Sehr klein. Ich war dann mal weg.


Mein neuer Plan war, weiter Richtung Applecross zu fahren und unterwegs irgendwo eine Unterkunft zu finden. Es war 18:47 und noch war es hell. Um es kurz zu machen: Es gab auf der gesamten Halbinsel Applecross gerade mal 2 B&Bs und die waren besetzt. 





Ich fuhr also den wunderschönen Pass bei Einbruch der Dunkelheit und hatte weder Unterkunft, noch Essen in Aussicht. Dann kam auch noch Nebel auf in den Bergen. Trotzdem war der Pass Spitze. Ich habe einen ganz besonderen Bewohner getroffen:



Gestrandet bin ich jetzt um 21:36 in einem B&B in Lochcarron, wodurch ich jetzt nur noch ca. 30Min. hinterm Zeitplan bin. Und das, obwohl ich nicht hetze. Allerdings hab ich Heute außer dem Frühstück nix gegessen. Ich hab noch einen Double Decker Schokoriegel. Der muss reichen! Das B&B wird geführt von 2 Senioren, die mir das Zimmer für 25£ überlassen haben. Bad zwar aufm Flur, aber dadurch war es ein sehr sparsamer Tag Heute. Leider geht seit ca. 15 Min. das WiFi nicht mehr und die beiden schlafen wohl schon. Der Post steht dann leider erst Morgen online...

Heute habe ich bei meinem Sturz eine Begleitung vermisst und manchmal fehlt mir jemand, der über meine spontanen und grandiosen Kommentare im Auto lacht oder mitmacht. Hatte ich ja aber letztes Jahr auch nicht. Vorteil des alleine reisens Heute: Coolness bei der Zimmersuche und Flexibilität mit dem Essen. Das wäre so mit der CVM nie gegangen. Jaqueline hab ich Heute garnicht erst zu Wort kommen lassen. Gab also auch keinen Streit.


WiFi is back!


4 Kommentare:

  1. Das "Druckteil" ist ein Percolator :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dachte ich es mir doch, daß Du dieses Ballastwissen mit Dir rumträgst...

      Löschen
  2. Meine Fr... ich liebe Deine Berichte, könnte mehr als drei täglich lesen...oder vier...oder...oder...
    Die Bilder sind der Hammer...mir laufen hier schon wieder die Tränchen runter :-D

    AntwortenLöschen